- von Rupert Pretterklieber -
Zürich, 20. Nov (Reuters) - Die Schweizer Börse dürfte kommende Woche angesichts der dünnen Nachrichtenlage seitwärts tendieren. Die Berichtsaison der Unternehmen ist überall mehr oder weniger abgeschlossen. Zudem stehen nur wenige wichtige Konjunkturdaten auf der Agenda. Erst gegen das Wochenende dürften dann von den US-Weihnachtseinkäufen, die traditionellerweise einen Tag nach dem US-Feiertag Thanksgiving beginnen, Impulse ausgehen.
Am "Black Friday" sind die US-Börsen zwar geöffnet, aber viele Marktteilnehmer gehen lieber einkaufen. Dieses verlängerte Wochenende ist in den USA ein traditionelles Familienwochenende und der Beginn der Weihnachtseinkaufssaison und gilt als eines der umsatzstärksten im US-Einzelhandel. Viele Geschäfte öffnen an diesem Freitag bereits in den frühen Morgenstunden.
"In den Tagen danach warten die Anleger auf die Kommentare der Einzelhändler und der Kreditkartenfirmen, damit sie sehen, wie konsumfreudig die US-Bevölkerung in der für den Einzelhandel wichtigsten Jahreszeit ist", sagte ein Händler.
NUR DOTTIKON BERICHET
Bis dahin rechnen Experten an der Börse mit einer ruhigen
Woche. "Ich erwarte eine Fortsetzung des Seitwärtstrends und
sehe den SMI daher weiterhin zwischen 6100 und 6400 Punkten",
sagte Christian Gattiker, Head of Research der Bank Julius Bär.
Kommende Woche informiert von den an der Schweizer Börse
gehandelten Unternehmen einzig die Chemiefirma Dottikon DS
Aus den USA werden unter anderem Geschäftszahlen von
Campbell Soup
An Konjunkturdaten werden in der Schweiz der UBS-Konsumindikator und das Konjunkturbarometer der KOF/ETH veröffentlicht. Aus dem Ausland dürften der deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex und weitere US-Immobilendaten, die revidierten Wachstumsschätzungen und Angaben zur Einkommensentwicklung Beachtung finden.
"Die wirklich wichtigen Daten kommen erst in der ersten Dezemberwoche, wenn unter anderem der monatliche Arbeitsmarktbericht veröffentlicht wird", sagte Gattiker.
STEHT WEICHNACHTSRALLY BEVOR?
"Ein positiver Arbeitsmarktbericht und ein starker Auftakt der Weihnachtseinkäufe könnten durchaus die Mischung sein, die es braucht um eine Jahresend-Rally auszulösen", sagte ein Händler. Vor dem Jahresende drängen üblicherweise viele Marktteilnehmer in den Markt und treiben die Kurse hoch. "Ein Kursanstieg des SMI bis 6500 oder 6600 Punkte liegt da schon drin", sagte der Händler.
Der SMI notierte am Freitagmittag um 0,3 Prozent höher auf 6309 Punkten oder um rund 14 Prozent über dem Stand von Anfang Jahr. Seit Mitte August bewegt sich der SMI um die Marke von 6250 Punkten.
Gattiker allerdings stuft das Phänomen der Jahresendrally als weniger bedeutend ein. "Viele Investoren schliessen die Bücher anfangs Dezember und die Umsätze gehen daher zurück. Die Leute nehmen noch Anpassungen in ihren Portfolios vor und es kommt zu Windowdressing", sagte er. Daraus ergebe sich ein eher richtungsloses und auf Einzeltitelkonzentriertes Geschäft. "Die Jahresendrally ist angesichts der dünnen Umsätze eher ein Hinaufkriechen des Marktes", sagte er.
(redigiert von Oliver Hirt)