STUTTGART/ABU DHABI (dpa-AFX) - Branchenexperten sehen in dem Rückzug des bedeutendsten Daimler -Großaktionärs Abu Dhabi kein Alarmzeichen für den Autobauer. 'Es ist natürlich keine tolle Nachricht für Daimler, einen großen Ankeraktionär zu verlieren. Aber ich sehe darin auch keinen Grund zur Panik', sagte Autofachmann Stefan Bratzel am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. Dennoch bedeute der Verlust für den Dax -Konzern, dass er sich bei einem merklich sinkenden Börsenkurs ernste Gedanken über seine Aktionärsstruktur machen müsse. Anders als etwa den Konkurrenten BMW oder VW fehlen Daimler beständige Investoren als Fels in der Brandung, um bei sinkendem Marktwert kein Übernahmekandidat zu sein.
'Es braucht ja gerade in diesen Zeiten einen langen Atem', sagte Bratzel, der als Leiter des Center of Automotive in Bergisch Gladbach die Branche bei Strategiefragen berät. Da sei es nun einmal nicht vorteilhaft, stärker als die Wettbewerber immer auch auf den Börsenkurs schielen zu müssen und von Quartal zu Quartal zu denken. 'Langfristig wäre es natürlich schon hilfreich, wenn Daimler wieder einen weiteren Ankeraktionär findet', sagte der Fachmann.
Am Donnerstag war aus einer knappen Stimmrechtsmitteilung an die Finanzwelt hervorgegangen, dass der von Abu Dhabi kontrollierte Fonds Aabar auch seine noch verbliebenen 3,07 Prozent abstieß und nun gar keine Stimmrechte mehr besitzt. Indirekt jedoch haben die Scheichs noch Zugriffsrechte auf Daimler-Papiere. Details des Verkaufs - etwa zum Käufer oder der Form der Abwicklung - sind allerdings unbekannt.
Auch Börsenexperten werten den Rückzug Aabars nicht zwangsläufig als eindeutiges Zeichen für einen Vertrauensverlust in den Autobauer. Das ergab eine Umfrage der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX und der Nachrichtenagentur dpa am Freitag bei Börsen- und Finanzfachleuten.
Demnach hängt die Entscheidung, dass die Scheichs ihren letzten direkt gehaltenen Anteil vor wenigen Tagen abstießen, eher mit der Entwicklung des Daimler-Kurses und der ganz generellen Befürchtung zusammen, dass Geld in der Autobranche dieser Tage nicht mehr gut aufgehoben sein könnte. Die Hersteller kämpfen derzeit alle mehr oder weniger stark mit Dämpfern in der Nachfrage und fürchten einen Einbruch. Auch Daimler warnte kürzlich vor schrumpfenden Gewinnen im Pkw-Geschäft.
Frank Schwope, Analyst bei der NordLB, sagte: 'Ein Verkauf ist möglich, denn aus Aktionärssicht könnte Aabar die kurzfristige Perspektive als nicht mehr so attraktiv einschätzen und in dem Zuge Gewinne mitgenommen haben.' Das Emirat war 2009 bei rund 20 Euro eingestiegen - nun sind die Papiere fast doppelt so viel wert.
Auch Andreas Lipkow von der Wertpapierhandelsbank MWB Fairtrade schätzt die Motive ähnlich ein. Er vermute ebenfalls, dass die Scheichs ganz grundsätzlich kein Interesse mehr an Investitionen in Autoaktien hätten. Zur Art des Deals gibt er auf Basis der wenigen Informationen zu bedenken: 'Ich denke, dass der Block entweder an eine Fondsgesellschaft oder einen anderen Staatsfonds ging.' Dabei tendiere er eher zu Variante eins, da Daimler beim Wechsel des Paketes auf einen weiteren Ankeraktionär mitgewirkt und dies auch entsprechend offensiv publiziert hätte.
Der Rückzug dürfte viel Geld in die Kasse des Scheichs gespült haben. Zahlen wurden nicht genannt. Auch wenn die Art der Abwicklung nicht bekannt ist, dürfte aber der Börsenkurs ein Anhaltspunkt sein. Nimmt man den Durchschnitts-Börsenkurs am Tag des Deals, dem 5. Oktober, als Basis, brachte der Verkauf des 3,07 Prozent schweren Wertpapierpaketes dem Emirat etwa 1,3 Milliarden Euro.
Denkbar ist aber theoretisch auch ein Tauschgeschäft ohne Geldfluss, denn Aabar hat laut Daimler nunmehr zwar weder Aktien noch Stimmrechte, dafür aber indirekt über Finanzinstrumente Zugriff auf 12,75 Prozent.
Die Ausgangsbasis war folgende: Das Emirat zahlte 2009 je Aktie 20,27 Euro - etwa die Hälfte des heutigen Kurses von knapp 40 Euro. Insgesamt flossen 1,95 Milliarden Euro und der Staatsfonds herrschte über 9,1 Prozent. In der Vergangenheit verlieh er aber bereits Teile und behielt Rücklieferungsansprüche. Am Ende waren damit nur noch 3,07 Prozent ohne Umwege Aabar zuzurechnen. Doch auch dieser Bruchteil ist heute dank der Kursverdoppelung so viel wert, dass er den Löwenanteil des damaligen Kaufpreises für das Gesamtpaket deckt. Denn das abgestoßene Drittel ist rein rechnerisch ungefähr so viel wert wie zwei Drittel der Kosten für den einstigen kompletten Deal./loh/DP/jha
'Es braucht ja gerade in diesen Zeiten einen langen Atem', sagte Bratzel, der als Leiter des Center of Automotive in Bergisch Gladbach die Branche bei Strategiefragen berät. Da sei es nun einmal nicht vorteilhaft, stärker als die Wettbewerber immer auch auf den Börsenkurs schielen zu müssen und von Quartal zu Quartal zu denken. 'Langfristig wäre es natürlich schon hilfreich, wenn Daimler wieder einen weiteren Ankeraktionär findet', sagte der Fachmann.
Am Donnerstag war aus einer knappen Stimmrechtsmitteilung an die Finanzwelt hervorgegangen, dass der von Abu Dhabi kontrollierte Fonds Aabar auch seine noch verbliebenen 3,07 Prozent abstieß und nun gar keine Stimmrechte mehr besitzt. Indirekt jedoch haben die Scheichs noch Zugriffsrechte auf Daimler-Papiere. Details des Verkaufs - etwa zum Käufer oder der Form der Abwicklung - sind allerdings unbekannt.
Auch Börsenexperten werten den Rückzug Aabars nicht zwangsläufig als eindeutiges Zeichen für einen Vertrauensverlust in den Autobauer. Das ergab eine Umfrage der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX und der Nachrichtenagentur dpa am Freitag bei Börsen- und Finanzfachleuten.
Demnach hängt die Entscheidung, dass die Scheichs ihren letzten direkt gehaltenen Anteil vor wenigen Tagen abstießen, eher mit der Entwicklung des Daimler-Kurses und der ganz generellen Befürchtung zusammen, dass Geld in der Autobranche dieser Tage nicht mehr gut aufgehoben sein könnte. Die Hersteller kämpfen derzeit alle mehr oder weniger stark mit Dämpfern in der Nachfrage und fürchten einen Einbruch. Auch Daimler warnte kürzlich vor schrumpfenden Gewinnen im Pkw-Geschäft.
Frank Schwope, Analyst bei der NordLB, sagte: 'Ein Verkauf ist möglich, denn aus Aktionärssicht könnte Aabar die kurzfristige Perspektive als nicht mehr so attraktiv einschätzen und in dem Zuge Gewinne mitgenommen haben.' Das Emirat war 2009 bei rund 20 Euro eingestiegen - nun sind die Papiere fast doppelt so viel wert.
Auch Andreas Lipkow von der Wertpapierhandelsbank MWB Fairtrade schätzt die Motive ähnlich ein. Er vermute ebenfalls, dass die Scheichs ganz grundsätzlich kein Interesse mehr an Investitionen in Autoaktien hätten. Zur Art des Deals gibt er auf Basis der wenigen Informationen zu bedenken: 'Ich denke, dass der Block entweder an eine Fondsgesellschaft oder einen anderen Staatsfonds ging.' Dabei tendiere er eher zu Variante eins, da Daimler beim Wechsel des Paketes auf einen weiteren Ankeraktionär mitgewirkt und dies auch entsprechend offensiv publiziert hätte.
Der Rückzug dürfte viel Geld in die Kasse des Scheichs gespült haben. Zahlen wurden nicht genannt. Auch wenn die Art der Abwicklung nicht bekannt ist, dürfte aber der Börsenkurs ein Anhaltspunkt sein. Nimmt man den Durchschnitts-Börsenkurs am Tag des Deals, dem 5. Oktober, als Basis, brachte der Verkauf des 3,07 Prozent schweren Wertpapierpaketes dem Emirat etwa 1,3 Milliarden Euro.
Denkbar ist aber theoretisch auch ein Tauschgeschäft ohne Geldfluss, denn Aabar hat laut Daimler nunmehr zwar weder Aktien noch Stimmrechte, dafür aber indirekt über Finanzinstrumente Zugriff auf 12,75 Prozent.
Die Ausgangsbasis war folgende: Das Emirat zahlte 2009 je Aktie 20,27 Euro - etwa die Hälfte des heutigen Kurses von knapp 40 Euro. Insgesamt flossen 1,95 Milliarden Euro und der Staatsfonds herrschte über 9,1 Prozent. In der Vergangenheit verlieh er aber bereits Teile und behielt Rücklieferungsansprüche. Am Ende waren damit nur noch 3,07 Prozent ohne Umwege Aabar zuzurechnen. Doch auch dieser Bruchteil ist heute dank der Kursverdoppelung so viel wert, dass er den Löwenanteil des damaligen Kaufpreises für das Gesamtpaket deckt. Denn das abgestoßene Drittel ist rein rechnerisch ungefähr so viel wert wie zwei Drittel der Kosten für den einstigen kompletten Deal./loh/DP/jha