(Neu: Kommentare von Gekko Markets, Equinet und LBBW)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Wacker Chemie haben am Donnerstag deutlich unter einer Mitteilung von Solarworld sowie einer Abstufung gelitten. Der einstige Solarbranchen-Vorzeigekonzern teilte mit, dass die Hälfte des Grundkapitals weg ist und statt der ursprünglich geplanten turnusmäßigen Hauptversammlung deshalb eine außerordentliche Zusammenkunft der Aktionäre stattfinden wird. Im Geschäftsjahr 2012 dürfte ein Verlust nach Steuern von 520 bis 550 Millionen Euro entstanden sein. Das Eigenkapital dürfte sich auf minus 20 bis minus 50 Millionen Euro belaufen. Der Verlust ist laut Solarworld zu 20 Prozent dem Geschäftsverlauf geschuldet und zu 80 Prozent auf Abschreibungen auf Anteile an verbundenen Unternehmen, Beteiligungen und Ausleihungen zurückzuführen.
Am Vormittag büßten die Titel des Halbleiter-Zulieferers und Spezialchemiekonzerns Wacker Chemie 3,76 Prozent ein. Damit gehörten sie zu den größten Verlierern im MDax. Dieser bewegte sich mit minus 0,06 Prozent kaum von der Stelle. Für die Aktien des Solarkonzerns SMA Solar ging es lediglich um 0,20 Prozent nach unten, während der TecDax 0,07 Prozent gewann. Die ehemals dort gelisteten Solarworld-Titel stürzten um knapp 29 Prozent ab.
HÄNDLERIN SPRICHT VON HIOBSBOTSCHAFT
Die Solarworld-Aussagen belasteten die letzten in den wichtigen Indizes verbliebenen Solarwerte, kommentierten Händler. Bei Wacker Chemie drückte zudem ein Medienbericht auf die Stimmung, wonach die Preise für Polysilizium erstmals in diesem Jahr zurückgegangen seien. In diese Kerbe hieb auch die DZ Bank, die die Aktie von 'Halten' auf 'Verkaufen' abstufte und den fairen Wert von 60 auf 50 Euro senkte. Die Polysiliziumpreise seien auf dem Tiefpunkt und drückten auf den Gewinn, wenngleich die Mengennachfrage sich offenbar leicht erholt habe, schrieb Analyst Peter Spengler in einer aktuellen Studie. Eine Vollauslastung der Kapazitäten sei aktuell aber noch nicht in Sicht. Zudem sei die Aktie auf Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) derzeit deutlich überbewertet.
Aktienhändlerin Sarah Brylewski vom Broker Gekko Markets nannte die Mitteilung von Solarworld eine 'Hiobsbotschaft'. Sie erinnerte daran, dass die Aktie von ihrem diesjährigen Höchststand bereits wieder die Hälfte an Wert verloren habe. Auf mehrere Jahre betrachtet 'ist ohnehin vom Einstandskurs der meisten Investoren kaum etwas über', so die Expertin weiter. 'Das könnte sehr hart werden und ein böses Ende nehmen.'
Für Equinet-Analyst Stefan Freudenreich sind die massiven abschreibungsbedingten Verluste bei Solarworld angesichts der schwachen Gewinnaussichten der Branche keine große Überraschung. Er rät den Anlegern, weiter die Finger von der Aktie zu lassen, bis es mehr Klarheit über die Restrukturierung der Unternehmensschulden gibt. Seine Anlageempfehlung lautet weiter 'Sell' mit einem von 0,85 auf 0,20 Euro gesenkten Kursziel.
'Es dominieren weiterhin enorme Unsicherheiten, die für Solarworld von existenzieller Bedeutung sind', schreibt Analyst Erkan Aycicek von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Auch die Gefahr einer Insolvenz müsse angesichts der Branchentrends weiter im Blick bleiben. Dies gelte insbesondere für den Fall, dass es keine Einigung mit den Gläubigern gebe./gl/rum
FRANKFURT (dpa-AFX) - Wacker Chemie
Am Vormittag büßten die Titel des Halbleiter-Zulieferers und Spezialchemiekonzerns Wacker Chemie 3,76 Prozent ein. Damit gehörten sie zu den größten Verlierern im MDax
HÄNDLERIN SPRICHT VON HIOBSBOTSCHAFT
Die Solarworld-Aussagen belasteten die letzten in den wichtigen Indizes verbliebenen Solarwerte, kommentierten Händler. Bei Wacker Chemie drückte zudem ein Medienbericht auf die Stimmung, wonach die Preise für Polysilizium erstmals in diesem Jahr zurückgegangen seien. In diese Kerbe hieb auch die DZ Bank, die die Aktie von 'Halten' auf 'Verkaufen' abstufte und den fairen Wert von 60 auf 50 Euro senkte. Die Polysiliziumpreise seien auf dem Tiefpunkt und drückten auf den Gewinn, wenngleich die Mengennachfrage sich offenbar leicht erholt habe, schrieb Analyst Peter Spengler in einer aktuellen Studie. Eine Vollauslastung der Kapazitäten sei aktuell aber noch nicht in Sicht. Zudem sei die Aktie auf Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) derzeit deutlich überbewertet.
Aktienhändlerin Sarah Brylewski vom Broker Gekko Markets nannte die Mitteilung von Solarworld eine 'Hiobsbotschaft'. Sie erinnerte daran, dass die Aktie von ihrem diesjährigen Höchststand bereits wieder die Hälfte an Wert verloren habe. Auf mehrere Jahre betrachtet 'ist ohnehin vom Einstandskurs der meisten Investoren kaum etwas über', so die Expertin weiter. 'Das könnte sehr hart werden und ein böses Ende nehmen.'
Für Equinet-Analyst Stefan Freudenreich sind die massiven abschreibungsbedingten Verluste bei Solarworld angesichts der schwachen Gewinnaussichten der Branche keine große Überraschung. Er rät den Anlegern, weiter die Finger von der Aktie zu lassen, bis es mehr Klarheit über die Restrukturierung der Unternehmensschulden gibt. Seine Anlageempfehlung lautet weiter 'Sell' mit einem von 0,85 auf 0,20 Euro gesenkten Kursziel.
'Es dominieren weiterhin enorme Unsicherheiten, die für Solarworld von existenzieller Bedeutung sind', schreibt Analyst Erkan Aycicek von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Auch die Gefahr einer Insolvenz müsse angesichts der Branchentrends weiter im Blick bleiben. Dies gelte insbesondere für den Fall, dass es keine Einigung mit den Gläubigern gebe./gl/rum