MÜNCHEN (dpa-AFX) - Nach dem Zusammenschluss des deutschen Panzerbauers Krauss-Maffei Wegmann (KMW) mit dem französischen Rüstungskonzern Nexter wirbt KMW-Chef Frank Haun um weitere Partner. Er hoffe, dass das Unternehmen in fünf Jahren "noch viel europäischer" als heute sei, sagte Haun am Montagabend im Club Wirtschaftspresse München. "Es ist keine Tür für Rheinmetall (XETRA:RHMG) zu, es ist keine Tür für irgendwen zu." Ob bereits konkrete Gespräche dazu laufen, ließ Haun offen.
Nach der Vertragsunterzeichnung hatten KMW und Nexter ihre Fusion im vergangenen Dezember vollzogen. Damit wollen sie für den globalen Wettbewerb besser gerüstet sein, etwa durch gemeinsame Forschung und Entwicklung, eine Bündelung des Einkaufs und die gemeinsame Nutzung von Vertriebskanälen. Geführt wird der Zusammenschluss mit insgesamt fast 6900 Beschäftigten von Haun und Nexter-Chef Stéphane Mayer. Im laufenden Jahr rechnet Haun mit deutlich über zwei Milliarden Euro Umsatz.
Eines der ersten gemeinsamen Projekte werde die Entwicklung eines neuen Kampfpanzers sein, sagte Haun. "Wir werden gemeinsame Produkte haben in 10 bis 15 Jahren." KMW baut den weltweit gefragten "Leopard", sieht sich aber durch Kürzungen von Verteidigungsetats und Exportbeschränkungen unter Zugzwang. Haun baut aber darauf, dass der europäische Markt in den kommenden Jahren weiter wachsen wird. Nexters Panzer "Leclerc" wird seit einiger Zeit nicht mehr gebaut und war nur in die Vereinigten Arabischen Emirate exportiert worden. Berlin und Paris erarbeiten bereits Anforderungen an einen neuen Kampfpanzer, der von 2030 an den "Leopard 2" ablösen soll.
Von der Zusammenarbeit erhofft sich Haun auch mehr Einheitlichkeit bei Rüstungsprojekten. Derzeit verfügten die 28 EU-Staaten über rund 4000 Panzer in 16 verschiedenen Varianten. "Man erhöht die Verfügbarkeit der Systeme, wenn alle das Gleiche haben", sagte Haun. Außerdem drücke das die Kosten. Auch in Sachen Rüstungsexporte pocht er auf mehr europäische Abstimmung. "Ich habe kein Problem damit, wenn mir ein Export verboten wird, aber es ist nicht nachvollziehbar, wenn der eine Hü sagt und der andere Hott."
Zunächst einmal arbeite man nach der Fusion jetzt aber an den gemeinsamen Grundlagen für das Unternehmen, sagte Haun. "Das ist ein Aneinander-Gewöhnen, ein Rüttelprozess." Grund für Eile sieht Haun dabei nicht: "Das ist kein schnelldrehendes Geschäft." Hinzu kämen die Verträge, die vorsehen, dass sich fünf Jahre lang keiner der Gesellschafter bewegen dürfe. Die beiden Unternehmen arbeiten unter dem Dach einer Holding mit Sitz in Amsterdam, die jeweils zur Hälfte dem französischen Staat und der deutschen KMW-Eigentümerfamilie Bode-Wegmann gehört.