Bioenergie-Zukunftstechnologien auf einen Blick
anlässlich der 4. Biomassekonferenz in Graz
Wien (APA-ots) - Klimawandel, Energiewende sowie technologische Trends in
der Biomassebranche stehen im Mittelpunkt der Diskussionen im Rahmen
der 4. Mitteleuropäischen Biomassekonferenz, die noch bis zum 18.
Jänner in Graz veranstaltet wird. Hierzu präsentieren namhafte
Experten aus dem In- und Ausland bei einer Pressekonferenz die
neuesten Entwicklungen.
Zwtl.: Verursachung durch menschliche Aktivitäten ist klar
'Das Klima reagiert auf Änderungen des Energiegleichgewichtes im
Klimasystem. Wenn, wie durch die wachsende Konzentration der
Treibhausgase, weniger Energie abgegeben wird, als durch die
Sonnenstrahlung ins System kommt, steigt der Energieinhalt. Wenn das
Gleichgewicht episodisch durch Vulkanausbrüche oder zyklisch durch
Sonnenintensität gestört wird, ergibt das Klimaschwankungen. Wenn die
Störung bleibend oder gar permanent durch anthropogene Einflussnahme
zunehmend ist, führt das zu einem Klimawandel', schildert Univ.-Prof.
Georg Kaser, Klimaforscher und Mitautor des IPCC-Klimaberichtes. 'Der
Klimawandel findet statt, die Verursachung durch menschliche
Aktivitäten ist klar. Die Folgen sind bereits sichtbar und zukünftige
in globalen wie großregionalen Mitteln absehbar: Anstieg der
Temperatur der Erdoberfläche, Anstieg des Meeresspiegels, Abschmelzen
von Eismassen, Versauerung der Ozeane, Verstärkung des
Wasserkreislaufs, Verschieben von Niederschlagsmustern, etc.' Die
Zunahme von Extremereignissen in Anzahl und Intensität ist
wahrscheinlich. Regionale und lokale Auswirkungen werden Abweichungen
zu den großräumigen Mitteln haben und sind im Detail weniger genau
quantifizierbar. Dazu ist zusätzliche Forschung notwendig.
Das Ausmaß der Änderungen ist laut Kaser überwiegend nachteilig.
Der weitere Verlauf hängt vom Handeln der Menschen ab. Ein weiteres
Beschleunigen des Klimawandels kann nur durch eine schnelle und
drastische Reduktion der Emission von Treibhausgasen, vor allem von
CO2, erzielt werden. Technischem Gegensteuern (Geoengineering) durch
das Einfangen und Binden von CO2 oder durch eine Verstärkung des
Reflexionsvermögens der Erde gegenüber der Sonnenstrahlung fehlt
sowohl die Reife als auch ein geopolitisches Werkzeug zur Ausführung,
erklärt der Professor. Negative Seiteneffekte im Klimasystem wären
unabsehbar.
Zwtl.: Natur kennt kein Energieproblem
'So viel wie der Erste und Zweite Weltkrieg zusammen könnte es
kosten, wenn die Menschheit mit ihrer heutigen Energiepolitik
weitermacht wie bisher: Wir verbrennen heute an einem Tag so viel
Kohle, Gas und Öl wie die Natur in einer Million Tagen angesammelt
hat', erläutert Journalist und Energiewende-Guru Franz Alt und
zitiert gleichzeitig den ehemaligen Chefvolkswirten der Weltbank,
Nicholas Stern: 'Der Klimawandel ist das größte Marktversagen, das es
je gab.' So hatte es bisher niemand formuliert. Plötzlich ist die
Rettung des Weltklimas ein Auftrag der Ökonomen. 'Entscheidend wird
sein, dass wir langfristig rechnen lernen. Der frühere SPD-Politiker,
Ökoenergie-Pionier und Ökonom Hermann Scheer rechnete in diesem
Sinne: 'Die Mehrkosten für erneuerbare Energien von heute sind
vermiedene Umweltschäden und niedrige Energiekosten von morgen'',
meint Alt. Dabei steht die Lösung des Energieproblems am Himmel. Die
Sonne schickt uns jede Sekunde unseres Daseins 15.000mal mehr Energie
als alle sieben Milliarden Menschen zurzeit verbrauchen. 'Und die
Sonne schickt uns keine Rechnung!', illustriert Alt. Es gibt von
Natur aus kein Energieproblem.
'Die Zukunft mit erneuerbaren Energien bedeutet Innovation statt
Depression. Wenn bei Kohle- und Atomstrom die Folgekosten und die
hohen Steuersubventionen mitgerechnet werden, ist Strom aus Wind,
Wasser und Biomasse heute schon preiswerter', so Alt. Das deutsche -
auf ein Einspeisetarifsystem basierende - Erneuerbare-Energien-Gesetz
(EEG) ist laut Alt das weltweit erfolgreichste zur Einführung
erneuerbarer Energien. Inzwischen haben es 67 Länder übernommen,
darunter die Milliardenvölker Indien und China. 'Der Widerstand gegen
das EEG wird sich erst ändern, wenn immer mehr WählerInnen deutlich
machen, dass mit ihrer Stimme künftig nur derjenige rechnen kann, wer
sich in der Überlebensfrage der Menschheit glaubhaft engagiert - auch
gegen starke Wirtschaftsinteressen', schlussfolgert der Journalist.
Zwtl.: Das sind die Top-Trends
'Die Wärme- und Kälteerzeugung aus Biomasse wird zukünftig weiter
an Stellenwert gewinnen. Hinsichtlich zukünftiger Verbrennungstechnik
für Biomasse-Kleinfeuerungsanlagen werden hocheffiziente Systeme mit
Brennwerttechnik und extrem niedrigen Emissionen von besonderer
Relevanz sein. Bezüglich Emissionsreduktion wird der Schwerpunkt auf
extrem staubarmen neuen Kleinfeuerungstechnologien liegen -
entsprechende Entwicklungen sind bereits im Gange', präsentiert Prof.
Univ.-Doz. Ingwald Obernberger, Technische Universität Graz und
Geschäftsführer BIOS Bioenergiesysteme GmbH, die Technologie-Trends.
Im mittleren und großen Anlagenbereich liegt ein Fokus auf der
Effizienzsteigerung und verbesserten Regelung von
Wärmeverteilsystemen (Fernwärmenetze, Abnehmer und
Wärmerückgewinnung). Hier gibt es große Verbesserungspotenziale bei
bestehenden und neuen Systemen. Ferner wird die Prozesswärmenutzung
auf Basis Bioenergie beziehungsweise kombinierten Biomasse-/
Solarsystemen an Bedeutung gewinnen.
Im Bereich Biomasse-Brennstoffe nimmt die Rolle der Veredelung und
Vorbehandlung zu. Da Biomasse-Brennstoffe immer mehr zu einem
international handelbaren Energieträger werden, ist deren
Standardisierung und Erhöhung der Energiedichte ein wichtiges Thema.
In diesem Zusammenhang spielt die Weiterentwicklung und Demonstration
der Torrefizierung (Röstung) von Biomasse eine wichtige Rolle,
daneben sind auch Aktivitäten bezüglich Karbonisierung (Verkohlung)
und Verflüssigung im Gange. Ein zweiter wichtiger Punkt ist die
Verbesserung von Brennstoffeigenschaften von nicht-holzartiger
Biomasse (z.B. von landwirtschaftlichen Reststoffen) durch
Additivierung, um auch die Brennstoff-Flexibilität und damit auch das
nutzbare Brennstoffpotenzial zu erhöhen.
Im Bereich der kombinierten Strom- und Wärmeerzeugung ist ein
Trend in Richtung Mikro-Kraft-Wärme-Kopplungssysteme für
Biomasse-Brennstoffe erkennbar. In diesem Bereich sind mehrere neue
Technologieentwicklungen auf Verbrennungs- und Vergasungsbasis im
Gange beziehungsweise teilweise auch bereits in Erprobung.
Bei der Treibstofferzeugung aus Biomasse wird die Relevanz der
Aufbereitung von Biogas auf Erdgas-Qualität und auch dessen
Einspeisung in Erdgasnetze steigen. Zusätzlich schreitet auch die
Entwicklung und Demonstration von Technologien zur Produktion von
Synthesegas beziehungsweise Treibstoffen aus fester Biomasse voran -
derartige Prozesse werden insbesondere für Großanlagen, in denen
Wärme-, Strom- und Treibstoff- beziehungsweise Rohstoffproduktion aus
Biomasse in Form von sogenannten Bioraffinerien erfolgt, immer
wichtiger werden.
Abbildungen und weitere Informationen:
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Rückfragehinweis:
Antonio Fuljetic
Österreichischer Biomasse-Verband
Austrian Biomass Association
Tel.: +43/1/533 07 97-31
Mobil: +43/660 85 56 804
Email: fuljetic@biomasseverband.at
Web: http://www.biomasseverband.at
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OTS0099 2014-01-16/12:00