(technische Wiederholung)
* Angst vor Ansteckung anderer Golfstaaten
* Finanzwerte besonders unter Druck
* Deutsche Banken insgesamt eher gering engagiert
* Experten erwarten Stützung Dubais durch Nachbarn
(neu: Kurse, Analyst, Lloyds, Einordnung)
- von Philipp Halstrick und Tamara Walid -
Frankfurt/Dubai, 26. Nov (Reuters) - Die Geldnöte des
einstigen Boom-Emirats Dubai haben Ängste vor einer neuen Welle
der Finanzkrise ausgelöst. An den Märkten in Europa und Asien
kamen am Donnerstag Zweifel an der Zahlungsfähigkeit anderer
Golf-Staaten auf. Besonders unter Druck gerieten Finanzwerte und
Aktien von Unternehmen mit einem arabischen Anker-Aktionär, wie
Porsche
Das Emirat, das anders als die Nachbarländer auf keine größeren Ölvorräte zurückgreifen kann, versuchte zu beruhigen. Die Schuldenprobleme des staatseigenen Konglomerats Dubai World, das die berühmte Insel in Palmenform im Meer entwickeln und bauen soll, hätten keine Auswirkungen auf andere Staatsunternehmen. In Dubai liegen nach jahrelangem Immobilienboom alle prestigeträchtigen Bauprojekte auf Eis, da die Krise die Finanzierungsquellen versiegen ließ. Aus Mangel an Öl setzte die Regierung des Emirats auf andere Einnahmequellen und fand diese im Tourismus und in der Bankenbranche.
Nun bat die Regierung die Gläubiger von Dubai World bis Mitte nächsten Jahres um Zahlungsaufschub für Milliardenschulden. Anleger reagierten geschockt, weil sie bei dem Emirat keine Zahlungsprobleme erwartet hatten. Dubai World hat Schulden von fast 60 Milliarden Dollar, das entspricht drei Viertel der Verbindlichkeiten des Emirats.
Großbanken, die die Finanzkrise allmählich hinter sich
lassen, und auch Versicherer waren bemüht, die Sorgen vor neuen
Milliardenbelastungen zu vertreiben. Die Schweizer Credit
Suisse
Die britischen Banken äußerten sich zunächst nicht, obwohl
sie Finanzkreisen zufolge teils besonders stark betroffen sein
dürften. Daher sackte auch der Kurs des britischen Pfunds ab.
Lediglich die größte Privatkundenbank des Landes, Lloyds
WIE GROSS IST DIE ANSTECKUNGSGEFAHR?
Auf dem Börsenparkett machte das Wort "Ansteckungsgefahr" die Runde. Anleger befürchten, andere Golfstaaten könnten zum Verkauf großer Aktienbestände gezwungen sein, um Löcher zu stopfen. In der Region tätige Banker sprachen von einem erheblichen Imageschaden für die Golfstaaten. "Das wird nicht ohne Folgen für Investitionen in den Emiraten bleiben", sagte ein Top-Banker.
Die Kosten für eine Absicherung der Schulden Dubais und anderer Golfländer gegen einen Ausfall stiegen deutlich an. Die Preise für diese so genannten CDS-Papiere signalisieren, wie stark am Markt mit ernsten Zahlungsproblemen gerechnet wird. In der Finanzkrise waren sie insbesondere bei Banken nach oben geschnellt, was deren Refinanzierung empfindlich verteuerte.
Experten warnten aber vor voreiligen Schlüssen. "Dubai hat viel stärkere Schuldenprobleme als die Nachbarn, in Abu Dhabi und Katar steckt echtes Geld dahinter", betonte Youssef Affany, Golf-Experte von der Citigroup. Die anderen ölreicheren Emirate sind weniger stark von Krediten und ausländischem Kapital abhängig und haben Milliardeneinnahmen aus dem Ölgeschäft für Kapitalspritzen etwa bei VW, Daimler oder Porsche verwendet. Eine Ansteckung sei daher unwahrscheinlich, sagte Affany. "Die anderen Emirate und Saudi-Arabien werden eine gewisse Form der Solidarität zeigen." Auch Helene Rang, geschäftsführender Vorstand des Nah- und Mittelostvereins, zeigte sich überzeugt, dass die Vereinigten Arabischen Emirate im Rahmen ihres Finanzausgleichs eine Lösung finden dürften.
Die Regierung in Dubai wollte mit ihrer überraschenden Ankündigung offenkundig die Auswirkungen auf die Finanzmärkte so gering wie möglich halten. Bis zum 6. Dezember sind im arabischen Raum wegen des Opferfestes fast alle Geschäfte geschlossen. "Einige hoffen, dass sich bis dahin die Lage wieder beruhigt hat - möglicherweise vergebens", sagte ein Händler.
(unter Mitarbeit von Hakan Ersen und Jonathan Gould in Frankfurt, Rupert Pretterklieber in Zürich und Kerstin Schraff in Berlin; redigiert von Angelika Stricker)
((Philipp.Halstrick@thomsonreuters.com; +49 69 7565 1231; Reuters Messaging: Philipp.Halstrick.reuters.com@reuters.net)) ((siehe zu dem Thema auch:
STICHWORT - Die Holdingfirma Dubai World [ID:nGEE5AP11I]
STICHWORT - Das Emirat Dubai[IDn:GEE5AP1MX]))