Frankfurt (Reuters) - In der Hoffnung auf eine Erholung der Weltwirtschaft sind Anleger zum Wochenauftakt in die internationalen Aktienmärkte eingestiegen. Der Dax schloss ein Prozent im Plus auf 12.521 Punkten. Der EuroStoxx50 erhöhte sich um 0,7 Prozent auf 3497 Zähler. An der Wall Street markierte der breit gefasste S&P 500-Index mit 2977 Stellen ein Rekordhoch.
US-Präsident Donald Trump und sein chinesischer Kollege Xi Jinping hatten sich am Wochenende darauf geeinigt, dass die USA zunächst keine weiteren Strafzölle verhängen. Im Gegenzug soll China verstärkt US-Agrarprodukte kaufen. Außerdem lockerte Trump den Bann gegen den chinesischen Netzwerk-Ausrüster Huawei. Die beiden Staaten hätten sich damit Zeit verschafft, sagte Analyst Chris Bailey vom Vermögensberater Raymond James. "Für ein Handelsabkommen bedarf es aber noch harter Arbeit an den Details." Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann warnte zudem vor der Kehrseite des Waffenstillstands: "Es besteht weiterhin die Gefahr, dass der handelspolitische Furor des US-Präsidenten sich nun gegen Europa richtet."
TECHNOLOGIEWERTE WELTWEIT IM AUFWIND
Haupt-Profiteure des Burgfriedens waren die Aktien von Chipherstellern, die stark vom China-Geschäft abhängen. Infineon (DE:IFXGn) und STMicro gewannen bis zu 4,2 Prozent. Die Titel des Zulieferers ASML waren mit 191 Euro zeitweise so teuer wie noch nie. Sie gingen mit einem Plus von 3,1 Prozent aus dem Handel.
In den USA griffen Investoren vor allem bei Huawei-Zulieferern beherzt zu. Die Aktien der Halbleiter-Hersteller Micron (NASDAQ:MU) und Qualcomm (NASDAQ:QCOM) rückten bis zu 4,6 Prozent vor. Die Aktien von NeoPhotonics, eines Anbieters von Netzwerk-Komponenten, schossen sogar fast 15 Prozent in die Höhe.
Gefragt waren außerdem die Titel von Apple (NASDAQ:AAPL), die sich um 2,3 Prozent verteuerten. Experten sehen den iPhone-Macher als weiteren Gewinner des Burgfriedens zwischen den USA und China. Für Apple ist die Volksrepublik ein wichtiger Absatzmarkt. Außerdem sitzen zahlreiche Zulieferer dort.
Aus "sicheren Häfen" zogen sich Anleger dagegen zurück. Der Goldpreis fiel zeitweise um knapp zwei Prozent auf 1382,17 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) und steuerte auf den größten Tagesverlust seit zweieinhalb Jahren zu. Die Aktien des Goldminen-Betreibers Fresnillo fielen daraufhin in London um zwei Prozent.
ÖLPREIS STEIGT - EXPORTLÄNDER HALTEN AN FÖRDERBREMSE FEST
Der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee stieg dagegen um 0,5 Prozent auf 65,08 Dollar je Barrel (159 Liter). Er profitierte Börsianern zufolge neben der Entspannung im Zollstreit vom Bekenntnis der großen Förderländer Saudi-Arabien, Russland und Irak zu einer Verlängerung der Förderbremse. Dies verhalf Ölkonzernen wie BP (LON:BP) und Shell (DE:RDSa) zu Kursgewinnen von bis zu 1,7 Prozent.
In der Automobilbranche drückte ein pessimistischer Ausblick des Zulieferers Schaeffler auf die Stimmung. Das zweite Halbjahr werde schwächer als erwartet, warnte Firmenchef Klaus Rosenfeld in einem Interview. Schaeffler-Titel rutschten daraufhin um 4,7 Prozent ab. Die Papiere der Beteiligung Continental (DE:CONG) konnten ihre Anfangsgewinne nicht halten und schlossen 0,7 Prozent im Minus.