BONN (dpa-AFX) - Das auf Hochtouren laufende US-Geschäft hat der Deutschen Telekom (ETR:DTE) zu Jahresbeginn weiter Auftrieb gegeben. Zukäufe und hohe Werbeausgaben sorgten für neue Kunden und Erlöse - das ging aber auch beim Bonner Mutterkonzern kräftig ins Geld. Der Umsatz des ehemaligen Staatsmonopolisten kletterte in den ersten drei Monaten auf 14,9 Milliarden Euro, das waren 8 Prozent mehr als vor einem Jahr, wie die Bonner am Donnerstag mitteilten. Ohne die von der US-Mobilfunktochter T-Mobile US NYS:TMUS im Frühjahr vergangenen Jahres übernommene MetroPCS wäre ein Plus von mehr als vier Prozent angefallen.
EXPANSION IN DEN USA KOSTET GELD
Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, an dem sich der Konzern messen lassen will, ging um knapp vier Prozent auf 4,1 Milliarden Euro zurück. Ohne Zukäufe und Wechselkurseffekte hätte die Telekom sogar ein Minus von mehr als acht Prozent verbuchen müssen. Die operative Gewinnspanne sank stärker als von Analysten erwartet. Unter dem Strich verdreifachte der Konzern jedoch den Gewinn auf 1,8 Milliarden Euro - das verdankt die Telekom allerdings einem Sonderertrag aus dem Teilverkauf des Internetportals Scout24. Ohne diesen wäre der Nettoüberschuss mit 587 Millionen Euro sogar gesunken.
Die T-Aktie gab nach einem starken Lauf in den vergangenen Tagen nach dem Start um etwas mehr als ein Prozent nach.
MÄRKTE SPEKULIEREN AUF ÜBERNAHME VON T-MOBILE US
Telekom-Chef Timotheus Höttges, der nach Amtsantritt zu Jahresbeginn erstmals voll für die Quartalszahlen geradestehen muss, tätigt die Investitionen in das US-Geschäft nicht ohne Hintergedanken. Das in die Hand genommene Geld könnte sich nämlich vor allem dann auszahlen, wenn die Telekom erneut ein milliardenschweres Gebot für T-Mobile US an Land ziehen würde. Zuletzt hatten Spekulationen darüber immer wieder die T-Aktie nach oben gezogen.
Neben starken Neukundenzahlen aus den Vereinigten Staaten vermeldeten die Telekom auch auf dem Heimatmarkt Erfolge. Nachdem die Kürzungen von Durchleitungsentgelten durch die Wettbewerbshüter langsam abebben, hielten sich die Serviceumsätze im Mobilfunk mit einem knappen Plus stabil. Von Börsianern hieß es, das seien gute Nachrichten. Auf dem insgesamt rückläufigen Markt nehmen die Bonner laut Analystenschätzungen vor allem dem britischen Rivalen Vodafone (ISE:VOD) (FSE:VOD) Marktanteile ab. Bei eigenen Marken wie T-Mobile und Congstar sowie über Weiterverkäufer zählte das Unternehmen in den ersten drei Monaten 551 000 neue Vertragskunden.
PROBLEMKINDER BLEIBEN
Aber es bleiben auch Baustellen im Konzern. Im Segment Europa schrumpften die Erlöse um rund sieben Prozent. Auch ohne den Verkauf einer bulgarischen Tochter wären das Geschäft zurückgegangen. Dafür machte die Telekom vorwiegend den Druck der Regulierungsbehörden verantwortlich. Bei T-Systems betrug das Umsatzminus fast acht Prozent. Bei der kriselnden Geschäftskundensparte, in der ein Umbau läuft, rutschte der Auftragseingang um mehr als ein Viertel ab. Hier achte man nun strenger darauf, dass sich die Aufträge auch rechneten, hieß es.
Im Breitbandgeschäft blieb der Wettbewerbsdruck von Seiten der Kabelanbieter hart, Kunden wanderten ab. Hoffnungsträger sind die schnellen VDSL-Glasfaserleitungen: Hier verzeichnete das Unternehmen 222 000 neue Kunden. Die Abdeckung des Netzes mit glasfaserbasierten Anschlüssen stieg auf 38 Prozent. Nach Expertenschätzungen reicht das aber noch nicht aus, um der versammelten Konkurrenz der Kabelnetzbetreiber Paroli bieten zu können.
Die Telekom blieb für das Gesamtjahr bei ihrer Prognose. Am Ende soll ein bereinigtes Ebitda von 17,6 Milliarden Euro erreicht werden, beim freien Barmittelzufluss ein Wert von 4,2 Milliarden Euro.br