FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Schweizer Privatbank Pictet bleibt für die weltweiten Aktienmärkte zunächst optimistisch. "Die Stimmung unter den Anlegern ist zuversichtlich, aber nicht euphorisch", sagte Alfred Roelli, Sprecher für Finanzanalyse, am Montag in Frankfurt. Der Trend zeige weiter nach oben und die Investoren schwämmen mit dem Strom. Die sich erholende Weltkonjunktur stütze die internationalen Börsen.
Roelli bevorzugt wegen der besseren Gewinnaussichten der Unternehmen Aktien aus entwickelten Ländern gegenüber denen aus Schwellenländern. Besonders positiv beurteilte der Analyst die Perspektiven für den US-amerikanischen Aktienmarkt. Die USA zählten zu den wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften der Welt und profitierten sowohl von niedrigen Lohnstückkosten als auch von den moderaten Energiekosten. Hinzu komme der deutliche Nachholbedarf bei den Investitionen: "Die USA leben von der Substanz", sagte Roelli. Deshalb erwartet er in den nächsten Jahren massive Investitionen, die die Wirtschaft ankurbeln dürften.
Während sich die US-Wirtschaft von ihrem Rückschlag zu Jahresbeginn erholt habe, befinde sich die Konjunktur in der Eurozone immer noch im Aufwind. "Die Krise ist allmählich überwunden", meinte Roelli. Gleichwohl hätten einige Länder wie Belgien, Frankreich oder Italien weiter an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Zudem verhinderten der starke Euro, der die Exporte verteure, und die abwartende Haltung der Europäischen Zentralbank vor den Ergebnissen der Banken-Stresstests Mitte Juli erst einmal einen deutlichen Wachstumsschub. Vielen großen Staaten in Osteuropa hingegen kämen von der EU finanzierte Infrastruktur-Investitionen zugute, weil dadurch die Konjunktur belebt werde.
Andere Schwellenländer jedoch haben Roelli zufolge mit vorübergehenden Schwierigkeiten zu kämpfen, die auch die Perspektiven für die dortigen Aktienmärkte eintrübten. Staaten wie etwa China befänden sich in einer Übergangsphase hin zu neuen Wirtschaftsmodellen. Allerdings lasse sich die aktuelle Situation in diesen Ländern nicht mit den Rückschlägen der 90er Jahre vergleichen. Da viele Emerging Marktes derzeit niedriger verschuldet und wirtschaftlich stabiler seien als damals, sollten sie auch weniger stark unter den jüngsten Geld-Abflüssen leiden, die mit dem Ende der konjunkturstützenden Geldpolitik in den USA einhergingen.
Insgesamt aber warnte Roelli mit Blick auf die jüngste Rally vor Rückschlägen an den Börsen: "Aktien sind nicht mehr günstig bewertet. Der Markt ist anfälliger als früher für Korrekturen."/la/ag