FRANKFURT (dpa-AFX) - Trotz Finanz- und Schuldenkrise, Korruptions- oder Umweltskandalen: Der Markt für nachhaltige Geldanlagen kommt nur langsam in Schwung. Es interessieren sich zwar immer mehr Anleger für Produkte mit einem Gütesiegel für das reine Gewissen, doch der Teufel steckt hier oft im Detail. Mit einem Gesamtvolumen von aktuell zirka 57 Milliarden Euro ist das Segment nach wie vor ein Nischenmarkt. Wegen des hohen Beratungsbedarfs scheuten viele Kundenberater von Banken das Thema, sagte Kapitalmarktexperte Fidel Helmer von der Frankfurter Privatbank Hauck & Aufhäuser. Gleichwohl steht bei vielen Unternehmen nachhaltiges Wirtschaften hoch im Kurs. 'Der Begriff Nachhaltigkeit hat sich in den letzten Jahren zu einem Faktor für moderne Unternehmensführung entwickelt', sagte Uwe Rieken, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft Faros Consulting.
Den Aufwärtstrend bei nachhaltigen Geldanlagen untermauert auch eine 2011 durchgeführte Online-Umfrage des Deutschen Derivate Verbands (DDV). Derzufolge werden ethische, ökologische und soziale Aspekte für private Anleger bei ihren Investments zunehmend wichtiger. Für fast jeden Dritten sei Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor bei seiner Geldanlage. Vor zwei Jahren hätten noch mehr als 55 Prozent der Teilnehmer auf die Frage, ob sie bei ihrer Geldanlage Aspekte nachhaltigen Wirtschaftens berücksichtigten, schlicht mit nein geantwortet.
Aber aktuell hat sich nach Auffassung der Expertin Katharine Trimpop von der in Köln ansässigen Kapitalanlagegesellschaft Monega ein Wandel vollzogen: 'Nach drei Finanzkrisen in nur zehn Jahren sind viele Anleger verunsichert und suchen nicht mehr nach Rendite um jeden Preis, sondern wollen immer stärker auch ökologische, soziale und ethische Gesichtspunkte bei ihrer Kapitalanlage berücksichtigen.'
Auch der Vorstandvorsitzender der Fondsgesellschaft First State Investments, Mark Lazberger, betonte die Bedeutung nachhaltiger Anlagekriterien: 'Als Vermögensverwalter sind wir verpflichtet, die bestmögliche Investitionsentscheidung für unsere Kunden zu treffen. Entscheidend ist dabei die angemessene Berücksichtigung von ökologischen-, sozialen- und Führungsfragen, da diese das langfristige Ergebnis eines Unternehmens stark beeinflussen.' In der Branche werden diese drei Aspekte unter dem Kürzel 'ESG' zusammengeführt, das für die drei englischen Begriffe 'Environmental, Social und Corporate Governance' steht.
Einen Grund für das Erfolgspotenzial derart verantwortlich handelnder Firmen nannte die Monega-Expertin Trimpop: 'Sozial-ethisch und ökologisch nachhaltig handelnde Unternehmen reduzieren Konflikte mit in- und externen Personengruppen, sparen dank ressourcenschonender Prozesse Geld und müssen nicht kostspielige Nachbesserungen bei Veränderungen des regulatorischen Umfeldes vornehmen.'
Doch trotz dieser Vorteile und des rasanten Wachstums der Branche führen nachhaltige Anlageprodukte immer noch ein Schattendasein. Ihr Marktanteil beträgt gerade einmal knapp ein Prozent, gemessen am Volumen von rund 1,8 Billionen Euro, das deutschlandweit in Form von Publikumsfonds, Spezialfonds sowie Vermögen außerhalb von Investmentfonds gebunden ist.
Einer der Gründe für die noch recht geringe Bedeutung der Branche ist Experten zufolge die verwirrende Begriffsvielfalt, die sich um das aus der Forstwirtschaft entlehnte Wort Nachhaltigkeit dreht. So gibt es neben dem Schlagwort 'ESG' auch die Kürzel 'SRI', 'CSR', 'PRI' und 'SI'. Sie zielen zum Beispiel speziell auf ethisch korrektes Verhalten ('Socially Responsible Investment') respektive auf Sponsoringmaßnahmen ('Corporate Social Responsibilty') ab oder beziehen sich auf die von der UN festgelegten 'Priciples for responsible Investments'.
Das Schlagwort 'SI' schließlich steht für 'Sustainable Investments' und lehnt sich an den berühmten Bericht 'Unsere Gemeinsame Zukunft' an, den die ehemalige norwegische Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland 1987 für die Vereinten Nationen erstellte. Darin heißt es: 'Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.'
Die vielen Nachhaltigkeitsdefinitionen legen zwar unterschiedliche Schwerpunkte, überlappen sich aber auch manchmal. Heikel wird es laut Kapitalmarktexperte Helmer, wenn sich die Begriffe sogar widersprechen: 'Macht es Sinn, dass Raps in Mengen angebaut wird, weil es für den Erzeuger einträglicher ist, das gewonnene Öl als Spritzusatz zu verwenden? Dafür fehlt aber das Getreide für Lebensmittel, und das bei steigender Weltbevölkerung von aktuell sieben Milliarden Menschen.'
Helmer glaubt indes, dass in der Branche das Angebot und die Nachfrage trotz allem für und wider weiter wachsen werden. 'Bei institutionellen Investoren und bei Stiftungen gewinnt das Thema spürbar an Bedeutung.' Auch die Unternehmen selbst würden alles tun, um in diese Klasse der nachhaltigen Anlagen aufgenommen zu werden. 'Negative Schlagzeilen wie im Falle der BP-Ölkatastrophe im Golf von Mexiko kann sich in Zukunft kein Unternehmen mehr leisten, ohne gewaltige Schäden und dementsprechende Kursverluste zu erleiden.'/la/zb/tw
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
Den Aufwärtstrend bei nachhaltigen Geldanlagen untermauert auch eine 2011 durchgeführte Online-Umfrage des Deutschen Derivate Verbands (DDV). Derzufolge werden ethische, ökologische und soziale Aspekte für private Anleger bei ihren Investments zunehmend wichtiger. Für fast jeden Dritten sei Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor bei seiner Geldanlage. Vor zwei Jahren hätten noch mehr als 55 Prozent der Teilnehmer auf die Frage, ob sie bei ihrer Geldanlage Aspekte nachhaltigen Wirtschaftens berücksichtigten, schlicht mit nein geantwortet.
Aber aktuell hat sich nach Auffassung der Expertin Katharine Trimpop von der in Köln ansässigen Kapitalanlagegesellschaft Monega ein Wandel vollzogen: 'Nach drei Finanzkrisen in nur zehn Jahren sind viele Anleger verunsichert und suchen nicht mehr nach Rendite um jeden Preis, sondern wollen immer stärker auch ökologische, soziale und ethische Gesichtspunkte bei ihrer Kapitalanlage berücksichtigen.'
Auch der Vorstandvorsitzender der Fondsgesellschaft First State Investments, Mark Lazberger, betonte die Bedeutung nachhaltiger Anlagekriterien: 'Als Vermögensverwalter sind wir verpflichtet, die bestmögliche Investitionsentscheidung für unsere Kunden zu treffen. Entscheidend ist dabei die angemessene Berücksichtigung von ökologischen-, sozialen- und Führungsfragen, da diese das langfristige Ergebnis eines Unternehmens stark beeinflussen.' In der Branche werden diese drei Aspekte unter dem Kürzel 'ESG' zusammengeführt, das für die drei englischen Begriffe 'Environmental, Social und Corporate Governance' steht.
Einen Grund für das Erfolgspotenzial derart verantwortlich handelnder Firmen nannte die Monega-Expertin Trimpop: 'Sozial-ethisch und ökologisch nachhaltig handelnde Unternehmen reduzieren Konflikte mit in- und externen Personengruppen, sparen dank ressourcenschonender Prozesse Geld und müssen nicht kostspielige Nachbesserungen bei Veränderungen des regulatorischen Umfeldes vornehmen.'
Doch trotz dieser Vorteile und des rasanten Wachstums der Branche führen nachhaltige Anlageprodukte immer noch ein Schattendasein. Ihr Marktanteil beträgt gerade einmal knapp ein Prozent, gemessen am Volumen von rund 1,8 Billionen Euro, das deutschlandweit in Form von Publikumsfonds, Spezialfonds sowie Vermögen außerhalb von Investmentfonds gebunden ist.
Einer der Gründe für die noch recht geringe Bedeutung der Branche ist Experten zufolge die verwirrende Begriffsvielfalt, die sich um das aus der Forstwirtschaft entlehnte Wort Nachhaltigkeit dreht. So gibt es neben dem Schlagwort 'ESG' auch die Kürzel 'SRI', 'CSR', 'PRI' und 'SI'. Sie zielen zum Beispiel speziell auf ethisch korrektes Verhalten ('Socially Responsible Investment') respektive auf Sponsoringmaßnahmen ('Corporate Social Responsibilty') ab oder beziehen sich auf die von der UN festgelegten 'Priciples for responsible Investments'.
Das Schlagwort 'SI' schließlich steht für 'Sustainable Investments' und lehnt sich an den berühmten Bericht 'Unsere Gemeinsame Zukunft' an, den die ehemalige norwegische Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland 1987 für die Vereinten Nationen erstellte. Darin heißt es: 'Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.'
Die vielen Nachhaltigkeitsdefinitionen legen zwar unterschiedliche Schwerpunkte, überlappen sich aber auch manchmal. Heikel wird es laut Kapitalmarktexperte Helmer, wenn sich die Begriffe sogar widersprechen: 'Macht es Sinn, dass Raps in Mengen angebaut wird, weil es für den Erzeuger einträglicher ist, das gewonnene Öl als Spritzusatz zu verwenden? Dafür fehlt aber das Getreide für Lebensmittel, und das bei steigender Weltbevölkerung von aktuell sieben Milliarden Menschen.'
Helmer glaubt indes, dass in der Branche das Angebot und die Nachfrage trotz allem für und wider weiter wachsen werden. 'Bei institutionellen Investoren und bei Stiftungen gewinnt das Thema spürbar an Bedeutung.' Auch die Unternehmen selbst würden alles tun, um in diese Klasse der nachhaltigen Anlagen aufgenommen zu werden. 'Negative Schlagzeilen wie im Falle der BP-Ölkatastrophe
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---