Risikorückstellung um 400 Mio EUR erhöht
Wien (APA-ots) - Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB)
erwirtschaftete 2011 in einem von hoher Unsicherheit auf den Märkten
geprägtem Jahr ein geschäftliches Ergebnis von 249 Mio EUR (2010: 291
Mio EUR). 'Die Bank hat insgesamt gut gewirtschaftet und ihre
Betriebsleistung gegenüber dem vorangegangenen Geschäftsjahr sogar
leicht steigern können', führte OeNB-Präsident Claus J. Raidl im
Anschluss an die Generalversammlung aus. 'Allerdings haben wir
aufgrund der markant gestiegenen Risiken unsere Risikorückstellung um
weitere 400 Mio EUR erhöht. Aus diesem Grund liegt das Ergebnis der
OeNB auch unter dem des Geschäftsjahres 2010', sagte OeNB-Gouverneur
Ewald Nowotny. 'Für eine Zentralbank steht aber nicht die
Erwirtschaftung hoher Gewinne im Vordergrund. Vorrangig ist die OeNB
laut EU-Vertrag und Nationalbankgesetz (NBG) den Zielen der
Preisstabilität und der Finanzmarktstabilität verpflichtet.'
Vom erwirtschafteten Ergebnis erhält die Republik Österreich 231
Mio EUR (2010: 269 Mio EUR), wovon 62,3 Mio EUR auf die
Körperschaftssteuer und 168,3 Mio EUR auf den im Notenbankgesetz
festgelegten 90-prozentigen Gewinnanteil des Bundes entfallen.
Der Bilanzgewinn der OeNB betrug im Jahr 2011 18,7 Mio EUR. Die
Generalversammlung hat beschlossen, davon weitere 1,2 Mio EUR für die
Ausschüttung einer 10-prozentigen Höchstdividende auf das
Grundkapital von 12 Mio EUR an den Alleineigentümer Bund und 9 Mio
EUR als Zuweisung von Förderungsmitteln an den Jubiläumsfonds der
OeNB zu verwenden. Die verbleibenden 8,5 Mio EUR werden der
Gewinnglättungsrücklage zugeführt.
Der Nettozinsertrag - die traditionell wichtigste
Ertragskomponente einer Zentralbank - stieg um 17 % auf 842 Mio EUR.
Das umsichtige Reservenmanagement der Bank trug dazu bei, dass trotz
der hohen Unsicherheit auf den Finanzmärkten bei den Fremdwährungen
keine und bei den Wertpapieren nur geringe Abschreibungen vorzunehmen
waren. Umfangreiche und flexible Maßnahmen in der
Liquiditätssteuerung sowie eine historisch noch nicht dagewesene
Rückführung der Leitzinsen haben im Zuge der Krise entscheidend zur
Stabilisierung der Finanzmärkte, zur Sicherstellung von
Preisstabilität und zur Hintanhaltung negativer Effekte auf die
Realwirtschaft beigetragen.
Im Rahmen dieser stabilitätspolitischen Aktivitäten übernimmt die
OeNB als Teil des Eurosystems Risiken im Interesse der
Gesamtwirtschaft. 'Neben den traditionellen Risiken von Zentralbanken
- den Fremdwährungs- und Zinsrisiken - haben auch die Kreditrisiken
zugenommen. Diese Risiken resultieren vor allem aus der Teilnahme an
der einheitlichen Geldpolitik wie auch aus dem verstärkten Engagement
des Internationalen Währungsfonds', so Gouverneur Nowotny.
Die Personalaufwendungen der OeNB betrugen im Berichtsjahr 125 Mio
EUR und lagen damit etwas höher als 2010. Durch das Andauern der
Krise und neue zusätzliche Aufgaben (Integration der Bankenaufsicht)
erhöhte sich der durchschnittliche Mitarbeiterstand seit 2007, blieb
aber seit 2009 stabil (2007: 918; 2009: 984, 2011: 986
Mitarbeiter-Ressourcen). Der Sachaufwand nahm im Jahr 2011 aufgrund
der Einführung des Clearingservice im unbaren Zahlungsverkehr leicht
auf 79 Mio EUR zu - schwankt mittelfristig gesehen aber nur gering.
Die Bankenaufsicht belastete die OeNB im Geschäftsjahr 2011 mit
direkten Kosten von etwa 19 Mio EUR oder 26 % mehr als 2010. Die
Finanzmarktaufsichtsbehörde refundiert davon erstmalig den im Rahmen
der NBG-Novelle vorgesehenen höheren Maximalbetrag von 8 Mio EUR
(bisher 4 Mio EUR).
Weitere Reformschritte umgesetzt
Die OeNB hat im Jahr 2011 weitere wichtige innerbetriebliche
Reformschritte gesetzt: Mit der Implementierung eines neuen
Dienstrechts ist es gelungen, ein marktkonformes und
konkurrenzfähiges Entlohnungssystem zu etablieren. Gemeinsam mit dem
Betriebsrat wurde die Übernahme von rund 70 externen Beschäftigten in
das neue OeNB-Dienstrecht vorbereitet und Anfang Mai 2012
durchgeführt. Gouverneur Nowotny: 'Dadurch steigt zwar der
Personalstand der OeNB, der daraus resultierende Anstieg des
Personalaufwands im laufenden Geschäftsjahr 2012 wird aber durch
einen entsprechenden Rückgang des Sachaufwands, in dem die
Leiharbeitskräfte bisher erfasst wurden, mehr als ausgeglichen
werden.'
Als unmittelbare Reaktion auf gravierendes Fehlverhalten einzelner
Personen im Beteiligungsbereich der OeNB werden neue Verhaltensregeln
und effiziente Kontrollmechanismen eingeführt, um damit die
Reputation und das Vertrauen in die Notenbank nachhaltig zu sichern.
Präsident Raidl: 'Unter Einbindung von externen Experten wurden nach
internationalen Maßstäben ausgerichtete Compliance-Regeln erarbeitet,
die nunmehr einheitlich für die OeNB selbst sowie ihre
Tochtergesellschaften gelten'. 'Als besonders wichtige Maßnahmen hat
die OeNB die Einrichtung einer Compliance-Stelle sowie auch eine
Neuregelung von Spenden, Subventionen und Sponsoring vorgenommen',
präzisierte Gouverneur Nowotny.
Im Rahmen eines Schlichtungsstellenverfahrens konnten im
Einvernehmen mit dem Betriebsrat letztlich außergerichtliche
Änderungen bei Sozialleistungen (v.a. Bankwohnungen) erreicht werden.
Konjunktur zieht langsam an, Inflationsrate wieder rückläufig
Was die konjunkturelle Lage betrifft, schnitt Österreichs
Wirtschaft im Jahr 2011 mit einer im Euroraum-Vergleich deutlich
überdurchschnittlichen BIP-Wachstumsrate von 3 % gut ab. Die
Arbeitslosenquote von 4 % war die niedrigste der gesamten EU. Die
Leistungsbilanz verzeichnete neuerlich ein Aktivum. Im Jahr 2012 wird
das Wachstum infolge der getrübten außenwirtschaftlichen
Rahmenbedingungen und der verstärkten Konsolidierungsmaßnahmen
voraussichtlich etwas unter 1 % betragen (Prognose der Europäischen
Kommission vom Mai 2012: +0,8%). Im Einklang mit der erwarteten
Erholung der internationalen Konjunktur ist aus heutiger Sicht im
Jahr 2013 aber wieder mit einer Zunahme des Wachstums auf rund 1 3/4
% zu rechnen.
Steigende Energie-, Nahrungsmittel- und Dienstleistungspreise
bewirkten im Jahr 2011 in Österreich einen Anstieg der HVPI-Inflation
auf 3,6 %. Damit lag der Preisauftrieb über dem
Euroraum-Durchschnitt, aber auch höher als in Deutschland und
Italien. 'Schon 2012 ändert sich das Bild aber deutlich', so
Gouverneur Nowotny. 'Seit Anfang des Jahres beruhigte sich der
Inflationsdruck und im April 2012 betrug die HVPI-Inflationsrate 2,3
%. Damit liegt der Preisauftrieb wieder niedriger als im Euroraum
(+2,6 %) und etwa gleich hoch wie in Deutschland (2,2 %). Für das
gesamte Jahr 2012 gehen die jüngsten Prognosen für Österreich von
etwas über 2 % aus. Im Jahr 2013 dürfte die Teuerung dann auf rund 2
% sinken - womit Österreich wieder auf Preisstabilitätskurs liegen
sollte.'
Weitere Reformen zur Sanierung der öffentlichen Finanzen im Euroraum
unabdingbar
Die Schuldenkrise hat Europa weiter fest im Griff. Die prekäre
Lage der öffentlichen Haushalte einiger Euroraum-Länder führte im
Verlauf 2011 zu erheblichen Spannungen auf den Finanzmärkten und
stark steigenden Zinsen für deren Staatsanleihen. Auch der
Renditeabstand österreichischer gegenüber deutschen Staatsanleihen
weitete sich aus. Die Rating-Agentur Standard & Poor's senkte das
langfristige Rating Österreichs um eine Stufe auf AA+; zwei andere
Agenturen (Moody's, Fitch) stufen Österreich weiter mit AAA ein. Die
im Herbst 2011 von der Bundesregierung beschlossene Schuldenbremse,
ein weitreichendes Konsolidierungspaket von rund 26 Mrd EUR bis zum
Jahr 2016 sowie ein deutlich niedriger als erwartetes öffentliches
Defizit in Österreich im Jahr 2011 von 2,6 % des BIP trugen dazu bei,
dass in den ersten Monaten 2012 die Zinsen für 10-jährige
österreichische Staatsanleihen wieder deutlich auf unter 3 %
zurückgingen. Im Mai wurden sogar neue Tiefstände bei den Renditen
von rund 2 1/2 % verzeichnet.
Mittelfristig sind aber weitere konsequente gemeinsame
Anstrengungen zur Sanierung der öffentlichen Finanzen im Euroraum
notwendig. Mit den auf EU-Ebene eingeleiteten und teils bereits
umgesetzten umfangreichen fiskal- und finanzmarktpolitischen Reformen
sind wichtige Schritte gemacht worden. Die damit einhergehende
sukzessive Neuordnung der Architektur der Wirtschafts- und
Währungsunion wird - im Einklang mit einer nachhaltigen
Wachstumspolitik - dazu beitragen, dass der Euro auch in Zukunft eine
stabile Währung bleibt. Die anlässlich 10-Jahre-Euro-Bargeld
analysierten Fakten zeigen, dass sich der Euro als stabile und
international etablierte Währung sowie als sicheres und verlässliches
Zahlungsmittel für über 330 Mio Europäerinnen und Europäer bewährt
hat.
Umfangreiche Aktivitäten zur Bewältigung der Krise stellten die
Geschäftsbereiche der OeNB neuerlich vor außerordentliche
Herausforderungen. Insbesondere betraf dies die Geldpolitik und das
Management der Währungsreserven. Im Bereich der Finanzmarktstabilität
standen die Mitwirkung bei der Stabilisierung einzelner
Kreditinstitute, die Durchführung der Bankenstresstests, sowie die
Stärkung der Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle österreichischer
Banken im Vordergrund.
Die OeNB steht vor weiteren großen Aufgaben. Erstens gilt es, mit
den laufenden geldpolitischen Aktivitäten die Preis- und
Finanzmarktstabilität zu sichern. An zweiter Stelle stehen die
Umsetzung nationaler und die Mitgestaltung internationaler
Regulierungsvorhaben sowie die Begleitung österreichischer Großbanken
beim Kapitalaufbau bzw. bei der Restrukturierung, um damit ein hohes
Maß an Finanzmarktstabilität zu gewährleisten. In Bezug auf die
Währungsreserven ist es das Ziel, die Ertragskraft der OeNB durch
eine optimierte Ertrags-Risiko-Steuerung in einem schwierigen Umfeld
weiter zu stärken.
Alle diese Aktivitäten erforderten und erfordern von den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ganz besondere Leistungen, die es
der OeNB ermöglichen, ihrer Rolle als stabilitätspolitischer Anker in
Zeiten höchster Unsicherheit gerecht zu werden. Sie liefern durch
ihre hohe Expertise und ihren engagierten Einsatz einen wertvollen
und unverzichtbaren Beitrag zum effektiven Krisenmanagement in
Österreich und im Euroraum.
Details zum Jahresabschluss 2011 sowie zu den Aktivitäten in den
Geschäftsfeldern der OeNB sind im Geschäftsbericht 2011 verfügbar.
Dieser beinhaltet als Nachhaltigkeitsbericht auch die Wissensbilanz
2011 und die Umwelterklärung 2011. Siehe www.oenb.at.
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: (+43-1) 404 20-6666
http://www.oenb.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom
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INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
OTS0137 2012-05-24/11:22
Wien (APA-ots) - Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB)
erwirtschaftete 2011 in einem von hoher Unsicherheit auf den Märkten
geprägtem Jahr ein geschäftliches Ergebnis von 249 Mio EUR (2010: 291
Mio EUR). 'Die Bank hat insgesamt gut gewirtschaftet und ihre
Betriebsleistung gegenüber dem vorangegangenen Geschäftsjahr sogar
leicht steigern können', führte OeNB-Präsident Claus J. Raidl im
Anschluss an die Generalversammlung aus. 'Allerdings haben wir
aufgrund der markant gestiegenen Risiken unsere Risikorückstellung um
weitere 400 Mio EUR erhöht. Aus diesem Grund liegt das Ergebnis der
OeNB auch unter dem des Geschäftsjahres 2010', sagte OeNB-Gouverneur
Ewald Nowotny. 'Für eine Zentralbank steht aber nicht die
Erwirtschaftung hoher Gewinne im Vordergrund. Vorrangig ist die OeNB
laut EU-Vertrag und Nationalbankgesetz (NBG) den Zielen der
Preisstabilität und der Finanzmarktstabilität verpflichtet.'
Vom erwirtschafteten Ergebnis erhält die Republik Österreich 231
Mio EUR (2010: 269 Mio EUR), wovon 62,3 Mio EUR auf die
Körperschaftssteuer und 168,3 Mio EUR auf den im Notenbankgesetz
festgelegten 90-prozentigen Gewinnanteil des Bundes entfallen.
Der Bilanzgewinn der OeNB betrug im Jahr 2011 18,7 Mio EUR. Die
Generalversammlung hat beschlossen, davon weitere 1,2 Mio EUR für die
Ausschüttung einer 10-prozentigen Höchstdividende auf das
Grundkapital von 12 Mio EUR an den Alleineigentümer Bund und 9 Mio
EUR als Zuweisung von Förderungsmitteln an den Jubiläumsfonds der
OeNB zu verwenden. Die verbleibenden 8,5 Mio EUR werden der
Gewinnglättungsrücklage zugeführt.
Der Nettozinsertrag - die traditionell wichtigste
Ertragskomponente einer Zentralbank - stieg um 17 % auf 842 Mio EUR.
Das umsichtige Reservenmanagement der Bank trug dazu bei, dass trotz
der hohen Unsicherheit auf den Finanzmärkten bei den Fremdwährungen
keine und bei den Wertpapieren nur geringe Abschreibungen vorzunehmen
waren. Umfangreiche und flexible Maßnahmen in der
Liquiditätssteuerung sowie eine historisch noch nicht dagewesene
Rückführung der Leitzinsen haben im Zuge der Krise entscheidend zur
Stabilisierung der Finanzmärkte, zur Sicherstellung von
Preisstabilität und zur Hintanhaltung negativer Effekte auf die
Realwirtschaft beigetragen.
Im Rahmen dieser stabilitätspolitischen Aktivitäten übernimmt die
OeNB als Teil des Eurosystems Risiken im Interesse der
Gesamtwirtschaft. 'Neben den traditionellen Risiken von Zentralbanken
- den Fremdwährungs- und Zinsrisiken - haben auch die Kreditrisiken
zugenommen. Diese Risiken resultieren vor allem aus der Teilnahme an
der einheitlichen Geldpolitik wie auch aus dem verstärkten Engagement
des Internationalen Währungsfonds', so Gouverneur Nowotny.
Die Personalaufwendungen der OeNB betrugen im Berichtsjahr 125 Mio
EUR und lagen damit etwas höher als 2010. Durch das Andauern der
Krise und neue zusätzliche Aufgaben (Integration der Bankenaufsicht)
erhöhte sich der durchschnittliche Mitarbeiterstand seit 2007, blieb
aber seit 2009 stabil (2007: 918; 2009: 984, 2011: 986
Mitarbeiter-Ressourcen). Der Sachaufwand nahm im Jahr 2011 aufgrund
der Einführung des Clearingservice im unbaren Zahlungsverkehr leicht
auf 79 Mio EUR zu - schwankt mittelfristig gesehen aber nur gering.
Die Bankenaufsicht belastete die OeNB im Geschäftsjahr 2011 mit
direkten Kosten von etwa 19 Mio EUR oder 26 % mehr als 2010. Die
Finanzmarktaufsichtsbehörde refundiert davon erstmalig den im Rahmen
der NBG-Novelle vorgesehenen höheren Maximalbetrag von 8 Mio EUR
(bisher 4 Mio EUR).
Weitere Reformschritte umgesetzt
Die OeNB hat im Jahr 2011 weitere wichtige innerbetriebliche
Reformschritte gesetzt: Mit der Implementierung eines neuen
Dienstrechts ist es gelungen, ein marktkonformes und
konkurrenzfähiges Entlohnungssystem zu etablieren. Gemeinsam mit dem
Betriebsrat wurde die Übernahme von rund 70 externen Beschäftigten in
das neue OeNB-Dienstrecht vorbereitet und Anfang Mai 2012
durchgeführt. Gouverneur Nowotny: 'Dadurch steigt zwar der
Personalstand der OeNB, der daraus resultierende Anstieg des
Personalaufwands im laufenden Geschäftsjahr 2012 wird aber durch
einen entsprechenden Rückgang des Sachaufwands, in dem die
Leiharbeitskräfte bisher erfasst wurden, mehr als ausgeglichen
werden.'
Als unmittelbare Reaktion auf gravierendes Fehlverhalten einzelner
Personen im Beteiligungsbereich der OeNB werden neue Verhaltensregeln
und effiziente Kontrollmechanismen eingeführt, um damit die
Reputation und das Vertrauen in die Notenbank nachhaltig zu sichern.
Präsident Raidl: 'Unter Einbindung von externen Experten wurden nach
internationalen Maßstäben ausgerichtete Compliance-Regeln erarbeitet,
die nunmehr einheitlich für die OeNB selbst sowie ihre
Tochtergesellschaften gelten'. 'Als besonders wichtige Maßnahmen hat
die OeNB die Einrichtung einer Compliance-Stelle sowie auch eine
Neuregelung von Spenden, Subventionen und Sponsoring vorgenommen',
präzisierte Gouverneur Nowotny.
Im Rahmen eines Schlichtungsstellenverfahrens konnten im
Einvernehmen mit dem Betriebsrat letztlich außergerichtliche
Änderungen bei Sozialleistungen (v.a. Bankwohnungen) erreicht werden.
Konjunktur zieht langsam an, Inflationsrate wieder rückläufig
Was die konjunkturelle Lage betrifft, schnitt Österreichs
Wirtschaft im Jahr 2011 mit einer im Euroraum-Vergleich deutlich
überdurchschnittlichen BIP-Wachstumsrate von 3 % gut ab. Die
Arbeitslosenquote von 4 % war die niedrigste der gesamten EU. Die
Leistungsbilanz verzeichnete neuerlich ein Aktivum. Im Jahr 2012 wird
das Wachstum infolge der getrübten außenwirtschaftlichen
Rahmenbedingungen und der verstärkten Konsolidierungsmaßnahmen
voraussichtlich etwas unter 1 % betragen (Prognose der Europäischen
Kommission vom Mai 2012: +0,8%). Im Einklang mit der erwarteten
Erholung der internationalen Konjunktur ist aus heutiger Sicht im
Jahr 2013 aber wieder mit einer Zunahme des Wachstums auf rund 1 3/4
% zu rechnen.
Steigende Energie-, Nahrungsmittel- und Dienstleistungspreise
bewirkten im Jahr 2011 in Österreich einen Anstieg der HVPI-Inflation
auf 3,6 %. Damit lag der Preisauftrieb über dem
Euroraum-Durchschnitt, aber auch höher als in Deutschland und
Italien. 'Schon 2012 ändert sich das Bild aber deutlich', so
Gouverneur Nowotny. 'Seit Anfang des Jahres beruhigte sich der
Inflationsdruck und im April 2012 betrug die HVPI-Inflationsrate 2,3
%. Damit liegt der Preisauftrieb wieder niedriger als im Euroraum
(+2,6 %) und etwa gleich hoch wie in Deutschland (2,2 %). Für das
gesamte Jahr 2012 gehen die jüngsten Prognosen für Österreich von
etwas über 2 % aus. Im Jahr 2013 dürfte die Teuerung dann auf rund 2
% sinken - womit Österreich wieder auf Preisstabilitätskurs liegen
sollte.'
Weitere Reformen zur Sanierung der öffentlichen Finanzen im Euroraum
unabdingbar
Die Schuldenkrise hat Europa weiter fest im Griff. Die prekäre
Lage der öffentlichen Haushalte einiger Euroraum-Länder führte im
Verlauf 2011 zu erheblichen Spannungen auf den Finanzmärkten und
stark steigenden Zinsen für deren Staatsanleihen. Auch der
Renditeabstand österreichischer gegenüber deutschen Staatsanleihen
weitete sich aus. Die Rating-Agentur Standard & Poor's senkte das
langfristige Rating Österreichs um eine Stufe auf AA+; zwei andere
Agenturen (Moody's, Fitch) stufen Österreich weiter mit AAA ein. Die
im Herbst 2011 von der Bundesregierung beschlossene Schuldenbremse,
ein weitreichendes Konsolidierungspaket von rund 26 Mrd EUR bis zum
Jahr 2016 sowie ein deutlich niedriger als erwartetes öffentliches
Defizit in Österreich im Jahr 2011 von 2,6 % des BIP trugen dazu bei,
dass in den ersten Monaten 2012 die Zinsen für 10-jährige
österreichische Staatsanleihen wieder deutlich auf unter 3 %
zurückgingen. Im Mai wurden sogar neue Tiefstände bei den Renditen
von rund 2 1/2 % verzeichnet.
Mittelfristig sind aber weitere konsequente gemeinsame
Anstrengungen zur Sanierung der öffentlichen Finanzen im Euroraum
notwendig. Mit den auf EU-Ebene eingeleiteten und teils bereits
umgesetzten umfangreichen fiskal- und finanzmarktpolitischen Reformen
sind wichtige Schritte gemacht worden. Die damit einhergehende
sukzessive Neuordnung der Architektur der Wirtschafts- und
Währungsunion wird - im Einklang mit einer nachhaltigen
Wachstumspolitik - dazu beitragen, dass der Euro auch in Zukunft eine
stabile Währung bleibt. Die anlässlich 10-Jahre-Euro-Bargeld
analysierten Fakten zeigen, dass sich der Euro als stabile und
international etablierte Währung sowie als sicheres und verlässliches
Zahlungsmittel für über 330 Mio Europäerinnen und Europäer bewährt
hat.
Umfangreiche Aktivitäten zur Bewältigung der Krise stellten die
Geschäftsbereiche der OeNB neuerlich vor außerordentliche
Herausforderungen. Insbesondere betraf dies die Geldpolitik und das
Management der Währungsreserven. Im Bereich der Finanzmarktstabilität
standen die Mitwirkung bei der Stabilisierung einzelner
Kreditinstitute, die Durchführung der Bankenstresstests, sowie die
Stärkung der Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle österreichischer
Banken im Vordergrund.
Die OeNB steht vor weiteren großen Aufgaben. Erstens gilt es, mit
den laufenden geldpolitischen Aktivitäten die Preis- und
Finanzmarktstabilität zu sichern. An zweiter Stelle stehen die
Umsetzung nationaler und die Mitgestaltung internationaler
Regulierungsvorhaben sowie die Begleitung österreichischer Großbanken
beim Kapitalaufbau bzw. bei der Restrukturierung, um damit ein hohes
Maß an Finanzmarktstabilität zu gewährleisten. In Bezug auf die
Währungsreserven ist es das Ziel, die Ertragskraft der OeNB durch
eine optimierte Ertrags-Risiko-Steuerung in einem schwierigen Umfeld
weiter zu stärken.
Alle diese Aktivitäten erforderten und erfordern von den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ganz besondere Leistungen, die es
der OeNB ermöglichen, ihrer Rolle als stabilitätspolitischer Anker in
Zeiten höchster Unsicherheit gerecht zu werden. Sie liefern durch
ihre hohe Expertise und ihren engagierten Einsatz einen wertvollen
und unverzichtbaren Beitrag zum effektiven Krisenmanagement in
Österreich und im Euroraum.
Details zum Jahresabschluss 2011 sowie zu den Aktivitäten in den
Geschäftsfeldern der OeNB sind im Geschäftsbericht 2011 verfügbar.
Dieser beinhaltet als Nachhaltigkeitsbericht auch die Wissensbilanz
2011 und die Umwelterklärung 2011. Siehe www.oenb.at.
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: (+43-1) 404 20-6666
http://www.oenb.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom
*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
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