GRÜNHEIDE (dpa-AFX) - Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) stellt sich angesichts der Wasser-Proteste hinter US-Elektroautobauer Tesla (NASDAQ:TSLA) in Grünheide. "Wir sind gut beraten, mit Wasser sparsam umzugehen. Tesla ist aber der Falsche, um das zu kritisieren", sagte Woidke der Deutschen Presse-Agentur. "Das Unternehmen will kein zusätzliches Wasser in der Produktion einsetzen und will sein Industrieabwasser künftig vollständig recyceln."
Tesla eröffnete seine bisher europaweit einzige Autofabrik in Grünheide östlich von Berlin vor mehr als zwei Jahren. Die Ansiedlung gilt als Coup. In Grünheide arbeiten rund 12.000 Beschäftigte. Tesla will die Produktion erhöhen und das Gelände erweitern. Seit dem Bau gab es Bedenken von Umweltschützern und Anwohnern, auch weil das Werk zum Teil in einem Wasserschutzgebiet liegt. "Wenn wir unseren Wohlstand sichern wollen, brauchen wir auch weiter eine starke Wirtschaft", sagte Woidke.
Woidke: Tesla ein "riesengroßer Gewinn"
Der Regierungschef sieht Elon Musks Unternehmen als Vorzeigemodell. "Tesla ist für die Hauptstadtregion ein riesengroßer Gewinn und zeigt, dass wir unter den jetzigen Rahmenbedingungen in Deutschland sehr schnell Investitionen auf den Weg bringen können", sagte Woidke. "Herr Musk hat diese Investition maßgeblich vorangetrieben, dafür sind wir dankbar." Woidke hat aber einen Kritikpunkt: "Ich hätte mir allerdings etwas mehr Aktivität und Transparenz in den letzten Jahren vom Unternehmen gewünscht."
Der SPD-Politiker zeigte sich zurückhaltend, was politische Kommentare von Musk angeht. "Allerdings teile ich natürlich nicht jede seiner Positionen", sagte Woidke. Der Tech-Milliardär Musk hatte sich nach der Europawahl lobend über die AfD geäußert und auf seiner Online-Plattform X geschrieben: "Die politischen Positionen der AfD, von denen ich gelesen habe, klingen nicht extremistisch". Die AfD gilt als Hauptgegner der SPD im Wahlkampf zur Landtagswahl am 22. September.
Tesla weist Bedenken zurück
Seit Ende Februar protestieren Umweltaktivisten im Wald nahe der Tesla-Fabrik gegen die geplante Erweiterung des Werksgeländes zum Bau eines Güterbahnhofs. Im Mai versuchten Aktivisten, das Tesla-Gelände zu stürmen. "Ich habe den Eindruck, dass hier europaweit mobilisiert worden ist, um die Protestszene zusammenzubringen", sagte Woidke.
Er zeigte sich kritisch, was das Protestcamp angeht: "Wir sollten in einer Zeit mit einer hohen Waldbrandgefahr jedes Risiko ausschließen. Da hoffe ich sehr auf die Vernunft von den Menschen, die im Protestcamp auf den Bäumen sitzen."
Tesla verbraucht weniger als vereinbart
Für die Autoherstellung in Grünheide werden nach Angaben aus dem Unternehmen vom März 2,28 Kubikmeter Wasser pro Fahrzeug benötigt. Das sei ein Drittel weniger als der Branchendurchschnitt, der bei 3,68 Kubikmeter Wasser liege. Tesla verwende bis zu 100 Prozent des Brauchwassers.
Der Verbrauch von Frischwasser lag im vergangenen Jahr bei weniger als 500.000 Kubikmeter, deutlich weniger als die vereinbarte Wassermenge pro Jahr. Das Energieunternehmen Leag verbraucht laut Brandenburger Umweltministerium mehr als 44 Millionen Kubikmeter pro Jahr zur Kühlung des Kraftwerks Jänschwalde.
Verein fürchtet Wasserverunreinigung
Der Verein Wassertafel Berlin-Brandenburg befürchtet negative Konsequenzen für das Wasser und die Region. Weil Tesla teilweise in einem Wasserschutzgebiet gebaut habe, werde es zu Grundwasserverunreinigungen kommen, die sich erst in mehreren Jahren zeigten, kritisierte Heidemarie Schroeder. Die Kontrollen erfolgten durch eine von Tesla beauftragte Firma.
Im Februar wurde nach einem "Stern"-Bericht bekannt, dass die Abwasserwerte für Phosphor aus der Fabrik seit der Eröffnung mehrfach über dem behördlichen Grenzwert lagen. Der Autobauer verwies darauf, dass die Stoffkonzentration höher ist, weil Tesla Wasser einspare.