(Neu: Kommentar von Independent Research, Schlusskurse)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) sind am Donnerstag dank der Übernahme des restlichen Porsche-Sportwagengeschäfts sichtbar angesprungen. Die Titel des Wolfsburger Autobauers schlossen satte 5,08 Prozent höher bei 134,50 Euro und nahmen damit den ersten Platz im 0,45 Prozent schwächeren Dax ein. Dagegen profitierten die Papiere von Porsche nur anfangs deutlich von der Nachricht: Sie verabschiedeten sich 1,24 Prozent schwächer bei 41,460 Euro aus dem Handel.
VW hatte am Vorabend angekündigt, das Porsche-Sportwagengeschäft nach einer monatelangen Blockade komplett unter die eigenen Fittiche zu nehmen. Die Wolfsburger zahlen für die noch fehlenden 50,1 Prozent der Porsche AG rund 4,46 Milliarden Euro an die Porsche-Dachgesellschaft. Außerdem übertragen sie parallel eine VW-Stammaktie. Kern des Deals ist, dass VW den grundsätzlich steuerpflichtigen Kauf der noch ausstehenden zweiten Hälfte der Porsche AG als eine Umstrukturierung ausweist und somit keine Steuern zahlen muss.
PORSCHE-AKTIONÄRE HABEN NICHTS VON FRÜHZEITIGEM DEAL
'Die Porsche-Aktionäre haben nichts von dem frühzeitig abgeschlossenen Deal', erklärte ein Händler die unterschiedliche Kursentwicklung. Nur VW profitierte über die Erhöhung des Ergebnisses je Aktie. Er erinnerte zudem daran, dass der Volkswagen-Konzern das Klagerisiko in der Porsche-Dachgesellschaft lässt. Auf absehbare Zeit werde es keine Fusion mit der Porsche SE (PSE) geben, sagte VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch. Wegen der hohen finanziellen Risiken aus Anlegerklagen gegen die PSE entschied sich VW gegen den ursprünglich anvisierten Zusammenschluss mit der Dachgesellschaft.
Analyst Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel bestätigte: 'Der Porsche-Vorzugsaktionär geht leer aus, er behält die Risiken und kann unverändert nichts mitbestimmen.' Auch Händler Markus Huber von ETX Capital verwies darauf, dass VW von der Transaktion wesentlich mehr profitiere als Porsche. Die Wolfsburger könnten auf zukünftige Gewinnsteigerungen hoffen und zahlten zudem einen 'günstigen bis sehr günstigen' Preis für den Sportwagenbauer, was wiederum für dessen Aktionäre nicht ideal sei. Laut Marktexperte Andreas Lipkow von MWB Fairtrade 'geht die Fantasie nun langsam aus dem Aktienkurs der Porsche Holding'. Wegen des 'sehr cleveren' Schritts von VW rücke eine mögliche Zwangsabfindung (squeeze out) für deren Minderheitsaktionäre eher in die Ferne. Da es sich um eine Restrukturierung des VW-Konzerns handle, blieben die Porsche-Titel davon weitgehend unberührt, während die VW-Aktien von den hohen Synergieeffekten durch die Übernahme beflügelt würden.
DZ BANK UND WARBURG RESEARCH EMPFEHLEN VW ZUM KAUF
Analyst Michael Punzet von der DZ Bank sieht nur einen geringen Einfluss des hohen Kapitalzuflusses bei Porsche auf die Aktien der Porsche SE. Er bleibe daher bei seiner Verkaufsempfehlung 'Sell'. Für die Porsche-Papiere errechnete Punzet einen Fairen Wert von 34,00 Euro. Bei VW sieht der Analyst allerdings einen positiven Einfluss der Transaktion. Dieser resultiere mittelfristig aus der Integration des Sportwagenbauers in die VW-Gruppe. Entsprechend bekräftige Punzet seine Kaufempfehlung für die VW-Vorzüge mit einem Fairen Wert von 188,00 Euro.
Analyst Marc-Rene Tonn von Warburg Research beließ die Porsche-Empfehlung auf 'Hold' mit einem Kursziel von 47,00 Euro. Angesichts des Status der Porsche SE Holding als Finanzholdinggesellschaft und der Risiken durch die Klagen von Anlegern sei ein deutlicher Abschlag auf den Substanzwert des Unternehmens gerechtfertigt. Dies gelte um so mehr, als Porsche nach dem Mittelzufluss durch den Verkauf des restlichen operativen Geschäfts keine Sonderdividende an seine Anteilseigner zahlen wolle. Bei VW sieht Tonn angesichts der Gewinnstärke von Porsche und der möglichen Synergien einiges Aufwärtspotenzial. Die VW-Vorzüge bewertet er daher mit 'Buy' und einem Kursziel von 205,00 Euro.
Das Analysehaus Independent Research hob das Kursziel für die VW-Vorzüge von 130,00 auf 135,00 Euro an und beließ die Einstufung auf 'Halten'. Unerwartet sei der nicht liquiditätswirksame Bewertungsgewinn in Höhe von neun Milliarden beim Finanzergebnis, schrieb Analyst Zafer Rüzgar. Der Experte kündigte an, seine Schätzungen nach Bekanntgabe weiterer Details und dem Abschluss der Transaktion anzupassen. Infolge der Umsetzung der vollständigen Porsche-Integration falle ein wesentlicher Belastungsfaktor für den Konzern weg./fat/gl/he
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW)
VW hatte am Vorabend angekündigt, das Porsche-Sportwagengeschäft nach einer monatelangen Blockade komplett unter die eigenen Fittiche zu nehmen. Die Wolfsburger zahlen für die noch fehlenden 50,1 Prozent der Porsche AG rund 4,46 Milliarden Euro an die Porsche-Dachgesellschaft. Außerdem übertragen sie parallel eine VW-Stammaktie. Kern des Deals ist, dass VW den grundsätzlich steuerpflichtigen Kauf der noch ausstehenden zweiten Hälfte der Porsche AG als eine Umstrukturierung ausweist und somit keine Steuern zahlen muss.
PORSCHE-AKTIONÄRE HABEN NICHTS VON FRÜHZEITIGEM DEAL
'Die Porsche-Aktionäre haben nichts von dem frühzeitig abgeschlossenen Deal', erklärte ein Händler die unterschiedliche Kursentwicklung. Nur VW profitierte über die Erhöhung des Ergebnisses je Aktie. Er erinnerte zudem daran, dass der Volkswagen-Konzern das Klagerisiko in der Porsche-Dachgesellschaft lässt. Auf absehbare Zeit werde es keine Fusion mit der Porsche SE (PSE) geben, sagte VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch. Wegen der hohen finanziellen Risiken aus Anlegerklagen gegen die PSE entschied sich VW gegen den ursprünglich anvisierten Zusammenschluss mit der Dachgesellschaft.
Analyst Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel bestätigte: 'Der Porsche-Vorzugsaktionär geht leer aus, er behält die Risiken und kann unverändert nichts mitbestimmen.' Auch Händler Markus Huber von ETX Capital verwies darauf, dass VW von der Transaktion wesentlich mehr profitiere als Porsche. Die Wolfsburger könnten auf zukünftige Gewinnsteigerungen hoffen und zahlten zudem einen 'günstigen bis sehr günstigen' Preis für den Sportwagenbauer, was wiederum für dessen Aktionäre nicht ideal sei. Laut Marktexperte Andreas Lipkow von MWB Fairtrade 'geht die Fantasie nun langsam aus dem Aktienkurs der Porsche Holding'. Wegen des 'sehr cleveren' Schritts von VW rücke eine mögliche Zwangsabfindung (squeeze out) für deren Minderheitsaktionäre eher in die Ferne. Da es sich um eine Restrukturierung des VW-Konzerns handle, blieben die Porsche-Titel davon weitgehend unberührt, während die VW-Aktien von den hohen Synergieeffekten durch die Übernahme beflügelt würden.
DZ BANK UND WARBURG RESEARCH EMPFEHLEN VW ZUM KAUF
Analyst Michael Punzet von der DZ Bank sieht nur einen geringen Einfluss des hohen Kapitalzuflusses bei Porsche auf die Aktien der Porsche SE. Er bleibe daher bei seiner Verkaufsempfehlung 'Sell'. Für die Porsche-Papiere errechnete Punzet einen Fairen Wert von 34,00 Euro. Bei VW sieht der Analyst allerdings einen positiven Einfluss der Transaktion. Dieser resultiere mittelfristig aus der Integration des Sportwagenbauers in die VW-Gruppe. Entsprechend bekräftige Punzet seine Kaufempfehlung für die VW-Vorzüge mit einem Fairen Wert von 188,00 Euro.
Analyst Marc-Rene Tonn von Warburg Research beließ die Porsche-Empfehlung auf 'Hold' mit einem Kursziel von 47,00 Euro. Angesichts des Status der Porsche SE Holding als Finanzholdinggesellschaft und der Risiken durch die Klagen von Anlegern sei ein deutlicher Abschlag auf den Substanzwert des Unternehmens gerechtfertigt. Dies gelte um so mehr, als Porsche nach dem Mittelzufluss durch den Verkauf des restlichen operativen Geschäfts keine Sonderdividende an seine Anteilseigner zahlen wolle. Bei VW sieht Tonn angesichts der Gewinnstärke von Porsche und der möglichen Synergien einiges Aufwärtspotenzial. Die VW-Vorzüge bewertet er daher mit 'Buy' und einem Kursziel von 205,00 Euro.
Das Analysehaus Independent Research hob das Kursziel für die VW-Vorzüge von 130,00 auf 135,00 Euro an und beließ die Einstufung auf 'Halten'. Unerwartet sei der nicht liquiditätswirksame Bewertungsgewinn in Höhe von neun Milliarden beim Finanzergebnis, schrieb Analyst Zafer Rüzgar. Der Experte kündigte an, seine Schätzungen nach Bekanntgabe weiterer Details und dem Abschluss der Transaktion anzupassen. Infolge der Umsetzung der vollständigen Porsche-Integration falle ein wesentlicher Belastungsfaktor für den Konzern weg./fat/gl/he