BERLIN (dpa-AFX) - Bundesagrarminister Cem Özdemir wirft dem russischen Präsidenten Wladimir Putin eine "Politik des Aushungerns" vor, die die Ärmsten weltweit in Not stürze. "Putin benutzt die Verknappung von Getreide als Waffe. Er will, dass bei uns die Preise steigen und anderswo, in den ärmsten Ländern der Welt, der Hunger zunimmt. Mit dieser perfiden Strategie nimmt er weltweit Menschen als Geiseln", erklärte der Grünen-Politiker am Montag. Er äußerte sich anlässlich einer Sondersitzung der Internationalen Organisation für Landwirtschaft und Ernährung der Vereinten Nationen (FAO) am vergangenen Freitag in Rom. Dort wurden die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Welternährung besprochen.
Nach einer ersten Prognose der FAO könnte der Krieg, der vor gut sechs Wochen begann, zu einem Anstieg der Zahl der Hungernden um 8 bis 13 Millionen Menschen führen - zusätzlich zu den von der FAO im Welternährungsbericht für 2020 geschätzten 720 bis 811 Millionen Menschen, die weltweit Hunger leiden. Die Region Asien/Pazifik - vor allem Bangladesch - und Afrika wären demnach in etwa gleich betroffen.
Özdemir verwies auf Meldungen, wonach Russland Exporte von Lebensmitteln zurückhalte. Dies sein ein "weiterer Beleg dafür, dass Putin gezielt Hunger als geostrategisches Manöver nutzt". Russland und die Ukraine sind global gesehen wichtige Lieferanten für Weizen und Sonnenblumenöl, gerade für viele arabische und afrikanische Staaten. Nun drohen wegen des Kriegs Engpässe. Vielerorts steigen deshalb bereits die Preise.