Berlin/London (Reuters) - Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble lehnt Forderungen nach Schuldenerleichterungen für Griechenland ab.
"Wer jetzt sagt, wir erlassen euch die Schulden, der leistet den Griechen einen Bärendienst", sagte der CDU-Politiker laut einem am Mittwoch verbreiteten Bericht der "Passauer Neue Presse". Griechenland benötige dringend weitere Reformen, um wettbewerbsfähig zu werden. Diesen Weg könne man den Griechen nicht ersparen. Ein Erlass von Verbindlichkeiten würde den Anreiz zu weiteren Sparanstrengungen deutlich vermindern.
Der scheidende US-Präsident Barack Obama mahnte Europa zuvor bei seinem Besuch in Athen zu einem großzügigeren Umgang mit dem hoch verschuldeten Griechenland. "Die Strategie kann nicht einfach 'Sparen' lauten", sagte Obama bei seiner letzten Auslandsreise als Präsident. Das Land müsse mehr Luft bekommen, um seine Wirtschaft wieder auf tragfähige Füße zu bekommen.
Schäubles niederländischer Amtskollege Jeroen Dijsselbloem will beim nächsten Treffen der Euro-Finanzminister im Dezember über das Thema Schuldenerleichterung sprechen. "Die gegenwärtige griechische Regierung scheint sehr engagiert zu sein und arbeitet konstruktiver als ihre Vorgängerinnen", sagte der Eurogruppen-Chef in London. Im Dezember müsse über kurzfristige Schuldenmaßnahmen diskutiert werden.
Griechenland ist durch drei Rettungspakete von der EU, der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds vor dem Kollaps bewahrt worden. Allein das letzte Paket hat ein Volumen von bis zu 86 Milliarden Euro. Ministerpräsident Alexis Tsipras fordert Schuldenerleichterungen, um die Konjunktur wieder anzukurbeln. Nach sieben Jahren mit schrumpfender Wirtschaft könne sein Land nicht mehr sparen.