BERLIN (dpa-AFX) - Knapp drei Wochen vor der Weltklimakonferenz in Aserbaidschan kritisieren Klimaschützer, dass das Gastgeberland seine schädliche Gas- und Ölproduktion noch weiter ausbauen will. Die Umweltschutzorganisation Urgewald verwies auf Schätzungen der Organisation Global Witness, wonach das Land am Kaspischen Meer in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich mehr als 400 Milliarden Kubikmeter Gas fördern wolle. "Es ist fatal, dass sich erneut ein auf fossilem Wohlstand erbautes Regime anschickt, den Ton bei den Klimaverhandlungen vorzugeben", sagte Regine Richter von Urgewald.
Klimakonferenzen zuletzt immer in Ölstaaten
Hintergrund ist, dass die beiden vorangegangenen Klimakonferenzen in Dubai und Ägypten ebenfalls in Staaten stattfanden, die wie Aserbaidschan autoritär regiert werden und stark auf die klimaschädliche Produktion von Öl- und Gas setzen. Richter gehört zu Autorinnen eines neuen Berichts über den staatlichen aserbaidschanischen Öl- und Gaskonzern Socar. Der Bericht zeigt, wie stark die aserbaidschanische Volkswirtschaft auf die Einnahmen des Unternehmens angewiesen ist: Nach Zahlen der Internationalen Energieagentur machen Erlöse aus fossilen Brennstoffen 90 Prozent demnach der Exporteinnahmen Aserbaidschans ausmachen und rund 60 Prozent der Staatseinnahmen.
Die zweiwöchige Weltklimakonferenz wird am 11. November in der Hauptstadt Baku eröffnet. Aserbaidschan steht wegen Menschenrechtsverstößen und der Unterdrückung Andersdenkender in der Kritik und ist gleichzeitig ein wichtiger Energielieferant für die Staaten der Europäischen Union. Der aserbaidschanische Umweltminister Mukhtar Babayev soll Präsident der Konferenz werden. Er war früher lange für den staatlichen Ölkonzern Socar tätig.