PARIS (dpa-AFX) - Der französische Staat will offensichtlich mit allen Mitteln verhindern, dass große Teile des einheimischen Industriekonzerns Alstom (PSE:PALO) (FSE:AOM) an das US-Unternehmen General Electric (ETR:GEC) NYS:GE (GE) verkauft werden. Die Regierung arbeite an "anderen Lösungen und Szenarien", sagte Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg der Zeitung "Le Monde" (Freitag). Alstom stehe für die industrielle Stärke Frankreichs und französischen Erfindergeist. Es bestehe die Gefahr, dass man ein Zentrum wirtschaftlicher Entscheidungen verliere.
Laut der Zeitung wollen sich Montebourg und Premierminister Manuel Valls zügig mit GE-Chef Jeffrey Immelt treffen und ihre Bedenken vorbringen. Schon am Donnerstag habe sich der Wirtschaftsminister mit Alstom-Chef Patrick Kron getroffen.
Alstoms Führungsspitze wollte sich laut Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg noch am Freitag über das angebliche GE-Angebot beraten. Im Anschluss könne sich das Gremium zu der Übernahme-Offerte äußern. Der Handel mit Alstom-Aktien an der Pariser Börse Euronext war am Morgen bereits ausgesetzt worden.
Laut Bloomberg will der Siemens (ETR:SIE)-Erzrivale General Electric den französischen Hersteller von Energie- und Bahntechnik für 13 Milliarden Dollar (9,4 Mrd Euro) zu großen Teilen schlucken. GE habe sich bereits die Unterstützung des französischen Mischkonzerns Bouygues (PSE:PEN) (FSE:BYG) gesichert, der 29 Prozent an Alstom hält, schrieb die Nachrichtenagentur unter Berufung auf Insider. Die Beteiligten bestätigten die Informationen zunächst nicht.
Nach einem Bericht der Zeitung "Le Figaro" (Freitag) interessiert sich GE vor allem für das Energietechnik-Geschäft von Alstom, das rund 70 Prozent der Konzernaktivitäten ausmacht. Um das Bahngeschäft geht es demnach nicht. Alstom baut unter anderem auch den Hochgeschwindigkeitszug TGV.
Im Gegensatz zur französischen Regierung bezeichnete EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier eine Übernahme von Alstom durch GE am Freitag als möglicherweise sinnvoll. Die Energiesparte des Konzerns leide darunter, dass ihr Markt zu begrenzt sei, sagte der Franzose dem Radiosender RMC.tb