APA ots news: Europas Schuldenkrise im Fokus der 40. Volkswirtschaftlichen Tagung der OeNB
Wien (APA-ots) - Bei der 40. Volkswirtschaftlichen Tagung der
Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) liegt der Fokus auf den
wirtschaftspolitischen Implikationen der aktuellen europäischen
Staatsschuldenkrise. 'Die jüngsten Entwicklungen an den europäischen
Anleihenmärkten zeigen, dass die Haushaltsprobleme im Euroraum
bedauerlicherweise noch nicht als vollständig gelöst betrachtet
werden können', stellt Gouverneur Univ.-Prof. Dr. Nowotny in seiner
Eröffnungsrede fest.
Mehrere Staaten des Euroraums seien derzeit mit einem
Glaubwürdigkeitsproblem konfrontiert, welches zu hohen Risikoprämien
führe. Sehr hohe Verschuldungsniveaus, die zum Teil auf die Folgen
der Rezession zurückzuführen sind, machen in einem solchen Umfeld
signifikante Konsolidierungsprogramme notwendig. Die daraus
resultierende soziale und politische Instabilität und das
abgeschwächte Wirtschaftswachstum führen ihrerseits wiederum zur
Verunsicherung der internationalen Kreditgeber. Die positive Wirkung
der Konsolidierung wird somit abgeschwächt. Eine Lektion aus den
jüngsten Konsolidierungen sollte, so Gouverneur Nowotny, sein, dass
'Konsolidierungen immer im Zusammenhang mit ihren
Wachstumsauswirkungen betrachtet werden müssen'. Im Speziellen seien
die zeitlichen Wirkungen der Konsolidierungsmaßnahmen, die
kurzfristig wachstumsdämpfend, langfristig jedoch wachstumserhöhend
wirken, zu berücksichtigen. Diese zeitliche Verzögerung führe zur
Notwendigkeit von 'externen Politikinterventionen'.
Hilfen von außen - durch die europäische und internationale
Staatengemeinschaft - erscheinen somit unerlässlich. Dabei ist es
aber gleichzeitig wichtig, geeignete Anreize zu schaffen, sodass die
notwendigen tiefgreifenden strukturellen Wirtschaftsreformen in den
betroffenen Ländern in Angriff genommen und umgesetzt werden. Es
müsse dabei ein optimaler Reformpfad gewählt werden, der die
politische Durchführbarkeit der Reformen sichere, um neuerlich
potenziell entstehenden negativen Vertrauenseffekten
entgegenzuwirken.
Die Entscheidungsprozesse der Europäischen Union (EU) zur
Krisenbekämpfung werden oft als langwierig und schwerfällig
kritisiert. Dies vernachlässige jedoch, so Nowotny, die Tatsache,
dass es sich bei den Mitgliedsländern des Euroraums bzw. der EU
letztendlich um souveräne Demokratien handle. Sowohl in den
Krisenländern als auch in den Geberländern erfordern die Reform- und
Hilfsprogramme letztlich die Akzeptanz und Unterstützung der
nationalen Parlamente und der Bevölkerung. Darüber hinaus
vernachlässige diese Kritik auch, dass die EU sowohl im Bereich der
Krisenbekämpfung als auch bei der Reform des wirtschaftspolitischen
Rahmens weitreichende Schritte gesetzt hat. Die Antworten der
europäischen Wirtschaftspolitik auf die Krise haben - das sei jetzt
schon klar - die europäische Integration wesentlich vorangetrieben.
'Die Schuldenkrise läutet eine neue Ära in der europäischen
Wirtschafts- und Finanzarchitektur ein', betont Gouverneur Nowotny.
Die aus der Krise resultierenden gegenwärtigen Probleme seien
schwierig zu lösen, deren Bewältigung impliziere aber ein enormes
Potenzial für ein aus der Krise wirtschaftlich und politisch gestärkt
hervorgehendes Europa. 'Die Krise könnte genutzt werden, um die
einzelnen, nationalen Interessen zu überwinden und eine tiefere
Integration der EU zu erreichen', sagte Nowotny.
Die Staatsschuldenkrise erinnere schließlich auch daran, dass
Bankenkrisen die Realwirtschaft schwer und über längere Zeiträume
beeinträchtigen. In Zukunft müsse daher verstärktes Augenmerk auf die
Ausgestaltung der Finanzmarktregulierung gelegt werden.
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Dr. Christian Gutlederer
Pressesprecher
Tel.: (+43-1) 404 20-6609
mailto:christian.gutlederer@oenb.at
www.oenb.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom
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OTS0045 2012-05-10/09:12
Wien (APA-ots) - Bei der 40. Volkswirtschaftlichen Tagung der
Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) liegt der Fokus auf den
wirtschaftspolitischen Implikationen der aktuellen europäischen
Staatsschuldenkrise. 'Die jüngsten Entwicklungen an den europäischen
Anleihenmärkten zeigen, dass die Haushaltsprobleme im Euroraum
bedauerlicherweise noch nicht als vollständig gelöst betrachtet
werden können', stellt Gouverneur Univ.-Prof. Dr. Nowotny in seiner
Eröffnungsrede fest.
Mehrere Staaten des Euroraums seien derzeit mit einem
Glaubwürdigkeitsproblem konfrontiert, welches zu hohen Risikoprämien
führe. Sehr hohe Verschuldungsniveaus, die zum Teil auf die Folgen
der Rezession zurückzuführen sind, machen in einem solchen Umfeld
signifikante Konsolidierungsprogramme notwendig. Die daraus
resultierende soziale und politische Instabilität und das
abgeschwächte Wirtschaftswachstum führen ihrerseits wiederum zur
Verunsicherung der internationalen Kreditgeber. Die positive Wirkung
der Konsolidierung wird somit abgeschwächt. Eine Lektion aus den
jüngsten Konsolidierungen sollte, so Gouverneur Nowotny, sein, dass
'Konsolidierungen immer im Zusammenhang mit ihren
Wachstumsauswirkungen betrachtet werden müssen'. Im Speziellen seien
die zeitlichen Wirkungen der Konsolidierungsmaßnahmen, die
kurzfristig wachstumsdämpfend, langfristig jedoch wachstumserhöhend
wirken, zu berücksichtigen. Diese zeitliche Verzögerung führe zur
Notwendigkeit von 'externen Politikinterventionen'.
Hilfen von außen - durch die europäische und internationale
Staatengemeinschaft - erscheinen somit unerlässlich. Dabei ist es
aber gleichzeitig wichtig, geeignete Anreize zu schaffen, sodass die
notwendigen tiefgreifenden strukturellen Wirtschaftsreformen in den
betroffenen Ländern in Angriff genommen und umgesetzt werden. Es
müsse dabei ein optimaler Reformpfad gewählt werden, der die
politische Durchführbarkeit der Reformen sichere, um neuerlich
potenziell entstehenden negativen Vertrauenseffekten
entgegenzuwirken.
Die Entscheidungsprozesse der Europäischen Union (EU) zur
Krisenbekämpfung werden oft als langwierig und schwerfällig
kritisiert. Dies vernachlässige jedoch, so Nowotny, die Tatsache,
dass es sich bei den Mitgliedsländern des Euroraums bzw. der EU
letztendlich um souveräne Demokratien handle. Sowohl in den
Krisenländern als auch in den Geberländern erfordern die Reform- und
Hilfsprogramme letztlich die Akzeptanz und Unterstützung der
nationalen Parlamente und der Bevölkerung. Darüber hinaus
vernachlässige diese Kritik auch, dass die EU sowohl im Bereich der
Krisenbekämpfung als auch bei der Reform des wirtschaftspolitischen
Rahmens weitreichende Schritte gesetzt hat. Die Antworten der
europäischen Wirtschaftspolitik auf die Krise haben - das sei jetzt
schon klar - die europäische Integration wesentlich vorangetrieben.
'Die Schuldenkrise läutet eine neue Ära in der europäischen
Wirtschafts- und Finanzarchitektur ein', betont Gouverneur Nowotny.
Die aus der Krise resultierenden gegenwärtigen Probleme seien
schwierig zu lösen, deren Bewältigung impliziere aber ein enormes
Potenzial für ein aus der Krise wirtschaftlich und politisch gestärkt
hervorgehendes Europa. 'Die Krise könnte genutzt werden, um die
einzelnen, nationalen Interessen zu überwinden und eine tiefere
Integration der EU zu erreichen', sagte Nowotny.
Die Staatsschuldenkrise erinnere schließlich auch daran, dass
Bankenkrisen die Realwirtschaft schwer und über längere Zeiträume
beeinträchtigen. In Zukunft müsse daher verstärktes Augenmerk auf die
Ausgestaltung der Finanzmarktregulierung gelegt werden.
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Dr. Christian Gutlederer
Pressesprecher
Tel.: (+43-1) 404 20-6609
mailto:christian.gutlederer@oenb.at
www.oenb.at
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OTS0045 2012-05-10/09:12