FRANKFURT (dpa-AFX) - Flankiert von deutlichen Kursgewinnen in Asien hat der deutsche Aktienmarkt am Mittwoch zu einem erneuten Sprung nach oben angesetzt. Zu den Gewinnern gehörten die gebeutelten Auto- und Versorgeraktien. Der Dax (DAX) notierte gegen Mittag 2,41 Prozent höher bei 9677,87 Punkten.
Am Dienstag war der Dax belastet vom Abgas-Skandal bei Volkswagen noch bis auf 9325 Punkte abgerutscht - das war der tiefste Stand seit vergangenem Dezember. Entsprechend miserabel fällt die Bilanz für das dritte Quartal aus: Mit einem Verlust von aktuell mehr als 11 Prozent steuert der Leitindex auf das schwächste Vierteljahr seit vier Jahren zu.
NIKKEI LEGT MERKLICH ZU
Für gute Laune unter den Anlegern sorgte am letzten Tag des Quartals vor allem die Erholung an der Tokioter Börse, wo der Leitindex Nikkei 225 (FX1:N225) 2,70 Prozent höher endete, nachdem er tags zuvor ebenfalls auf ein neues Jahrestief abgesackt war. Auch die Kurse an den gebeutelten chinesischen Börsen stabilisierten sich.
Der MDax (MDAX), der die mittelgroßen Werte repräsentiert, kletterte am Mittwoch um 2,07 Prozent auf 19 296,08 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) rückte um 1,59 Prozent auf 1741,02 Punkte vor. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gewann 2,43 Prozent.
WARTEN AUF NEUE US-ZINSSIGNALE
Frische Konjunkturdaten fielen zunächst nicht weiter ins Gewicht: Der deutsche Einzelhandel hat im August nicht an die starke Umsatzentwicklung des Vormonats anknüpfen können. Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland stieg im September saisonbereinigt leicht an, während Volkswirte einen Rückgang erwartet hatten. In der Eurozone hat sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt im August kaum verändert. Die Verbraucherpreise im Euroraum sind im September erstmals seit einem halben Jahr wieder gefallen. Experten hatten dagegen eine Stagnation erwartet.
In den USA stehen am Nachmittag der Einkaufsmanagerindex für die Region Chicago sowie die ADP-Beschäftigungszahlen zur Veröffentlichung an. Letztere gelten als Fingerzeig auf den offiziellen US-Arbeitsmarktbericht am kommenden Freitag. Das Marktinteresse dürfte sich jedoch vor allem auf mögliche Zinssignale von Mitgliedern der US-Notenbank Fed richten, glauben die Devisenexperten der Commerzbank.
AUTO-AKTIEN WEITER IM FOKUS
Unter den Einzelwerten im Dax gehörten VW-Vorzugsaktien mit plus 2,95 Prozent zu den größten Gewinnern und erholten sich damit etwas vom tiefsten Kursniveau seit Oktober 2011. An den vergangenen acht Handelstagen waren die Papiere des Autokonzerns um fast 40 Prozent eingebrochen. Wegen des immer noch weite Kreise ziehenden VW-Manipulationsskandals tagt am Nachmittag das Aufsichtsrats-Präsidium der Wolfsburger.
In starker Verfassung präsentierten sich am Mittwoch auch andere Dax-Titel aus dem Automobilsektor: So verteuerten sich Daimler- (XETRA:DAIGn) und BMW-Papiere (XETRA:BMWG) um 2,45 beziehungsweise 3,72 Prozent. Die Aktien des Zulieferers Conti (XETRA:CONG) kletterten 2,73 Prozent nach oben. Mit einer umfassenden Steuererleichterung will China für neuen Schwung auf seinem stagnierenden Automarkt sorgen. So soll die Mehrwertsteuer für Autos, die höchstens einen 1,6-Liter-Motor haben, halbiert werden. Die Reform soll bereits an diesem Donnerstag in Kraft treten und bis Ende 2016 laufen.
ANALYSTENSTUDIEN TREIBEN LUFTHANSA UND TALANX
Positive Analystenkommentare sorgten bei den Aktien von Lufthansa (XETRA:LHAG) und Talanx (XETRA:TLXGn) für Kurssprünge von jeweils mehr als 6 Prozent. Damit lagen die Werte an der Spitze von Dax beziehungsweise MDax. Nach dem Fall auf ein Mehrjahrestief von 10,245 Euro im August haben die Lufthansa-Papiere im September die Kehrtwende vollzogen und kräftig zugelegt. Mit dem Plus am Mittwoch haben Lufthansa-Aktien im September nun fast 14 Prozent an Wert gewonnen. Der Dax fiel in der gleichen Zeit um etwa 6 Prozent.
Gea-Papiere (XETRA:G1AG) zeigten mit plus 3,72 Prozent eine ungewöhnlich positive Reaktion auf die verschlechterte Geschäftsprognose des Anlagenbauers. Der Konzern kann sich der weltweiten Konjukturabschwächung nicht entziehen und reduzierte deshalb seine Wachstumserwartungen. Die Gewinnprognose blieb jedoch bestehen. "Für die Markterwartungen bedeutet dies kein größeres Risiko", sagte ein Börsianer. "Nach einem Umsatzrückgang aus eigener Kraft im ersten Quartal hat wohl ohnehin niemand mehr an die alten Ziele geglaubt."
Den Aktien von Dialog Semiconductor (XETRA:DLGS) (ETR:DLG) gelingt weiter keine nachhaltige Erholung von ihrem Jahrestief, dass sie in der Vorwoche erreicht hatten. Nach einem stabileren Vortag verloren die Halbleiterpapiere am TecDax-Ende erneut 2,18 Prozent. Bestimmendes Thema bleibt die angekündigte Übernahme des US-Konzerns Atmel. Börsianer sehen die geplante Transaktion angesichts ihrer Größe skeptisch. Ein Marktteilnehmer sagte: Der Deal erscheine zwar sinnvoll, die Schlüsselfrage bleibe aber, ob er auch gut umsetzbar sei.