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Bittere Armut speist Massenproteste in Bulgarien

Veröffentlicht am 24.02.2013, 17:11
SOFIA (dpa-AFX) - Bulgariens Finanzdisziplin in Krisenzeiten wird in Brüssel gelobt. Das Etatdefizit betrug zuletzt nur 0,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Doch in dem EU-Land herrscht bittere Armut wie in der Dritten Welt. Gut ein Fünftel der Menschen lebt rund um die Armutsgrenze von umgerechnet 120 Euro im Monat. Etwa ein Drittel der Jugendlichen findet keine Arbeit.

Ingenieure fahren Taxi, um durchzukommen. Ärzte und Krankenschwestern wandern nach Westeuropa aus. Gymnasiasten planen ein Studium in Deutschland, England oder in den USA. Wer nicht auswandern kann oder will und keinen sicheren Arbeitsplatz im Staatssektor oder in einer großen Firma hat, kommt nur schwer über die Runden.

Hohe Stromrechnungen sprengten im Januar die knappen Budgets vieler Haushalte. Die Leute gingen auf die Straße. 'Meine Rente reicht für nichts mehr', klagte eine Rentnerin aus Sofia. Bei einer Pension von umgerechnet 120 Euro im Monat betrage ihre aktuelle Stromrechnung knapp 100 Euro. Ein 84-Jahre alter früherer Buchhalter spielt auf der Straße in Sofia Gitarre, um seine Rente mit Spenden von Passanten aufzubessern.

'Der leere Kühlschrank besiegte den Fernseher', sagt Sozialistenchef Sergej Stanischew zu den Massenprotesten, die die bürgerliche Regierung in Sofia stürzten. Zehntausende Menschen wollten die Propaganda des zurückgetretenen Ministerpräsidenten Boiko Borissow nicht mehr sehen und hören.

Der stets sportlich gekleidete Borissow erschien fast monatlich im Fernsehen, um aus Brüssel finanzierte neue Autobahnstrecken zu eröffnen. Doch diese eigentlich gute Nachrichten stießen bei der ärmeren Bevölkerung auf Spott. Was nutzt mir die Autobahn, wenn ich kein Geld für Benzin habe?, fragen viele Bulgaren. Ihre Autos rosten seit Monaten auf den Parkplätzen vor ihren Wohnblocks vor sich hin. 'Asphalt kann man nicht essen', bringt es Sozialistenchef Stanischew auf den Punkt.

Die privaten Unternehmen in Bulgarien schuldeten sich gegenseitig den horrenden Betrag von 163 Milliarden Lewa (80 Milliarden Euro), hat die Wirtschaftskammer in Sofia errechnet. Das ist doppelt so viel wie die ganze Wirtschaftsleistung des EU-Landes, das nicht der Euro-Zone angehört. Viele kleine und mittlere Betriebe sind gelähmt. Neue Firmenpleiten werden befürchtet.

Die meisten Menschen arbeiten beim Staat oder in der Schattenwirtschaft. Für einen Bankkredit ist eine Stelle bei Vater Staat, der auch großzügige Boni zahlt, oft entscheidend.

Der Druck der Straße richtete sich zunächst gegen Finanzminister Simeon Djankow, der noch vor der Regierung das Handtuch geworfen hatte. Jetzt zielen die im Internet organisierten Aktivisten auf 'ausländische Monopole' wie in der Stromerzeugung, im Einzelhandel oder teilweise in der Wasserwirtschaft. Langsam gerät das ganze politische System ins Visier der Unzufriedenen./el/DP/he

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