APA ots news: WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Rien ne va plus: Wien darf nicht Las Vegas sein - von Hans-Jörg Bruckberger
Kursauffälligkeiten zeigen: Wien ist ein Paradies für Zocker
Wien (APA-ots) - Es ist immer wieder das Gleiche: Kursauffälligkeiten
stehen in Wien an der Tagesordnung. Jüngstes Beispiel ist Zumtobel:
Die Aktie ist am Montag nachrichtenlos um 6,6 Prozent eingebrochen,
und das auch noch bei hohen Umsätzen und in einem unauffälligen
Marktumfeld. Am nächsten Tag folgten prompt schwache Zahlen samt
Gewinnwarnung und einem Kursrutsch.
Es scheint fast so, als hätte - wieder einmal - jemand mehr gewusst
und vorab entsprechend gehandelt, was nicht rechtens ist. Seit vielen
Jahren sind immer wieder derartige Kursauffälligkeiten zu beobachten.
'Typisch Wien', sagen erfahrene Marktbeobachter. Dasselbe gilt für
die immer wieder auftretenden Auffälligkeiten in der Schlussauktion.
Am 28. Februar legte Wienerberger infolge positiver Analystenstimmen
deutlich zu, sodass die Aktie am Nachmittag rund zehn Prozent im Plus
lag. Nach 17 Uhr waren es immer noch etwa acht Prozent, am Ende aber
nur noch gut vier. In der letzten halben Stunde wurden 3,5 Prozent
ausradiert - ohne Nachrichten, die dies gerechtfertigt hätten.
Offensichtlich waren mal wieder Zocker am Werk. Für die ist Wien ein
Paradies.
Bleibt die Frage, ob man das will. Soll sich Wien als
'Wildwest-Börse' für Zocker positionieren? Das ist nicht ironisch
gemeint, sondern eine Option. Internationale Experten haben mitunter
die Empfehlung ausgesprochen, dass Wien eine Brückenfunktion
übernehmen und sich gewissermaßen als 'bessere Ostbörse'
positionieren soll - die mit lockereren Zulassungsbestimmungen
osteuropäische IPOs (auch KMU) anlockt, gleichzeitig aber westlichen
Investoren doch eine gewisse Rechtssicherheit bietet.
Bis dato ist das aber nicht der Weg, den man einschlagen will. Wien
will als reifer, etablierter Markt punkten - und scheitert daran
immer wieder kläglich. In Zeiten, in denen bei internationalen
Unternehmen der Compliance-Wahn schon derart fortgeschritten ist,
dass man einen Geschäftspartner bald nicht einmal mehr auf einen
Kaffee einladen darf, fällt der offensichtlich nicht stattfindende
Reifungsprozess des Wiener Kapitalmarktes umso negativer auf. Da
braucht man sich dann nicht über die schwachen Umsätze und weitgehend
fernbleibende internationale Investoren zu wundern. Wobei natürlich
gerade die dünnen Umsätze Zockern Tür und Tor öffnen. Gefordert sind
nun alle Beteiligten: Börse, Finanzmarktaufsicht, Unternehmen,
Marketmaker - und damit einmal mehr die Banken. Und das
WirtschaftsBlatt, das weiterhin Missstände aufzeigen wird. Weil uns
der Kapitalmarkt am Herzen liegt.
Rückfragehinweis:
WirtschaftsBlatt Medien GmbH
Tel.: 0043160117-305
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
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INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
OTS0216 2013-03-06/18:15
Kursauffälligkeiten zeigen: Wien ist ein Paradies für Zocker
Wien (APA-ots) - Es ist immer wieder das Gleiche: Kursauffälligkeiten
stehen in Wien an der Tagesordnung. Jüngstes Beispiel ist Zumtobel:
Die Aktie ist am Montag nachrichtenlos um 6,6 Prozent eingebrochen,
und das auch noch bei hohen Umsätzen und in einem unauffälligen
Marktumfeld. Am nächsten Tag folgten prompt schwache Zahlen samt
Gewinnwarnung und einem Kursrutsch.
Es scheint fast so, als hätte - wieder einmal - jemand mehr gewusst
und vorab entsprechend gehandelt, was nicht rechtens ist. Seit vielen
Jahren sind immer wieder derartige Kursauffälligkeiten zu beobachten.
'Typisch Wien', sagen erfahrene Marktbeobachter. Dasselbe gilt für
die immer wieder auftretenden Auffälligkeiten in der Schlussauktion.
Am 28. Februar legte Wienerberger infolge positiver Analystenstimmen
deutlich zu, sodass die Aktie am Nachmittag rund zehn Prozent im Plus
lag. Nach 17 Uhr waren es immer noch etwa acht Prozent, am Ende aber
nur noch gut vier. In der letzten halben Stunde wurden 3,5 Prozent
ausradiert - ohne Nachrichten, die dies gerechtfertigt hätten.
Offensichtlich waren mal wieder Zocker am Werk. Für die ist Wien ein
Paradies.
Bleibt die Frage, ob man das will. Soll sich Wien als
'Wildwest-Börse' für Zocker positionieren? Das ist nicht ironisch
gemeint, sondern eine Option. Internationale Experten haben mitunter
die Empfehlung ausgesprochen, dass Wien eine Brückenfunktion
übernehmen und sich gewissermaßen als 'bessere Ostbörse'
positionieren soll - die mit lockereren Zulassungsbestimmungen
osteuropäische IPOs (auch KMU) anlockt, gleichzeitig aber westlichen
Investoren doch eine gewisse Rechtssicherheit bietet.
Bis dato ist das aber nicht der Weg, den man einschlagen will. Wien
will als reifer, etablierter Markt punkten - und scheitert daran
immer wieder kläglich. In Zeiten, in denen bei internationalen
Unternehmen der Compliance-Wahn schon derart fortgeschritten ist,
dass man einen Geschäftspartner bald nicht einmal mehr auf einen
Kaffee einladen darf, fällt der offensichtlich nicht stattfindende
Reifungsprozess des Wiener Kapitalmarktes umso negativer auf. Da
braucht man sich dann nicht über die schwachen Umsätze und weitgehend
fernbleibende internationale Investoren zu wundern. Wobei natürlich
gerade die dünnen Umsätze Zockern Tür und Tor öffnen. Gefordert sind
nun alle Beteiligten: Börse, Finanzmarktaufsicht, Unternehmen,
Marketmaker - und damit einmal mehr die Banken. Und das
WirtschaftsBlatt, das weiterhin Missstände aufzeigen wird. Weil uns
der Kapitalmarkt am Herzen liegt.
Rückfragehinweis:
WirtschaftsBlatt Medien GmbH
Tel.: 0043160117-305
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Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
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