n MÜNCHEN (dpa-AFX) - Nach dem Wirbel beim Allianz-Vermögensverwalter F:ALV Pimco will Europas größter Versicherer von einer Dauerkrise nichts wissen. "Wir haben seit dem Weggang von Bill Gross keinen einzigen Portfoliomanager verloren", sagte Finanzchef Dieter Wemmer am Freitag mit Blick auf den turbulenten Abgang des Starinvestors Ende September. Nach milliardenschweren Mittelabflüssen zeigte sich Wemmer überzeugt, dass sich Pimco bald von dem Schock erholt. Den für 2014 angepeilten operativen Allianz-Gewinn von 10,5 Milliarden Euro sieht der Vorstand nicht in Gefahr - auch dank geringerer Versicherungsschäden. Ihre Aktionäre will die Allianz mit dauerhaft höheren Dividenden bei Laune halten.
Die Allianz-Aktie reagierte mit einem Kurssprung auf die Nachrichten. Nachdem der Konzern seine Quartalszahlen und die neue Dividendenpolitik bereits am späten Donnerstagabend bekanntgegeben hatte, hielt sich das Papier am Freitagmittag mit plus 4,74 Prozent auf 132,65 Euro an der Spitze des Dax F:DAX. Analysten zeigen sich von der neuen Dividendenpolitik positiv überrascht.
MEHR GELD FÜR DIE AKTIONÄRE
Künftig will die Allianz jedes Jahr 50 Prozent statt 40 Prozent des Überschusses als Dividende ausschütten. "Nötig haben wir die höhere Dividende aus Unternehmenssicht vielleicht nicht, aber wir müssen dem Aktionär auch darlegen, was wir mit dem Reingewinn machen", sagte Wemmer. Was dies für das laufende Jahr bedeutet, soll sich zwar erst mit dem Jahresabschluss im Februar zeigen. Jedoch soll die Dividende auch bei rückläufigen Gewinnen nie sinken. Für 2013 hatte die Allianz bei 6,0 Milliarden Euro Überschuss eine Dividende von 5,30 Euro je Aktie gezahlt. In den ersten neun Monaten 2014 hat der Konzern bereits gut 4,7 Milliarden Euro verdient.
Zusätzlich könnten die Anteilseigner ab Ende 2016 auch etwas vom dicken Kapitalpolster des Versicherers abbekommen. Ab dann wollen Vorstand und Aufsichtsrat alle drei Jahre prüfen, ob er das für Zukäufe vorgesehene Budget des Konzerns in dieser Höhe nötig ist. Andernfalls soll das Geld "in geeigneter Form" an die Aktionäre zurückfließen - etwa über Sonderdividenden oder den Rückkauf eigener Aktien. Die Allianz steckt jeweils ein Fünftel ihres Jahresgewinns ins Übernahmebudget. Mit diesem Geld hatte sie etwa im Frühjahr der italienischen UnipolSai einen Teil von deren Sachgeschäft abgekauft.
SCHADEN- UND UNFALLGESCHÄFT STÜTZT
Im dritten Quartal glich das gut laufende Versicherungsgeschäft den Rückgang in der Vermögensverwaltung mehr als aus. Konzernweit kletterte der operative Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf 2,65 Milliarden Euro. Der Überschuss legte sogar um elf Prozent auf 1,6 Milliarden Euro zu. Der Umsatz stieg um rund 15 Prozent auf 28,8 Milliarden Euro. Damit schnitt die Allianz durchweg besser ab als von Analysten erwartet.
Als sichere Bank erwies sich im Sommer das Kerngeschäft mit Schaden- und Unfallversicherungen. Die Sparte steigerte ihr Ergebnis auch dank geringer Katastrophenschäden um 15 Prozent und steuerte mehr als die Hälfte zum operativen Gewinn des Konzerns bei. Besonders gut lief es laut Wemmer in Deutschland. In der Lebens- und Krankenversicherung konnte die Allianz das Ergebnis um drei Prozent steigern. Mit 16 500 Abschlüssen setzte sich der Erfolg der neuen Lebensversicherungsverträge ohne Garantiezins fort.
ABGANG VON GROSS BEI PIMCO BELASTET
Der Abgang von Pimco-Gründer Bill Gross machte dem Konzern dagegen zu schaffen. "Das hatte einen erheblichen Effekt auf das Unternehmen", räumte Wemmer ein. So zogen Anleger im September 23,5 Milliarden US-Dollar aus dem von Gross gemanagten Flaggschiff-Fonds "Pimco Total Return" ab. Im Oktober ließen weitere Mittelabflüsse von 27,5 Milliarden Dollar das Fondsvolumen auf 171 Milliarden Dollar schmelzen. In der gesamten Allianz-Vermögensverwaltung, zu der auch die kleinere Tochter Allianz Global Investors (AGI) gehört, ging der operative Gewinn um acht Prozent zurück. Dabei federte ein Zuwachs bei AGI den Rückgang bei Pimco ab.tb
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