Berlin (Reuters) - Trotz der höchsten Inflation seit fünfeinhalb Jahren hat die Kaufkraft der Deutschen auch im zweiten Quartal zugenommen.
Die Löhne legten von April bis Juni um durchschnittlich 2,5 Prozent zum Vorjahreszeitraum zu, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Die Verbraucherpreise kletterten gleichzeitig um 2,0 Prozent und damit so kräftig wie seit Ende 2012 nicht mehr. Daraus ergibt sich ein realer Verdienstzuwachs von 0,5 Prozent.
Die seit dem Sommer 2013 von Quartal zu Quartal steigenden Reallöhne sind zusammen mit der Rekordbeschäftigung ein Grund dafür, dass der private Konsum wächst. "Die Konjunktur wird weiter vom Konsum befeuert", sagte BayernLB-Ökonom Stefan Kipar. "Die Inflationsrate dürfte in den kommenden Monaten wieder unter die Zwei-Prozent-Marke fallen, während die Löhne angesichts der starken Nachfrage nach Arbeitskräften weiter spürbar zunehmen sollten." Daher sollte das Reallohnplus wieder etwas kräftiger ausfallen. Führende Institute sagen Deutschland auch deshalb einen stabilen Aufschwung voraus. Demnach soll das Bruttoinlandsprodukt bis 2020 jährlich zwischen 1,7 und 2,0 Prozent wachsen.
Besonders hohe nominale Verdienststeigerungen gab es bei der Energieversorgung (+4,5 Prozent), im Verarbeitenden Gewerbe (+4,1), im Grundstücks- und Wohnungswesen (+3,7) sowie bei freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistern (+3,6). Unterdurchschnittliche Zuwächse wurden in der öffentlichen Verwaltung, in der Verteidigung und der Sozialversicherung (+0,6) sowie im Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung (+0,9) verzeichnet.
Während die Löhne in den neuen Ländern um 3,6 Prozent zulegten, fiel das Plus im Westen mit 2,4 Prozent niedriger aus. "Beide Landesteile unterscheiden sich allerdings deutlich im Hinblick auf das absolute Verdienstniveau", betonten die Statistiker. So liege der Bruttomonatsverdienst inklusive Sonderzahlungen in Ostdeutschland im Schnitt bei 3365 Euro, bei westdeutschen Vollzeitbeschäftigten bei 4541 Euro.