Berlin (Reuters) - Bundesbankchef Jens Weidmann hat erneut grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, für die Nachfolge von Mario Draghi auf dem Chefposten der EZB zur Verfügung zu stehen.
Auf die Frage des "Handelsblatts", ob er sich den Job zutrauen würde, sagte er: "Ich bin der Auffassung, dass alle europäischen Notenbankchefs den Anspruch haben sollten, Geldpolitik maßgeblich gestalten zu wollen." In dem am Donnerstag vorab veröffentlichten Interview fügte er hinzu, die Entscheidung sei Teil eines großen Personalpakets auf europäischer Ebene und werde voraussichtlich erst Mitte nächsten Jahres getroffen: "Nach der Wahl zum Europäischen Parlament".
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich nach eigenen Angaben noch nicht entschieden, ob Deutschland einen Kandidaten für den Posten des nächsten EZB-Chefs oder ein anderes Spitzenamt in der EU benennen wird. Das "Handelsblatt" hatte zuvor unter Berufung auf einen nicht näher benannten Regierungsvertreter berichtet, Weidmanns Chancen auf die Draghi-Nachfolge seien gesunken. Die Kanzlerin strebe für Deutschland den Chefposten der EZB nicht mehr an, sondern den der EU-Kommission.
Das EZB-Präsidentenamt gilt als extrem wichtig für die wirtschaftliche und finanzpolitische Entwicklung in Europa, Draghi scheidet Ende Oktober 2019 nach acht Jahren aus. Auch der Präsidentenposten in der EU-Kommission sowie die Ämter des Vorsitzenden des Europäischen Rates und des oder der EU-Beauftragten für Außenpolitik müssen nächstes Jahr neu besetzt werden. Dass Deutschland Anspruch auf einen der Posten erheben wird, gilt als wahrscheinlich.