FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt dürfte auch in der neuen Woche in unruhigem Fahrwasser bleiben. Konjunktursorgen, die Nachwirkungen der auslaufenden Quartalsberichtssaison sowie politische Unsicherheiten halten die Anleger auf Trab. "Es steht zu befürchten, dass die Schaukelbörse zunächst anhält", glaubt Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba. Für einen nachhaltigen Stimmungsumschwung fehlen ihrer Meinung nach derzeit vor allem konjunkturelle Impulse.
Dem Dax (DAX), der bereits seit Mitte April wieder unter Druck steht, gelang in der alten Woche zwar noch einmal der Sprung über die psychologisch wichtige Marke von 10 000 Punkten, verteidigen konnte sie der deutsche Leitindex zuletzt aber nicht.
'BREXIT'-REFERENDUM WIRFT SCHATTEN VORAUS
Neben weiter schwelenden Konjunktursorgen drücken politische Unsicherheiten auf die Stimmung. Die Experten der WGZ Bank verweisen unter anderem auf das baldige Referendum über einen EU-Austritt Großbritanniens. Zudem belasten demnach mit Blick auf die Berichtssaison anhaltend rückläufige Gewinne, insbesondere bei den US-Unternehmen, aber auch in Europa.
Die Berichtssaison neigt sich derweil langsam ihrem Ende entgegen. In der neuen Woche legen aus dem Dax (DAX) noch der Pharma- und Chemiekonzern Merck (XETRA:MRK) sowie der Konsumgüterhersteller Henkel (ETR:HEN3) ihre Geschäftsberichte für das abgelaufene Quartal vor. Ansonsten öffnen noch einige Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe ihre Bücher.
CHINESISCHE UND US-AMERIKANISCHE KONJUNKTURDATEN IM FOKUS
Auf der Konjunkturseite richten die Blicke sich bereits am Wochenende angesichts schwelender Sorgen um die chinesische Wirtschaft auf Zahlen zu Chinas Industrie sowie zum Einzelhandel. Zum Wochenauftakt richten sich die Blicke dann auf den Empire-State-Index, der die Geschäftstätigkeit der Industrie im US-Staat New York misst und als wichtiger Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung in den gesamten USA gilt.
Der Dax wird diese Daten wegen des Feiertages "Pfingstmontag" aber erst am Dienstag verarbeiten können. Dann stehen auch schon die US-Verbraucherpreise auf der Agenda. Besonders im Fokus befindet sich dabei die Kernrate, bei der die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel ausgeklammert werden. Sie spielt eine wichtige Rolle bei geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank Fed, die zuletzt keine klaren Signale hinsichtlich einer Fortsetzung ihrer Ende 2015 begonnenen Leitzinswende gegeben hatte. Auch das hatte die Investoren an den Finanzmärkten immer wieder verunsichert.
DAX CHARTTECHNISCH ANGESCHLAGEN
Anlegern könnte also eine weitere unruhige Woche ins Haus stehen, wofür Experten zufolge auch die Markttechnik spricht. Die charttechnische Ausgangslage trübe sich zusehends ein, schrieb Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar in einem Kommentar. Er sieht im Bereich etwas über 10 100 Punkten aktuell einen starken Widerstand. Der Dax war bereits in der alten Woche mehrfach bis in die Zone um die 10 100 Punkte gestiegen, anschließend aber immer wieder nach Süden abgedreht.