Börsen-Zeitung: Klein und dezentral, Kommentar zur Netzanbindung neuer
Wind- oder Solarparks, von Ulli Gericke
Frankfurt (ots) - Strom aus Wind, Wasser und Sonne ist
grundsätzlich gut - weil er das Weltklima schont und die rapide
teurer werdenden Gas-, Öl- und Kohleimporte begrenzt. Zwar ist auch
Elektrizität aus erneuerbaren Quellen nicht kostenlos. Doch sind die
Zeiten überbordender Aufwendungen für neu installierte Solaranlagen
nach den wiederholten und immer drastischeren Subventionskürzungen
vorbei. Neue Photovoltaik- oder Windanlagen schlagen nicht mehr
nennenswert auf die EEG-Umlage durch, mit der die Verbraucher die
Ökoenergien stützen.
Viel problematischer wird inzwischen die Netzanbindung neuer Wind-
oder Solarparks. Von einem drohenden Schildbürgerstreich warnte
unlängst der Chef des ostdeutschen Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz
angesichts der zahlreichen geplanten Offshore-Parks in der Ostsee bei
behördlich verzögertem Netzausbau. Überall wachsen neue
Erzeugungsanlagen für regenerativen Strom aus dem Boden - ohne dass
Nieder-, Mittel- und Höchstspannungsnetze auch nur in annähernd
gleicher Geschwindigkeit mitwachsen.
Die Folge sind teure Eingriffe in die Erzeugung. Wenn der
Windstrom von der Küste mangels ausreichender Leitungen in den Süden
nicht abfließen kann, müssen Mühlen aus dem Wind genommen werden -
wobei die Betreiber trotzdem ihren theoretisch erzeugten Strom
bezahlt bekommen. Geld fürs Nichtstun. War dies 2010 nur sechs Mal
nötig, gibt es inzwischen im Wochenrhythmus 'Einsenkungen'. Allein im
Vorjahr kostete dies die Stromverbraucher gut 100 Mill. Euro und
damit dreimal so viel wie im Turnus zuvor.
Kein Zweifel, das Netzproblem eskaliert. Weil die Verwaltung neue
Stromtrassen nur zögerlich genehmigt, Bürgerinitiativen sich gegen
Leitungen wehren und sich die Netzagentur nach wie vor weigert, die
nötigen Milliardeninvestitionen durch eine höhere
Eigenkapitalverzinsung zu beschleunigen. In dieser Sackgasse kann
neue Technik zumindest einige Auswege zeigen - und seien sie auch nur
Schleichwege in regionalen Netzen. Mit schon heute verfügbaren
Komponenten kann die Menge Strom, die durch ein vorhandenes Netz
geschleust werden kann, durch intelligente Ortsnetzstationen und
Wechselrichter deutlich ausgeweitet werden. Großes Potenzial sehen
Energieexperten auch bei Klein- oder
Kleinst-Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die den volatilen Ökostrom
ausbalancieren und abpuffern können. Die Zeit riesiger Kohle- oder
mittelgroßer Gaskraftwerke scheint vorbei - dezentral und klein
lautet das neue Motto -, gerade auch bei den regionalen Netzen.
(Börsen-Zeitung, 27.3.2012)
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Wind- oder Solarparks, von Ulli Gericke
Frankfurt (ots) - Strom aus Wind, Wasser und Sonne ist
grundsätzlich gut - weil er das Weltklima schont und die rapide
teurer werdenden Gas-, Öl- und Kohleimporte begrenzt. Zwar ist auch
Elektrizität aus erneuerbaren Quellen nicht kostenlos. Doch sind die
Zeiten überbordender Aufwendungen für neu installierte Solaranlagen
nach den wiederholten und immer drastischeren Subventionskürzungen
vorbei. Neue Photovoltaik- oder Windanlagen schlagen nicht mehr
nennenswert auf die EEG-Umlage durch, mit der die Verbraucher die
Ökoenergien stützen.
Viel problematischer wird inzwischen die Netzanbindung neuer Wind-
oder Solarparks. Von einem drohenden Schildbürgerstreich warnte
unlängst der Chef des ostdeutschen Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz
angesichts der zahlreichen geplanten Offshore-Parks in der Ostsee bei
behördlich verzögertem Netzausbau. Überall wachsen neue
Erzeugungsanlagen für regenerativen Strom aus dem Boden - ohne dass
Nieder-, Mittel- und Höchstspannungsnetze auch nur in annähernd
gleicher Geschwindigkeit mitwachsen.
Die Folge sind teure Eingriffe in die Erzeugung. Wenn der
Windstrom von der Küste mangels ausreichender Leitungen in den Süden
nicht abfließen kann, müssen Mühlen aus dem Wind genommen werden -
wobei die Betreiber trotzdem ihren theoretisch erzeugten Strom
bezahlt bekommen. Geld fürs Nichtstun. War dies 2010 nur sechs Mal
nötig, gibt es inzwischen im Wochenrhythmus 'Einsenkungen'. Allein im
Vorjahr kostete dies die Stromverbraucher gut 100 Mill. Euro und
damit dreimal so viel wie im Turnus zuvor.
Kein Zweifel, das Netzproblem eskaliert. Weil die Verwaltung neue
Stromtrassen nur zögerlich genehmigt, Bürgerinitiativen sich gegen
Leitungen wehren und sich die Netzagentur nach wie vor weigert, die
nötigen Milliardeninvestitionen durch eine höhere
Eigenkapitalverzinsung zu beschleunigen. In dieser Sackgasse kann
neue Technik zumindest einige Auswege zeigen - und seien sie auch nur
Schleichwege in regionalen Netzen. Mit schon heute verfügbaren
Komponenten kann die Menge Strom, die durch ein vorhandenes Netz
geschleust werden kann, durch intelligente Ortsnetzstationen und
Wechselrichter deutlich ausgeweitet werden. Großes Potenzial sehen
Energieexperten auch bei Klein- oder
Kleinst-Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die den volatilen Ökostrom
ausbalancieren und abpuffern können. Die Zeit riesiger Kohle- oder
mittelgroßer Gaskraftwerke scheint vorbei - dezentral und klein
lautet das neue Motto -, gerade auch bei den regionalen Netzen.
(Börsen-Zeitung, 27.3.2012)
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de