OeNB-Pressekonferenz zu aktuellen statistischen Entwicklungen
Wien (APA-ots) - Die Refinanzierungssituation inländischer Banken und
Unternehmen zeigt sich entspannt. Österreichs Banken sind mit
Überschussliquidität ausgestattet und zahlten billiges
Zentralbankgeld bereits zurück. Kundeneinlagen entwickelten sich
trotz niedriger Einlagenzinssätze positiv, wobei aktuell eine
rückläufige Tendenz zu bemerken ist. Bei der Kreditentwicklung ist in
Österreich nach wie vor keine Kreditklemme zu beobachten, wenngleich
sich das Kreditwachstum im Jahresverlauf abschwächte. Dies dürfte
darin begründet liegen, dass die Unternehmen derzeit kaum investieren
und Unternehmensemissionen rege nachgefragt werden. Überdies verfügen
die Unternehmen über einen relativ großen Einlagenpolster.
'Österreichs Banken nahmen 2012 langfristiges Zentralbankgeld im
Ausmaß von 15,7 Mrd EUR in Anspruch, wovon bereits 7,7 Mrd EUR wieder
zurückbezahlt wurden', erläuterte OeNB-Chefstatistiker Johannes
Turner heute vor Journalisten. Die inländischen Banken haben sich
vergleichsweise deutlich weniger stark bei der EZB über langfristige
Tender refinanziert und haben im ersten Quartal 2013 rund die Hälfte
davon wieder zurückgeführt. Im Durchschnitt des Euroraumes wurde
bislang ein Viertel dieser Liquiditätshilfe der EZB getilgt.
Bankschuldverschreibungen als alternative Refinanzierungsquelle haben
auch auf Grund der vergleichsweisen hohen Nominalverzinsung von 2,6%
an Attraktivität verloren und gingen allein 2012 netto um rund 21 Mrd
EUR zurück.
Das Einlagenwachstum österreichischer privater Haushalte bei
inländischen Banken entwickelte sich im Jahr 2012 mit 3,7 Mrd EUR
oder +1,8% trotz starker Rückgänge der Einlagenzinssätze (um 1,02
Prozentpunkte auf 1,04% für neu vergebene Einlagen mit Bindungsfrist)
noch positiv. Wachstum gab es aber lediglich bei täglich fälligen
Einlagen (+8,5 Mrd EUR), während langfristige Einlagen zurückgingen.
Private Haushalte investierten auf ihrer Suche nach höheren Renditen
2012 wieder verstärkt in Investmentfonds und Unternehmensanleihen.
'Man kann in Österreich anhand der vorliegenden Daten derzeit keine
Kreditklemme erkennen' so Turner. Das Kreditwachstum schwächte sich
im Laufe des Jahres 2012 zwar ab, es lag aber im positiven Bereich
und über dem Euroraumdurchschnitt. 2012 wurden auch mehr Neukredite
als 2011 vergeben. Private Haushalte nahmen neue Kredite im Ausmaß
von 20,1 Mrd EUR auf. Der Bestand stieg um 0,8%. An Unternehmen
wurden 80,9 Mrd EUR Neukredite vergeben, das Gesamtvolumen veränderte
sich um plus 1,4%. Langfristige Unternehmenskredite entwickelten sich
weiterhin stabil positiv, bei kurzfristigen schwächte sich das
Wachstum aber deutlich ab.
Die Rückgänge des Kreditwachstums dürften aber eher nachfrageseitige
Gründe haben. Die Unternehmen nützten die verhältnismäßig guten
Bedingungen am Kapitalmarkt auch verstärkt für Emissionen.
Nettoemissionen von Unternehmen in Österreich sind um mehr als 30%
gestiegen - von 3,9 Mrd EUR im Jahr 2011 auf 5,1 Mrd EUR im Jahr
2012. Mit ihrer Überschussliquidität erhöhten die Unternehmen 2012
trotz sehr niedriger Zinssätze ihre Einlagen um 2,7 Mrd EUR (5,5%)
auf mehr als 50 Mrd EUR.
Sowohl private Haushalte als auch nichtfinanzielle Unternehmen
genießen weiterhin bei Krediten einen Zinsvorteil gegenüber dem
Euroraumdurchschnitt. Das Zinsniveau für Unternehmen ist in
Österreich im Neugeschäft im Jahr 2012 um 84 Basispunkte auf 1,91%
zurückgegangen, im Vergleich zum Euroraumdurchschnitt mit einem
Rückgang um 81 Basispunkte auf 2,68%. Die Zinsspanne im Neugeschäft
stieg zwar im Verlauf des Jahres 2012 etwas an, ist jedoch in
Österreich nach wie vor am unteren Ende des Euroraums.
Pressesprecher Dr. Christian Gutlederer Tel.: +43-1-404 20-6609
christian.gutlederer@oenb.at
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Statistik Hotline
Tel.: (+43-1) 404 20-5555
mailto:statistik.hotline@oenb.at
http://www.oenb.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom
*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
OTS0056 2013-03-25/10:16
Wien (APA-ots) - Die Refinanzierungssituation inländischer Banken und
Unternehmen zeigt sich entspannt. Österreichs Banken sind mit
Überschussliquidität ausgestattet und zahlten billiges
Zentralbankgeld bereits zurück. Kundeneinlagen entwickelten sich
trotz niedriger Einlagenzinssätze positiv, wobei aktuell eine
rückläufige Tendenz zu bemerken ist. Bei der Kreditentwicklung ist in
Österreich nach wie vor keine Kreditklemme zu beobachten, wenngleich
sich das Kreditwachstum im Jahresverlauf abschwächte. Dies dürfte
darin begründet liegen, dass die Unternehmen derzeit kaum investieren
und Unternehmensemissionen rege nachgefragt werden. Überdies verfügen
die Unternehmen über einen relativ großen Einlagenpolster.
'Österreichs Banken nahmen 2012 langfristiges Zentralbankgeld im
Ausmaß von 15,7 Mrd EUR in Anspruch, wovon bereits 7,7 Mrd EUR wieder
zurückbezahlt wurden', erläuterte OeNB-Chefstatistiker Johannes
Turner heute vor Journalisten. Die inländischen Banken haben sich
vergleichsweise deutlich weniger stark bei der EZB über langfristige
Tender refinanziert und haben im ersten Quartal 2013 rund die Hälfte
davon wieder zurückgeführt. Im Durchschnitt des Euroraumes wurde
bislang ein Viertel dieser Liquiditätshilfe der EZB getilgt.
Bankschuldverschreibungen als alternative Refinanzierungsquelle haben
auch auf Grund der vergleichsweisen hohen Nominalverzinsung von 2,6%
an Attraktivität verloren und gingen allein 2012 netto um rund 21 Mrd
EUR zurück.
Das Einlagenwachstum österreichischer privater Haushalte bei
inländischen Banken entwickelte sich im Jahr 2012 mit 3,7 Mrd EUR
oder +1,8% trotz starker Rückgänge der Einlagenzinssätze (um 1,02
Prozentpunkte auf 1,04% für neu vergebene Einlagen mit Bindungsfrist)
noch positiv. Wachstum gab es aber lediglich bei täglich fälligen
Einlagen (+8,5 Mrd EUR), während langfristige Einlagen zurückgingen.
Private Haushalte investierten auf ihrer Suche nach höheren Renditen
2012 wieder verstärkt in Investmentfonds und Unternehmensanleihen.
'Man kann in Österreich anhand der vorliegenden Daten derzeit keine
Kreditklemme erkennen' so Turner. Das Kreditwachstum schwächte sich
im Laufe des Jahres 2012 zwar ab, es lag aber im positiven Bereich
und über dem Euroraumdurchschnitt. 2012 wurden auch mehr Neukredite
als 2011 vergeben. Private Haushalte nahmen neue Kredite im Ausmaß
von 20,1 Mrd EUR auf. Der Bestand stieg um 0,8%. An Unternehmen
wurden 80,9 Mrd EUR Neukredite vergeben, das Gesamtvolumen veränderte
sich um plus 1,4%. Langfristige Unternehmenskredite entwickelten sich
weiterhin stabil positiv, bei kurzfristigen schwächte sich das
Wachstum aber deutlich ab.
Die Rückgänge des Kreditwachstums dürften aber eher nachfrageseitige
Gründe haben. Die Unternehmen nützten die verhältnismäßig guten
Bedingungen am Kapitalmarkt auch verstärkt für Emissionen.
Nettoemissionen von Unternehmen in Österreich sind um mehr als 30%
gestiegen - von 3,9 Mrd EUR im Jahr 2011 auf 5,1 Mrd EUR im Jahr
2012. Mit ihrer Überschussliquidität erhöhten die Unternehmen 2012
trotz sehr niedriger Zinssätze ihre Einlagen um 2,7 Mrd EUR (5,5%)
auf mehr als 50 Mrd EUR.
Sowohl private Haushalte als auch nichtfinanzielle Unternehmen
genießen weiterhin bei Krediten einen Zinsvorteil gegenüber dem
Euroraumdurchschnitt. Das Zinsniveau für Unternehmen ist in
Österreich im Neugeschäft im Jahr 2012 um 84 Basispunkte auf 1,91%
zurückgegangen, im Vergleich zum Euroraumdurchschnitt mit einem
Rückgang um 81 Basispunkte auf 2,68%. Die Zinsspanne im Neugeschäft
stieg zwar im Verlauf des Jahres 2012 etwas an, ist jedoch in
Österreich nach wie vor am unteren Ende des Euroraums.
Pressesprecher Dr. Christian Gutlederer Tel.: +43-1-404 20-6609
christian.gutlederer@oenb.at
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Statistik Hotline
Tel.: (+43-1) 404 20-5555
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