FRANKFURT (dpa-AFX) - Kein Aufatmen am deutschen Aktienmarkt: Der Dax (DAX) hat am Dienstag weiter nachgegeben und stand zuletzt 1,38 Prozent tiefer bei 10 832,93 Punkten. Zeitweise fiel er gar unter 10 800 Punkte zurück. Damit ist der Stabilisierungsversuch, der sich im vorbörslichen Handel noch abgezeichnet hatte, klar gescheitert. Seit dem Rekordhoch vom 10. April hat das wichtigste deutsche Börsenbarometer inzwischen mehr als 12 Prozent eingebüßt.
Der MDax (MDAX) als Index der mittelgroßen Werte sank am Dienstag um 1,34 Prozent auf 19 364,06 Punkte, während der TecDax (TecDAX) um 1,38 Prozent auf 1600,27 Punkte nachgab. Der Leitindex der Eurozone EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) rutschte ebenfalls um mehr als 1 Prozent ab. Angesichts der drohenden Pleite Griechenlands sind die Anleger nach wie vor nervös. Dass der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis offenbar ohne neue Reformliste zum Treffen der Eurogruppen-Finanzminister am Donnerstag reisen will, sorgt für weitere Unruhe. Varoufakis warnte gar vor einer Auflösung Europas.
Auf Konjunkturseite richten sich die Blicke hierzulande am Vormittag auf die ZEW-Konjunkturerwartungen. Am Nachmittag könnten Daten zum US-Immobilienmarkt bewegen. Zunächst interessierten sich Marktteilnehmer aber für das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zum Ankauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB). Das Gericht stellt sich hinter die Anleihenkäufe. In dem Prozess ging es jedoch nicht um das seit März laufende große Kaufprogramm der EZB, sondern um eines aus dem Jahr 2012, das niemals genutzt wurde.
VERWIRRUNG UM LUFTHANSA
Unter den Einzelwerten stehen Aktien aus dem Luftfahrtsektor im Fokus. Bei Lufthansa (XETRA:LHAG) gab es zunächst große Verwirrung um ihre Gewinnziele: Am Dienstagmorgen musste die Fluggesellschaft ihre Jahresprognose für den operativen Gewinn erneut bekräftigen, nachdem am Markt zuvor Spekulationen über ein Verfehlen der Ziele die Runde gemacht hatten. "Wir peilen nach wie vor für das Gesamtjahr 2015 einen bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) vor Streikkosten von mindestens 1,5 Milliarden Euro an", sagte ein Sprecher. Ein Interview im Mitarbeitermagazin "Lufthanseat" über das Sparprogramm und dessen Beitrag zum Jahres-Ebit hatte für Irritationen gesorgt. Die Lufthansa-Aktie notierte zuletzt 1,85 Prozent tiefer.
Auf der Luftfahrtmesse im französischen Le Bourget feiert Airbus (XETRA:AIRG) (PSE:PAIR) Erfolge: Der Flugzeugbauer hat inzwischen 146 Flugzeuge verkauft mit einem Wert von 24 Milliarden US-Dollar. Die im MDax notierte Aktie lief am Dienstagmorgen bei einem Minus von 3 Prozent allerdings alles andere als erfolgreich.
Das offenbar verlorene Rennen um den Shampoo-Hersteller Wella hat die Aktien von Henkel (ETR:HEN3) belastet. Die Papiere landeten mit einem Minus von 3,16 Prozent am Dax-Ende. Der US-Parfüm- und Kosmetikkonzern Coty habe den deutschen Konsumgüterkonzern mit einem höheren Gebot ausgestochen, berichtet die "New York Post" unter Berufung auf mit dem Geschäft vertraute Quellen. Henkel soll an Wella Interesse gehabt haben, hatte sich aber in der Vergangenheit nicht dazu geäußert. Analysten hatten einen möglichen Kauf von Wella durch Henkel positiv kommentiert.
WEITERE ÜBERNAHME IN DER IMMOBILIENBRANCHE
Reichlich Bewegung gab es auch im SDax (SDAX), dem Index für die Unternehmen mit geringerer Marktkapitalisierung. Nachdem am Wochenende bereits die Deutsche Annington (XETRA:ANNGn) mit dem Kauf der Süddeutsche Wohnen (Südewo) Schlagzeilen gemacht hatte, dreht sich das Übernahmekarussell in der Immobilienbranche mit einer Offerte von Alstria Office Reit (XETRA:AOXG) für Deutsche Office weiter. Die Aktien von Deutsche Office sprangen an der Index-Spitze um 9 Prozent nach oben. Alstria-Papiere gaben ein halbes Prozent Prozent nach.
Zooplus (XETRA:ZO1G) waren mit minus 3,54 Prozent unter den schwächsten SDax-Werten. Händler verwiesen dazu auf eine Meldung, wonach der für das operative Geschäft verantwortliche Manager Jürgen Vedie den Internethändler für Tierbedarf verlassen wird. Dies drücke kurzfristig auf die Stimmung.