FRANKFURT (dpa-AFX) - Auf die wochenlange Talfahrt am deutschen Aktienmarkt ist am Mittwoch eine beeindruckende Rally gefolgt. Hoffnungen auf eine Einigung im nervenzehrenden Schuldenstreit der EU-Geldgeber mit Griechenland beflügelten am späten Nachmittag die Kurse. Zuvor hatten außerdem noch eine Entspannung am Anleihemarkt und deutliche Gewinne an der Wall Street die ersten Schnäppchenjäger an die Börse zurückgeholt.
Der Dax (DAX), der im Tagesverlauf zeitweise noch unter 11 000 Punkten gelegen hatte und in den vergangenen drei Wochen rund 7 Prozent eingebüßt hatte, schloss nun mit einem Plus von 2,40 Prozent auf 11 265,39 Punkten. Für den Index der mittelgroßen Werte MDax (MDAX) ging es um 1,58 Prozent auf 20 060,76 Punkte nach oben. Der Technologie-Index TecDax (TecDAX) stieg um 1,92 Prozent auf 1660,10 Punkte.
ZWEIFEL AN NACHHALTIGKEIT DER DAX-GEWINNE
"Dass die Griechenland-Euphorie auch am Donnerstag noch Bestand hat, darf bezweifelt werden", gibt sich Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner mit Blick auf die fulminanten Gewinne an diesem Tag skeptisch." Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtete, könnte Deutschland den Griechen im Schuldenstreit entgegenkommen, um dringend benötigte Hilfsgelder freizugeben. Derweil erhöhte angeblich die Europäische Zentralbank (EZB) die Notkredite für griechische Banken bereits deutlich. Die Notkredite (Ela:Kredite) sind informierten Kreisen zufolge um 2,3 Milliarden auf 83 Milliarden Euro angehoben worden, wie Bloomberg ebenfalls schrieb.
Mit Blick auf deutsche Einzelwerte spielte die Musik an diesem Tag insbesondere in den Nebenwerten. So ließ eine gekappte Jahresprognose für Umsatz und Gewinn die Aktien von Gerry Weber (ETR:GWI1) am MDax-Ende um etwas mehr als 30 Prozent einbrechen. Mit einem solchen, bislang noch nicht erlebten Kurssturz, fielen sie auf das Niveau von Ende 2011 zurück. Der Modekonzern rechnet "aufgrund des derzeit schwierigen Marktumfeldes" mit einem Rückgang des operativen Ergebnisses um 20 bis 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ursprünglich war einschließlich der übernommenen Modekette Hallhuber ein deutlicher Anstieg prognostiziert worden.
ÜBERNAHMEGERÜCHTE BEWEGEN
Für Gesprächsstoff sorgte auch ein Kurssprung bei den Papieren von Wincor Nixdorf (XETRA:WING), die sich ungeachtet vom Unternehmen dementierter Übernahmespekulationen mit einem Plus von etwas über 10 Prozent an die MDax-Spitze setzten. Laut der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", die sich auf mit dem Vorhaben vertraute Personen beruft, befindet sich Wincor in Gesprächen mit dem US-Konkurrenten Diebold über eine Übernahme. Der Geldautomatenhersteller hatte darauf am Morgen mit einem Dementi reagiert und gesagt: "Wir befinden uns nicht in Merger- oder Übernahme-Verhandlungen."
Übernahmespekulationen hatten auch die Aktien der beiden Immobiliengesellschaften Deutsche Annington (XETRA:ANNGn) und LEG (XETRA:LEGn) bewegt. Im "Aktionärsbrief" aus dem Hause Bernecker hieß es unter Berufung auf eine gut unterrichtete Quelle, dass die Deutsche Annington nach dem Kauf von Gagfah nun ein Gebot für LEG plane und ein Preis von 74 bis 76 Euro pro Aktie genannt worden sei. Nach einem Dementi seitens der Bochumer Annington verringerten die LEG-Papiere ihr Plus auf 2,77 Prozent, während die der Annington ihr Minus auf 0,11 Prozent eindämmten.
FULMINANTES PLUS BEI SMA SOLAR
Die Aktien von SMA Solar (XETRA:S92G) zogen als einsamer Spitzenreiter im TecDax um rund 24 Prozent an. Der angeschlagene Solartechnikhersteller arbeitet bei Photovoltaik-Großanlagen künftig mit dem Elektroriesen Siemens (XETRA:SIEGn) (ETR:SIE) zusammen.