SASSNITZ-MUKRAN (dpa-AFX) - Seit einem halben Jahr rollen täglich zwei Züge mit jeweils 148 Stahlrohren für die zweite Ostsee-Pipeline auf die Insel Rügen. Mehr als 27 300 Rohrsegmente stapeln sich inzwischen auf Lagerflächen in Nähe des Werks in Sassnitz-Mukran, in dem im Sommer die Betonummantelung der Rohre für die Nord-Stream-2-Trasse starten soll. Obwohl die Genehmigung für den Bau der umstrittenen Pipeline durch die Ostsee noch nicht erteilt ist, herrscht geschäftiges Treiben auf dem Gelände des Rohrummantelungswerkes.
Das Unternehmen Wasco Coatings, das von der Gazprom (3:GAZPq)-Tochter Nord Stream 2 mit dem 600 Millionen Euro schweren Projekt beauftragt wurde, hat in Sassnitz-Mukran inzwischen 188 Mitarbeiter eingestellt. "Die Mitarbeiter werden eingearbeitet und bereiten jetzt den Maschinenpark vor, damit die Produktion pünktlich starten kann", sagte Betriebsleiter Gerard Vogel am Montag. Bis zum Produktionsstart im Sommer soll der Mitarbeiterbestand für Produktion und Logistik auf 250 erhöht werden.
Vogel kennt das Werk aus dem Effeff. Von 2007 bis 2012 hatte er hier bereits die Ummantelung der Rohre für die erste Ostsee-Pipeline geleitet. "Es ist toll, wieder auf der Insel zu sein", sagte Vogel. "Wir haben viele Mitarbeiter eingestellt, die bereits am ersten Projekt mitgearbeitet haben."
Nord Stream 2 will 2018 mit der Verlegung der acht Milliarden Euro teuren und 1200 Kilometer langen Gaspipeline starten. Die Genehmigungsverfahren in den betroffenen Ostseeanrainer-Staaten laufen inzwischen, doch grünes Licht für den Bau gibt es noch nicht. "Wir rechnen in Deutschland Ende des Jahres mit der Genehmigung", sagte Nord-Stream-2-Sprecher Steffen Ebert.
Er sei zuversichtlich, dass es - anders als beim ersten Pipeline-Projekt - keine Klagen geben werde. "Wir wissen aus dem ersten Projekt, welche Anforderungen auf uns zu kommen, wie Eingriffe in die Umwelt möglichst gering gehalten und kompensiert werden können", sagte Ebert. Bauern auf der Insel Rügen hatten kürzlich Widerstand gegen die von Nord Stream geplanten Umweltausgleichsmaßnahmen angekündigt, weil ein Teil ihrer Ackerflächen in extensives Grünland umgewandelt werden soll.
Der malaysische Konzern Wasco Coatings will sich durch die ausstehende Genehmigung in seinem Zeitplan nicht beirren lassen und verweist auf den Auftraggeber Nord Stream 2. Ende März begann Wasco im Parallelwerk im finnischen Kottka die Ummantelung von 110 000 Rohren, in Sassnitz sollen bis 2019 rund 90 000 Rohre mit Beton versehen werden, wie Wasco-Vorstand Giancarlo Maccagno sagte.
Die Ummantelung mit Beton gilt als wichtiger Arbeitsschritt vor der Verlegung. Der Betonmantel, der mit zwölf Tonnen in etwa genauso schwer sein wird wie die Rohre selbst, soll die Pipeline zum einen auf dem Grund der Ostsee halten. Zudem gebe er den Röhren auch den notwendigen Schutz vor mechanischen Beschädigungen, erläuterte Wasco-Manager Rik Nugteren.