LISSABON/WASHINGTON (dpa-AFX) - Nach einem Urteil des Verfassungsgerichts gegen die Sparpläne der Regierung herrscht in Portugal zweieinhalb Wochen nach dem Verlassen des EU-Rettungsschirmes wieder große Ungewissheit. Der Internationale Währungsfonds (IWF) bestritt jedoch, dass die Überweisung der letzten Kredittranche ausgesetzt worden sei. Über die Folgen des höchstrichterlichen Urteils werde derzeit noch diskutiert, sagte eine Sprecherin des IWF am späten Dienstagabend in Washington auf Anfrage. Entschieden sei aber noch nichts.
Portugals Ministerpräsident Pedro Passos Coelho hatte am Dienstag erklärt, seine Regierung könne sich nach dem Richterspruch den Sanierungszielen nicht mehr verpflichten. Er warnte auch: "EU und IWF können doch nicht die Zahlung (der letzten Tranche) machen, ohne dass Portugal klarstellt, was es 2014 und 2015 machen wird."
Internationale Medien hatten daraufhin von einer "Aussetzung" der Zahlung gesprochen. Dabei seien eventuell voreilige Schlüsse gezogen worden, hieß es aus dem IWF. Nach einem Bericht der Zeitung "Público" (Mittwoch) dementierte auch die Sprecherin von EU-Währungskommissar Olli Rehn, dass die Geldgeber bereits eine Entscheidung getroffen hätten. Man warte auf die Reaktion der Regierung in Lissabon.
Die "Troika", die Portugal 2011 mit einem Hilfspaket von 78 Milliarden Euro vor dem Bankrott bewahrt hatte, soll bis Ende Juni über die Freigabe der letzten Tranche von 2,6 Milliarden Euro entscheiden. Das Gericht hatte am Freitag aber mehrere Sparbeschlüsse für verfassungswidrig erklärt und so in den Etat 2014 nach Medienberichten eine Lücke von mehr als 1,1 Milliarden Euro gerissen.P/hbr