MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der "Münchner Merkur" zu Karenzzeit für Politiker:
"Idealerweise sollten die Grenzen zwischen Erwerbsleben und Politik durchlässig sein, der Wechsel von einer Seite auf die andere und wieder zurück gewissermaßen der Normalfall: weil er Monokultur verhindert, der Entfremdung entgegenwirkt und die Chancen auf angemessene Repräsentanz aller Bürger erhöht. In der Praxis dominiert allerdings der Berufspolitiker, misstrauisch beäugt von einem Heer potenzieller Wutbürger, die das Geschäft für anrüchig halten und seine Protagonisten für bloße Selbstvermarkter. Deshalb ist die gesetzlich verordnete Karenzzeit für Politiker, die lukrative Wirtschaftsposten anstreben, schon aus psychologischen Gründen eine blanke Notwendigkeit. Auch, wenn die Dauer von einem Jahr Diskussionen provoziert. Schließlich denken Politiker ja nicht in Jahresfrist, und ihre im Laufe der Karriere erworbenen Kenntnisse, Kontakte und Verbindungen sind ein durchaus haltbares Kapital.