New York, 23. Jan (Reuters) - Die Unsicherheit über die
Zukunft von US-Notenbankchef Ben Bernanke dürfte die New Yorker
Aktienmärkte in der kommenden Woche belasten. Zudem könnte die
von US-Präsident Barack Obama angekündigte Zügelung der
Großbanken zu weiteren Kursverlusten bei Finanzinstituten wie
Goldman Sachs
Wegen eines Streits im Kongress über die Rolle der Fed bei der Bekämpfung der Finanzkrise ist die Bestätigung von Bernanke für eine zweite Amtszeit aufgeschoben worden. Obama zeigte sich am Freitag zwar zuversichtlich, dass der Senat Bernanke im Amt bestätigen wird. Doch auch in den Reihen von Obamas Demokraten wuchs der Widerstand gegen Bernanke. Seine Amtszeit als Chef der US-Notenbank läuft am 31. Januar aus. Die Bestätigung wird nun für nächste Woche erwartet.
Ein zweiter Unsicherheitsfaktor stellt für Anleger die
geplante Regulierung der Finanzbranche dar: Obama will den
riskanten Eigenhandel der Banken beschränken und sie wieder zu
einer Trennung des klassischen Bankgeschäfts vom
Kapitalmarktgeschäft und Investmentbanking zwingen. Das zielt
auf Geschäftsmodelle wie die von Goldman Sachs oder der Bank of
America
"Die Ankündigung von Obama hat die Wall Street erzittern lassen. Die Unsicherheit ist groß, die Leute verkaufen", sagte Aktienhändler Michael James von der regionalen Investmentbank Wedbush Morgan in Los Angeles. Es sei daher mit einem sehr schwankungsanfälligem Handel in der nächsten Woche zu rechnen. Der CBOE Volatilitätsindex<.VIX>, ein Barometer für die Unsicherheit auf dem Börsenparkett, war allein am Freitag um 20 Prozent nach oben geschossen.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte<.DJI> hatte im Wochenverlauf 4,1 Prozent nachgegeben, der S&P-500<.SPX> fiel 3,9 Prozent und die Technologiebörse Nasdaq<.IXIC> verlor 3,6 Prozent. Damit verzeichnete die Wall Street ihre größten Kursverluste seit zehn Monaten. Auch in der Woche davor hatten alle drei Indizes bereits schwächer geschlossen. Am Mittwoch beendet der Offenmarktausschuss der US-Notenbank seine zweitägigen Beratungen. Es wird damit gerechnet, dass die Fed den Zinssatz bei nahe null Prozent belassen wird. Stattdessen werden Anleger genau hinhören, ob die Notenbank Hinweise auf eine künftige Straffung der Geldpolitik geben wird. Einer Reuters-Umfrage zufolge wird die Fed die Zinsen voraussichtlich nicht vor Herbst anziehen.
Ebenfalls am Mittwochabend wird Obama vor beide Kammern des Kongresses treten, um seine mit Spannung erwartete Rede zur Lage der Nation zu halten. Die erste Schätzung des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts für das vierte Quartal wird am Freitag erwartet. Zudem stehen in der kommenden Woche die jüngsten Daten zu den Verkäufen bestehender Eigenheime an.
(Reporter: Caroline Valetkevitsch; bearbeitet von Michael Nienaber; redigiert von Stefanie Huber)