Trotz des Abgas-Skandals zahlt der Volkswagen-Konzern seiner Belegschaft auch dieses Jahr eine Erfolgsprämie aus. Die Erfolgsbeteiligung für das Geschäftsjahr 2015 betrage 3950 Euro brutto, teilte der Autobauer am Freitagabend in Wolfsburg mit. Der Betrag sei das Ergebnis von Verhandlungen zwischen dem VW-Vorstand und den Betriebsratsvorsitzenden von sechs Werken in Deutschland. Der Erfolgsprämie liege eine Anpassung des Tarifvertrags mit der IG Metall zugrunde.
Volkswagen-Personalvorstand Karlheinz Blessing erklärte, die VW-Mitarbeiter hätten "im vergangenen Jahr trotz schwieriger Lage eine sehr gute Mannschaftsleistung gebracht". "Ihr starker Einsatz verdient Anerkennung und zahlt sich nun in Form der Erfolgsbeteiligung aus", fügte Blessing hinzu. Die Erfolgsbeteiligung sei überdies "ein deutliches Signal dafür, dass Vorstand und Betriebsrat die schwierigen Herausforderungen gemeinsam in Angriff nehmen werden".
Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh erklärte: "Die Belegschaft unserer Werke stand im vergangenen Jahr unter hoher Belastung", etwa durch Sonderschichten und Mehrarbeit. Die Mitarbeiter hätten bewiesen, "dass sie auch in schwieriger Zeit fest zum Unternehmen" stünden.
Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete in ihrer Online-Ausgabe, die Erfolgsprämie sei die Alternative für die Gewinnbeteiligung der Tarifmitarbeiter, die wegen der Verluste durch die Abgas-Affäre entfallen sei. Vor einem Jahr habe der reguläre Mitarbeiter-Bonus bei 5900 Euro pro Kopf gelegen und damit 1950 Euro oder ein Drittel höher als dieses Jahr. Die diesjährige Erfolgsprämie summiert sich laut sueddeutsche.de auf 474 Millionen Euro.
Volkswagen hatte im September nach Ermittlungen in den USA eingeräumt, bei Umwelttests von Dieselfahrzeugen die Abgaswerte manipuliert zu haben. Die verbotene Software in den Wagen bewirkt, dass bei den Tests ein niedrigerer Schadstoffausstoß gemessen wird, als er im Normalbetrieb entsteht. Wegen des Skandals fuhr der Konzern 2015 den größten Verlust seiner Geschichte ein.
Wegen der Abgas-Krise gerieten auch die Boni für die Vorstandsmitglieder in die Kritik. VW teilte Mitte April schließlich mit, Aufsichtsrat und Vorstand seien sich "einig, dass angesichts der aktuellen Lage des Unternehmens ein Zeichen auch beim Thema Vorstandsvergütung gesetzt werden" müsse.