FRANKFURT/BERLIN (dpa-AFX) - Die grassierende Schuldenkrise könnte Deutschland seine Topbonität kosten. Die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat auf einen Schlag die Kreditwürdigkeit von 15 Staaten der Eurozone unter Beobachtung gestellt. Je nachdem, wie der EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag ausfällt, droht eine massenhafte Herabstufung. Dies teilte S&P am Montagabend in Frankfurt mit. Selbst Deutschland oder Frankreich laufen Gefahr, ihre Spitzennote zu verlieren. Die Folge könnten höhere Zinsen für neue Schulden sein.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy reagierten noch am späten Montag mit einer gemeinsamen Erklärung: 'Deutschland und Frankreich bekräftigen ihre Überzeugung, dass die heute von beiden Regierungen gemeinsam gemachten Vorschläge die haushalts- und wirtschaftspolitische Koordinierung der Eurozone stärken und so Stabilität, Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum fördern werden.' Der Euro fiel nach der Nachricht zurück und rutschte wieder unter die Marke von 1,34 US-Dollar. In Asien sanken die Aktienkurse leicht.
ENTSCHEIDUNG IN DEN NÄCHSTEN 90 TAGEN
Die Analysten von S&P scheinen davon nicht überzeugt. Die Probleme in der Eurozone hätten in den vergangenen Wochen ein Maß erreicht, das die Zone als Ganzes unter Druck setze, schrieben sie am Montagabend in Frankfurt. Die Analysten beklagten, dass sich die europäischen Politiker weiterhin uneins seien, wie sie mit der Krise umgehen sollten.
S&P ist es Ernst. Die Ratingagentur beschränkte sich bei ihrem Warnschuss nicht darauf, den Ausblick für das Rating auf 'negativ' zu senken, wie es üblich ist. Die Agentur wählte die schärfere Form des 'CreditWatch with negative implications', was eine höhere Dringlichkeit der Überprüfung bedeutet. Statt mehrerer Monate hat S&P nun maximal 90 Tage Zeit, seine Entscheidung zu treffen.
S&P SIEHT RISIKO EINER EUROPAWEITEN REZESSION
Die US-Ratingagentur erklärte, zuerst den EU-Gipfel Ende der Woche abwarten und dann so schnell wie möglich über eine Abwertung befinden zu wollen. Neben Deutschland und Frankreich besitzen auch die Niederlande, Österreich, Finnland und Luxemburg eine Topbonität von 'AAA'. Die meisten anderen Länder der Eurozone verfügen immerhin noch über eine gute oder sehr gute Bonität. Ein 'befriedigend' haben Irland, Portugal und Zypern, wobei S&P das Rating von Zypern schon zuvor unter besondere Beobachtung gestellt hatte. Griechenland ist schon in den Ramschstatus abgerutscht; S&P hält die Wahrscheinlichkeit eines Bankrotts in naher Zukunft für 'relativ hoch'.
Im Falle von Deutschland begründete die S&P die mögliche Abstufung mit der engen Verflechtung innerhalb Europas und den damit einhergehenden Gefahren für die deutsche Wirtschaft und den Schuldenabbau des Staates. S&P erklärte, es gebe das Risiko, dass die Eurozone als Ganzes im kommenden Jahr in die Rezession rutsche. Die Wahrscheinlichkeit liege bei 40 Prozent. Für Staaten wie Spanien, Portugal und Griechenland geht S&P ganz sicher von einem Wirtschaftsabschwung aus.
MERKEL UND SARKOZY WOLLEN EURO-SPIELREGELN VERSCHÄRFEN
Merkel und Sarkozy hatten am Nachmittag in Paris eine rasche Verschärfung der Euro-Spielregeln vereinbart, um die Stabilität der Währung zu sichern. Beim EU-Gipfel sollen nach ihrem Willen die Weichen für die nötige Änderung der EU-Verträge gestellt werden. Bis März 2012 sollen die Verhandlungen abgeschlossen sein. In Gefahr ist nach dem Schritt von S&P nun das entscheidende sogenannte Langzeit-Rating. Darauf schauen all jene Investoren, die Staaten oder auch Unternehmen ihr Geld ein Jahr und länger leihen wollen. Als Faustregel gilt: Je schlechter die Bonität eines Schuldners ist, desto höhere Zinsen muss er zahlen.
Doch es gibt keinen Automatismus: S&P erklärte, bereits jetzt müsste eine steigende Zahl von Mitgliedern der Eurozone trotz guter Kreditwürdigkeit tiefer in die Tasche greifen. Es gibt aber auch den Gegenbeweis: S&P schockte im Sommer die USA wegen ihrer überbordenden Schulden mit einer Herabstufung ihrer Bonität auf die zweitbeste Note 'AA+'. Dennoch ist der Zinssatz eher gesunken, den die Vereinigten Staaten für neue Kredite zahlen müssen. Denn die Angst vor weiteren Verwerfungen in der Eurozone hatte viele Investoren ihr Geld in US-Anleihen stecken lassen.
Seit jeher gelten US-Staatsanleihen als 'sicherer Hafen' in Krisenzeiten; auch Anleihen der Bundesrepublik Deutschland haftet dieser Ruf eigentlich an. Die Sorgen um eine Ausweitung der Eurokrise haben das Vertrauen an den Kapitalmärkten allerdings beschädigt. Seit Monaten ist Europa das Thema an der Wall Street./das/DP/zb
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy reagierten noch am späten Montag mit einer gemeinsamen Erklärung: 'Deutschland und Frankreich bekräftigen ihre Überzeugung, dass die heute von beiden Regierungen gemeinsam gemachten Vorschläge die haushalts- und wirtschaftspolitische Koordinierung der Eurozone stärken und so Stabilität, Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum fördern werden.' Der Euro fiel nach der Nachricht zurück und rutschte wieder unter die Marke von 1,34 US-Dollar. In Asien sanken die Aktienkurse leicht.
ENTSCHEIDUNG IN DEN NÄCHSTEN 90 TAGEN
Die Analysten von S&P scheinen davon nicht überzeugt. Die Probleme in der Eurozone hätten in den vergangenen Wochen ein Maß erreicht, das die Zone als Ganzes unter Druck setze, schrieben sie am Montagabend in Frankfurt. Die Analysten beklagten, dass sich die europäischen Politiker weiterhin uneins seien, wie sie mit der Krise umgehen sollten.
S&P ist es Ernst. Die Ratingagentur beschränkte sich bei ihrem Warnschuss nicht darauf, den Ausblick für das Rating auf 'negativ' zu senken, wie es üblich ist. Die Agentur wählte die schärfere Form des 'CreditWatch with negative implications', was eine höhere Dringlichkeit der Überprüfung bedeutet. Statt mehrerer Monate hat S&P nun maximal 90 Tage Zeit, seine Entscheidung zu treffen.
S&P SIEHT RISIKO EINER EUROPAWEITEN REZESSION
Die US-Ratingagentur erklärte, zuerst den EU-Gipfel Ende der Woche abwarten und dann so schnell wie möglich über eine Abwertung befinden zu wollen. Neben Deutschland und Frankreich besitzen auch die Niederlande, Österreich, Finnland und Luxemburg eine Topbonität von 'AAA'. Die meisten anderen Länder der Eurozone verfügen immerhin noch über eine gute oder sehr gute Bonität. Ein 'befriedigend' haben Irland, Portugal und Zypern, wobei S&P das Rating von Zypern schon zuvor unter besondere Beobachtung gestellt hatte. Griechenland ist schon in den Ramschstatus abgerutscht; S&P hält die Wahrscheinlichkeit eines Bankrotts in naher Zukunft für 'relativ hoch'.
Im Falle von Deutschland begründete die S&P die mögliche Abstufung mit der engen Verflechtung innerhalb Europas und den damit einhergehenden Gefahren für die deutsche Wirtschaft und den Schuldenabbau des Staates. S&P erklärte, es gebe das Risiko, dass die Eurozone als Ganzes im kommenden Jahr in die Rezession rutsche. Die Wahrscheinlichkeit liege bei 40 Prozent. Für Staaten wie Spanien, Portugal und Griechenland geht S&P ganz sicher von einem Wirtschaftsabschwung aus.
MERKEL UND SARKOZY WOLLEN EURO-SPIELREGELN VERSCHÄRFEN
Merkel und Sarkozy hatten am Nachmittag in Paris eine rasche Verschärfung der Euro-Spielregeln vereinbart, um die Stabilität der Währung zu sichern. Beim EU-Gipfel sollen nach ihrem Willen die Weichen für die nötige Änderung der EU-Verträge gestellt werden. Bis März 2012 sollen die Verhandlungen abgeschlossen sein. In Gefahr ist nach dem Schritt von S&P nun das entscheidende sogenannte Langzeit-Rating. Darauf schauen all jene Investoren, die Staaten oder auch Unternehmen ihr Geld ein Jahr und länger leihen wollen. Als Faustregel gilt: Je schlechter die Bonität eines Schuldners ist, desto höhere Zinsen muss er zahlen.
Doch es gibt keinen Automatismus: S&P erklärte, bereits jetzt müsste eine steigende Zahl von Mitgliedern der Eurozone trotz guter Kreditwürdigkeit tiefer in die Tasche greifen. Es gibt aber auch den Gegenbeweis: S&P schockte im Sommer die USA wegen ihrer überbordenden Schulden mit einer Herabstufung ihrer Bonität auf die zweitbeste Note 'AA+'. Dennoch ist der Zinssatz eher gesunken, den die Vereinigten Staaten für neue Kredite zahlen müssen. Denn die Angst vor weiteren Verwerfungen in der Eurozone hatte viele Investoren ihr Geld in US-Anleihen stecken lassen.
Seit jeher gelten US-Staatsanleihen als 'sicherer Hafen' in Krisenzeiten; auch Anleihen der Bundesrepublik Deutschland haftet dieser Ruf eigentlich an. Die Sorgen um eine Ausweitung der Eurokrise haben das Vertrauen an den Kapitalmärkten allerdings beschädigt. Seit Monaten ist Europa das Thema an der Wall Street./das/DP/zb