Bleibt er oder geht er? In Großbritannien wird heftig über die Zukunft des Notenbankgouverneurs Mark Carney spekuliert. Sein Vertrag bei der Bank of England läuft 2018 aus, eine Verlängerung bis 2021 ist möglich. Darauf habe Brexit-Gegner Carney aber keine Lust, berichtete die "Sunday Times". Der "Telegraph" schrieb, der Kanadier könne schon in dieser Woche mitteilen, dass 2018 Schluss ist.
Carney war am 1. Juli 2013 an die Spitze der Bank of England gerückt. Bis Jahresende wird er laut Notenbank erklären, ob er verlängert oder nicht. Im Wahlkampf vor dem Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der EU hatte Carney euroskeptische Politiker gegen sich aufgebracht, weil er klar Stellung gegen den Brexit bezog und vor negativen wirtschaftlichen Folgen für das Land warnte.
Carney sei "desillusioniert" von der konservativen britischen Regierung um Premierministerin Theresa May, berichtete nun die "Sunday Times". May selbst hatte die Notenbankpolitik Anfang Oktober kritisiert und insbesondere die niedrigen Zinsen angeprangert, die Sparern Probleme bereiteten.
Dennoch neige Carney "stark" dazu, seinen Vertrag bis 2021 zu verlängern, berichtete die "Financial Times". "Freunde sagen, Herr Carney sei entschlossen, die Unabhängigkeit der Bank of England gegen die fortlaufenden Angriffe des Brexit-Lagers zu verteidigen."
Vor einem Parlamentsausschuss sagte Carney am Dienstag vergangener Woche, die Entscheidung über seine Zukunft sei eine "komplett persönliche". Wie jeder andere auch "habe ich persönliche Umstände, um die ich mich kümmern muss". Sein momentaner Job fordere seine komplette Aufmerksamkeit und er werde ihm diese "so lange, wie ich kann", geben.