FRANKFURT (dpa-AFX) - Der nach wie vor ungelöste Schuldenstreit mit Griechenland hat den Dax (DAX) am Donnerstag erneut Punkte gekostet. Durchwachsene Vorgaben aus Asien, die in den USA am Vorabend abgebröckelten Börsengewinne sowie der gestiegene Euro-Kurs belasteten im recht ruhigen Feiertagshandel zusätzlich.
Der deutsche Leitindex büßte im frühen Geschäft 0,97 Prozent auf 11 309,55 Punkte ein. Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte fiel um 0,87 Prozent auf 20 259,49 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) sank um 0,64 Prozent auf 1692,86 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verlor 1,08 Prozent.
VIEL ZEIT BLEIBT ATHEN NICHT MEHR
"Der Fokus geht wieder zurück auf Griechenland", sagte Marktanalyst Craig Erlam vom Devisenhändler Oanda. Weiterhin drehe sich alles um die Frage, ob im Schuldenstreit der geldgebenden Euroländer mit dem von der Pleite bedrohten Griechenland rechtzeitig ein Kompromiss gefunden werde. Viel Zeit bleibt Athen dabei nicht mehr: Am Freitag ist eine Zahlung an den Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von 305 Millionen Euro fällig. Im laufenden Monat stehen Zahlungen an den Weltwährungsfonds von insgesamt knapp 1,6 Milliarden Euro an.
Der Kurs des Euro (FX1:EURUS) bleibt ebenfalls weiter im Blick: Die Gemeinschaftswährung hatte infolge der Aussagen des europäischen Notenbankchefs Mario Draghi am Vortag kräftig zugelegt und sich auch an diesem Morgen weiter über der Marke von 1,12 US-Dollar gehalten. Aussagen zur Wirtschaftsentwicklung im gemeinschaftlichen Währungsraum hatten Auftrieb gegeben; hinzu kam die Hoffnung auf eine anstehende Einigung mit Athen.
Ein starker Euro belastet die exportorientierten Unternehmen, da sie ihre Waren außerhalb der Eurozone nicht mehr so günstig absetzen können. Zudem halten sich bei steigenden Eurokursen die zahlreichen ausländischen Anleger am deutschen Aktienmarkt mit Engagements zurück.
SPEKULATIONEN BEWEGEN T-AKTIE UND BASF
Unter den Einzelwerten im Dax waren die Papiere der Deutschen Telekom (XETRA:DTEGn) Favorit mit plus 1,74 Prozent. Wie das "Wall Street Journal" unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtete, befinden sich die US-Mobilfunktochter T-Mobile US (NYSE:TMUS) und der US-Satellitenfernsehbetreiber Dish Network (NASDAQ:DISH) in Gesprächen über eine mögliche Fusion. Der Chef von T-Mobile US, John Legere, wollte dies nicht kommentieren.
Schlusslicht im Leitindex waren dagegen die Anteilsscheine von BASF (ETR:BAS) mit minus 1,55 Prozent. Spekulationen waren auch hier der Grund für die Kursbewegung: Angeblich sind die Ludigshafener am Schweizer Agrochemie-Wettbewerber Syngenta (VTX:SYNN) interessiert. Zuvor war aus Kreisen bekannt geworden, dass Syngenta unter bestimmten Bedingungen bereit sei, mit dem US-Konkurrenten Monsanto (NYSE:MON) (ETR:MOO) über eine Übernahme zu verhandeln. "Ein möglicherweise entbrennender Kampf mit Monsanto um die Übernahme von Syngenta wäre nicht gut für BASF - selbst wenn sich der deutsche Chemieriese diesen ein Stück weit leisten könnte", sagte ein Händler. Zudem stelle sich für ihn die Frage möglicher kartellrechtlicher Probleme.
ZALANDO PROFITIEREN VON MDAX-AUFSTIEG
Von dem am 22. Juni anstehenden Stühlerücken in MDax, TecDax und SDax (SDAX) profitierten vor allem die Papiere des Mode-Versandhändlers Zalando (XETRA:ZALG), die in den Index der mittelgroßen Werte aufsteigen mit plus 1,70 Prozent. Wie die Deutsche Börse am Vorabend nach Börsenschluss bekannt gab, wird dafür der Ingenieur-Dienstleister Bertrandt (XETRA:BDTG) wieder in den SDax absteigen. Dessen Aktien gaben um 0,76 Prozent nach. Auch weitere Unternehmen sind von Änderungen betroffen.