FRANKFURT (dpa-AFX) - Positive Vorgaben der Übersee-Börsen haben dem Dax am Mittwoch ein neues Rekordhoch beschert. Auch die Meldung, dass die Aussichten für die globale Wirtschaft nach Einschätzung der Weltbank so gut sind wie lange nicht mehr, sorgte für eine freundliche Stimmung. Bei 9678 Punkten notierte der deutsche Leitindex so hoch wie noch nie in seiner Geschichte. Zuletzt legte er um 1,30 Prozent auf 9664,68 Punkte zu.
Auch die anderen Indizes präsentierten sich in guter Verfassung: Der MDax gewann zur Wochenmitte 0,71 Prozent auf 16 825,95 Punkte und markierte bei 16 860 Punkten ebenfalls den höchsten Stand seiner Geschichte. Für den TecDax ging es um 1,36 Prozent auf 1243,59 Punkte nach oben - zuletzt hatte sich der Auswahlindex vor zwölf Jahren so stark gezeigt. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,66 Prozent.
'SHORT-SQUEEZE' STÜTZT ERHOLUNG
Die Aussagen der Weltbank hätten das Vertrauen der Anleger gestärkt, dass die Weltwirtschaft 2014 selbst bei einer strafferen Geldpolitik der großen Notenbanken weiter Fahrt aufnehme, schrieb Händler Markus Huber vom Vermögensverwalter Peregrine & Black. Die aktuell freundliche Marktentwicklung sei aber auch charttechnisch begründet: Nachdem gestern einige Anleger auf fallende Kurse gesetzt hätten, der Dax aber nicht unter wichtige Unterstützungsmarken gefallen sei, habe es Eindeckungen gegeben, um diesen Irrtum wieder auszugleichen ('short-squeeze').
Es gebe keinen Grund, warum es nicht weiter aufwärts gehen sollte, ergänzte Händler Jordan Hiscot vom Londoner Broker Gekko Markets. Er verwies auf die allgemeine Stimmungsaufhellung angesichts der anziehenden Konjunktur insbesondere in den europäischen Peripherieländern. Im Fokus blieben laut Marktstratege Stan Shamu vom Broker IG die Nachrichten aus der US-Berichtssaison. Nach guten Zahlen der Konkurrenten JPMorgan und Wells Fargo überzeugte auch die Bank of America , die ihren Gewinn im vergangenen Jahr deutlich steigern konnte. Zudem äußerte sich der Elektronikkonzern Apple optimistisch zu seinem China-Geschäft. Auch von der US-Konjunktur kam Unterstützung: Der Stimmungsindikator Empire-State-Index stieg überraschend stark und die Erzeugerpreise legten etwas mehr zu als erwartet.
HOFFNUNG AUF ENDE VON NACHTFLUGVERBOT BEFLÜGELT LUFTHANSA
Die Aktien von Luftfahrtunternehmen profitierten von der Hoffnung auf eine Aufhebung des Nachtflugverbotes an wichtigen Flughäfen. An der Dax-Spitze gewannen Lufthansa 4,48 Prozent auf 18,55 Euro. Hier stützte zudem eine Kurszielanhebung. Fraport gehörten mit plus 2,29 Prozent zu den Favoriten im MDax. Das vom Flughafenbetreiber angestrebte Passagierplus in Frankfurt sah ein Börsianer im Rahmen bisheriger Aussagen. Einem Bund-Länder-Papier zufolge, von dem das 'Handelsblatt' berichtete, sollen Bund und Länder künftig gemeinsam festlegen, 'welche Flughäfen von besonderer nationaler Bedeutung für die Leistungsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland sind'. Von dort sollen Airlines auch 'Tag und Nacht Fracht fliegen können', fordert Experten-Kommissionsmitglied Michael Groschek (SPD).
Beim Versorger RWE wirkte laut Analyst Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel das durch das Bundesververwaltungsgericht bestätigte Biblis-Urteil positiv nach - die Aktien gewannen 2,97 Prozent. Demnach ist die Stilllegung des Atomkraftwerks Biblis durch das Land Hessen in ihrer damaligen Form rechtswidrig gewesen. Beim Salz- und Düngemittelhersteller K+S machten Händler die Hoffnung auf eine Stabilisierung der Kalipreise für das Kursplus von 3,47 Prozent verantwortlich.
DEUTSCHE BÖRSE DAX-SCHLUSSLICHT: MEHR REGULIERUNG
Dagegen büßten die Deutsche-Börse-Titel am Dax-Ende 1,12 Prozent ein. Mit strikteren Regeln für den Handel an Rohstoffmärkten und für den Hochfrequenzhandel wollen die EU-Staaten künftig Exzesse an den Börsen und Spekulationen mit Nahrungsmitteln eindämmen. Die Vertreter der Regierungen, des Europaparlaments und der EU-Kommission einigten sich auf eine neue Finanzmarktrichtlinie (MiFid II). Ein Börsianer sagte, insbesondere der Hochfrequenzhandel sei eine lukrative Einnahmequelle für den Börsenbetreiber. Entsprechend negativ wirke die Einigung. Bis zur Umsetzung dürfte aber noch Zeit vergehen./gl/la
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---