FRANKFURT/LONDON/PARIS (dpa-AFX) - Die überdurchschnittliche Entwicklung europäischer Aktien im globalen Vergleich ist im zweiten Quartal laut der HSBC (LON:HSBA) zu einem abrupten Ende gekommen. "Sturmwolken ziehen herauf am Konjunkturhorizont", schrieben die Marktstrategen der britischen Investmentbank HSBC um Amit Shrivastava in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Die Kerninflation bleibe hartnäckig und den Ökonomen der Bank zufolge seien die Notenbanken noch ein ganzes Stück entfernt vom Höhepunkt im Zinserhöhungszyklus, mit dem sie der starken Teuerung entgegensteuern.
Immer höhere Bewertungsmultiplikatoren hätten hinter dem Kursanstieg in Europa gestanden, so die Fachleute. Damit meinen sie, dass die Bewertung von Aktien in Relation zum Gewinn zulegte.
Dies sei jedoch keine Endlosschleife angesichts sehr mauer Aussichten für die Ergebnisentwicklung der Unternehmen. Für 2023 liege der Konsens für die gesamte Gewinnentwicklung noch bei plus zwei Prozent - die HSBC erwartet indes einen Rückgang um ein Prozent.
Gleichzeitig zeige die Auswertung der Geldflüsse, dass die "Liebesaffäre mit Europa" in den Depots vor einer Trennung stehe. Fonds bauten europäische Positionen ab, und der Barmittelbestand institutioneller Investoren liege weltweit nahe am Rekordhoch.
"Aus den genannten Gründen ist mehr Vorsicht angebracht", so Shrivastava und Kollegen. Insgesamt passen sie 17 Einstufungen für Märkte und Branchen an. Großbritannien und Frankreich stufen sie auf "Underweight" ab und Spanien auf "Neutral". Derweil hoben sie den Schweizer Aktienmarkt und Schweden auf "Outperform".