Börsen-Zeitung: Die Quadratur der Prüfer, Kommentar zur Regulierung
von Sabine Wadewitz
Frankfurt (ots) - Die Differenzen in der Wirtschaftsprüferbranche
scheinen unüberwindlich. Die in Brüssel vor dem Hintergrund der
Finanzkrise ausgelöste Reformdiskussion hat einen Keil zwischen die
großen Prüfungsgesellschaften und den Mittelstand getrieben, und der
Riss ist mit fortschreitender Debatte immer tiefer geworden.
Hierzulande war der Streit zusätzlich davon angeheizt worden, dass
die Wirtschaftsprüferkammer, als zentrales Organ der
Berufsvertretung, nach einer legendären Beiratswahl ausschließlich
mit Repräsentanten von Einzelpraxen und kleineren mittelständischen
Prüferfirmen besetzt ist.
Hinter den Querelen stehen handfeste ökonomische Interessen.
Mittelständische Prüfer, bei denen sich das Fusionskarussell dreht,
erhoffen sich von den Brüsseler Plänen zum Aufbrechen der Marktmacht
der Platzhirsche ein größeres Stück vom Kuchen. Die 'Big 4' wollen
ihre Besitzstände wahren und argumentieren, dass die kleinen
Wettbewerber weder Know-how noch Manpower haben, um eine qualitativ
hochwertige Abschlussprüfung bei größeren Kapitalgesellschaften zu
garantieren. Noch mehr aber fürchten die Marktführer ein Beschneiden
ihres lukrativen Beratungsgeschäfts, für das die zum günstigen Preis
offerierte Abschlussprüfung oft der Türöffner ist.
Bisheriges Ergebnis der Brüsseler Reformpläne sind zwei
Regulierungsentwürfe. Danach sollen bestimmte Leistungen außerhalb
der reinen Abschlussprüfung verboten bzw. eingeschränkt werden. Zudem
ist eine externe Rotation nach sechs bzw. neun Jahren vorgesehen,
wobei der längere Turnus an ein Joint Audit, also ein Prüfertandem,
geknüpft ist.
Nachdem die Kammer unter neuer Regie mit ihrer EU-Agenda auf
Konfrontation gegangen ist, wird nun - nach Intervention der großen
Prüfer - um eine Lösung gerungen, mit der die gesamte Zunft leben
kann. Die Fronten sind aber nach wie vor so verhärtet, dass die
Kammer keine Prognose wagt, wann eine Einigung zu erwarten ist. Die
Quadratur der Prüfer ist nicht zu lösen. Immerhin ist die von der
'neuen' Kammer ins Gespräch gebrachte Gebührenordnung vom Tisch -
weniger aus Überzeugung denn aus der Einsicht, hier in der Politik
auf Granit zu beißen.
Die deutschen Prüfer werden dauerhaft nicht mit einer Stimme
sprechen. Das mag in der Außenwirkung unbefriedigend sein, ist aber
aufgrund der globalen Marktverteilung in der Branche auch in anderen
Ländern so. Doch hierzulande droht die endgültige Spaltung des
Berufsstands.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Telefon: 069--2732-0
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scheinen unüberwindlich. Die in Brüssel vor dem Hintergrund der
Finanzkrise ausgelöste Reformdiskussion hat einen Keil zwischen die
großen Prüfungsgesellschaften und den Mittelstand getrieben, und der
Riss ist mit fortschreitender Debatte immer tiefer geworden.
Hierzulande war der Streit zusätzlich davon angeheizt worden, dass
die Wirtschaftsprüferkammer, als zentrales Organ der
Berufsvertretung, nach einer legendären Beiratswahl ausschließlich
mit Repräsentanten von Einzelpraxen und kleineren mittelständischen
Prüferfirmen besetzt ist.
Hinter den Querelen stehen handfeste ökonomische Interessen.
Mittelständische Prüfer, bei denen sich das Fusionskarussell dreht,
erhoffen sich von den Brüsseler Plänen zum Aufbrechen der Marktmacht
der Platzhirsche ein größeres Stück vom Kuchen. Die 'Big 4' wollen
ihre Besitzstände wahren und argumentieren, dass die kleinen
Wettbewerber weder Know-how noch Manpower haben, um eine qualitativ
hochwertige Abschlussprüfung bei größeren Kapitalgesellschaften zu
garantieren. Noch mehr aber fürchten die Marktführer ein Beschneiden
ihres lukrativen Beratungsgeschäfts, für das die zum günstigen Preis
offerierte Abschlussprüfung oft der Türöffner ist.
Bisheriges Ergebnis der Brüsseler Reformpläne sind zwei
Regulierungsentwürfe. Danach sollen bestimmte Leistungen außerhalb
der reinen Abschlussprüfung verboten bzw. eingeschränkt werden. Zudem
ist eine externe Rotation nach sechs bzw. neun Jahren vorgesehen,
wobei der längere Turnus an ein Joint Audit, also ein Prüfertandem,
geknüpft ist.
Nachdem die Kammer unter neuer Regie mit ihrer EU-Agenda auf
Konfrontation gegangen ist, wird nun - nach Intervention der großen
Prüfer - um eine Lösung gerungen, mit der die gesamte Zunft leben
kann. Die Fronten sind aber nach wie vor so verhärtet, dass die
Kammer keine Prognose wagt, wann eine Einigung zu erwarten ist. Die
Quadratur der Prüfer ist nicht zu lösen. Immerhin ist die von der
'neuen' Kammer ins Gespräch gebrachte Gebührenordnung vom Tisch -
weniger aus Überzeugung denn aus der Einsicht, hier in der Politik
auf Granit zu beißen.
Die deutschen Prüfer werden dauerhaft nicht mit einer Stimme
sprechen. Das mag in der Außenwirkung unbefriedigend sein, ist aber
aufgrund der globalen Marktverteilung in der Branche auch in anderen
Ländern so. Doch hierzulande droht die endgültige Spaltung des
Berufsstands.
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