BIETIGHEIM-BISSINGEN/SCHOPFLOCH (dpa-AFX) - Der Autozulieferer Dürr F:DUE kauft sich einen neuen Geschäftsbereich. Mit der Übernahme des Holzmaschinen-Bauers Homag verbreitert der auf Lackieranlagen spezialisierte Autozulieferer sein Geschäft. "Ich betone aber, dass dies keine Abkehr von der Automobilindustrie ist", sagte Dürr-Chef Ralf Dieter am Dienstag in einer Telefonkonferenz.
Homag stellt Maschinen und Anlagen für die holzverarbeitende Industrie her. Den Angaben zufolge kommt das Unternehmen aus Schopfloch im Schwarzwald auf einen Marktanteil von 28 Prozent weltweit. Zuletzt machte Homag mit 5100 Mitarbeitern 789 Millionen Euro Umsatz. Dürr hat 8250 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2013 Erlöse von 2,4 Milliarden Euro - gut 80 Prozent in der Autoindustrie.
"Wir haben technisch sehr viele Gemeinsamkeiten", sagte Dieter. "Letztendlich stellt die Firma Homag Maschinen her." Durch seine hohen Marktanteile sei das Wachstumspotenzial von Dürr inzwischen begrenzt, deshalb suche der Autozulieferer nach neuen Geschäftsbereichen. Dürr hatte zuletzt vor allen von den Investitionen der Autohersteller in China profitiert.
Das Unternehmen stemmt den Kauf aus eigenen Mitteln. Der Zulieferer verfügte den Angaben zufolge Ende März über ein Geldpolster von 867 Millionen Euro. Homag werde von Anfang an positiv zum Ergebnis beitragen, sagte Dieter. "Wir übernahmen ein Unternehmen im Aufwärtstrend." Chancen sehe er vor allem in Nordamerika und China.
Die Dürr-Tochter Dürr Technologies übernimmt von den bisherigen Großaktionären knapp 54 Prozent der Homag-Aktien für 219 Millionen Euro. Den übrigen Anteilseignern werde Dürr in den kommenden Wochen ein Übernahmeangebot über 26,35 Euro je Anteilsschein machen. Das entspreche einem Aufschlag von 13 Prozent auf den Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate.
Die Deutsche Beteiligungs AG F:DBAN hat Dürr ihren Homag-Anteil von 39,5 Prozent zum Kauf angeboten. Die übrigen Anteile stammen von zwei weiteren Aktionären sowie aus dem Pool der Gründerfamilie Schuler mit der Klessmann-Stiftung. Dürr schließt sich dem Aktienpool der Gründerfamilien an, auf diese Weise verfügt der Maschinenbauer über 76 Prozent der Stimmrechte. Diese Mehrheit ist für wichtige Hauptversammlungsbeschlüsse notwendig, zum Beispiel um einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag durchzusetzen.
Homag werde eigenständig bleiben, auch das Management unter Firmenchef Markus Flik bleibe im Amt, sagte Dürr-Chef Dieter. "Wir planen weder ein Delisting noch einen Squeeze-Out."/ang/DP/jha