Bei der Zahlung von Weihnachtsgeld sind Ostdeutsche im Vergleich zu ihren Kollegen im Westen weiterhin deutlich im Nachteil. Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Online-Umfrage für die Hans-Böckler-Stiftung erhielten im vergangenen Jahr in Ostdeutschland 45 Prozent der Beschäftigten die Sonderzahlung, in Westdeutschland 57 Prozent. Bundesweit erhielten insgesamt 55 Prozent aller Beschäftigten Weihnachtsgeld.
Ein maßgebliches Kriterium ist offensichtlich die Tarifbindung. Von Beschäftigten in Betrieben mit Tarifbindung erhielten 71 Prozent Weihnachtsgeld, ohne Tarifbindung nur 44 Prozent. Vorteile gibt es auch für Gewerkschaftsmitglieder. Von ihnen erhielten 62 Prozent Weihnachtsgeld, Nichtmitglieder zu 53 Prozent. Auch erhielten Männer (57 Prozent) häufiger die Sonderzahlung als Frauen (51 Prozent), unbefristet Beschäftigte (56 Prozent) häufiger als Befristete (49 Prozent).
Dort wo es Tarifverträge gibt, sehen diese in den meisten Wirtschaftszweigen ein Weihnachtsgeld vor. Überwiegend wird dieses als fester Prozentsatz vom Monatseinkommen berechnet. 95 bis 100 Prozent erhalten Beschäftigte im Bankgewerbe, Chemie und Druck sowie Süßwarenindustrie. Bei 80 Prozent liegt der Prozentsatz in Versicherungen. Geringer sind die Anteile im Einzelhandel (62,5 Prozent) und in der Metallindustrie (überwiegend 55 Prozent).
Im öffentlichen Dienst schwanken die Prozentsätze zwischen 59 und 88 Prozent in Westdeutschland und 44 bis 66 Prozent in Ostdeutschland. Für Beamte gelten gesonderte Regelungen.
Grundlage ist eine Befragung der Internetseite www.lohnspiegel.de, die vom WSI-Tarifarchiv der Hans-Böckler-Stiftung betreut wird. An der Umfrage beteiligten sich demnach rund 6000 Beschäftigte zwischen April 2015 und August 2016.