FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 6. Juni 2013. Aktien von Bergbaukonzernen sind so billig wie seit Jahren nicht mehr. Eine ideale Chance für einen Einstieg? So mancher winkt ab. Es könne noch schlimmer kommen.
Aktien haussieren, aber längst nicht alle: Die Entwicklung von Minenwerten läuft mehr als enttäuschend: 'Rio Tinto hat seit Jahresanfang 18 Prozent abgegeben, Anglo American 23 und BHP Billiton 17 Prozent', fasst Roland Stadler von der Baader Bank die Lage zusammen. Der Verfall der Rohstoffpreise, vor allem aufgrund des nachlassenden Booms in China, mache den Konzernen zu schaffen.
Der Rohstoffindex S&P GSCI war im Januar dieses Jahres noch gestiegen, dann ging es abwärts, viele Commodities erlebten Mitte April sogar einen regelrechten Einbruch. 'Die niedrigen Zinsen weltweit zeigen, dass die Konjunktur noch nicht wieder richtig angesprungen ist. Das drückt auf die Minenwerte', meint Stadler.
Keine Goldgräberstimmung
Nach Ansicht von Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler ist das Ende des Kursverfalls noch nicht gekommen. 'Wir haben das Tief noch nicht gesehen.' Einziger Lichtblick sind seiner Ansicht nach bestimmte Goldminenaktien, etwa Argonaut Gold. Martin Siegel von der Fondsgesellschaft Stabilitas ist etwas optimistischer: 'Der Minensektor wird von Anlegern weiterhin links liegen gelassen', bemerkt er zwar. Seiner Einschätzung nach kann man aber zumindest von ersten Ansätzen einer Stabilisierung bei fallenden Kursen sprechen. 'Die beiden wichtigen Minenindizes Xau und Hui konnten im Mai zumindest leicht im Plus landen.' Die Indizes beziehen sich allerdings nur auf Edelmetallproduzenten: Der Philadelphia Gold & Silver Miners Index, kurz Xau, enthält 30 wichtige Goldförderer, hinter Hui verbirgt sich der NYSE Arca Gold Bugs-Index, der ebenfalls Goldproduzenten abbildet.
Ein kleiner, aber nicht uninteressanter Aspekt ist Siegel zufolge die Entwicklung des australischen Dollars: Dieser sei im Mai gegenüber dem US-Dollar um 7 Prozent gefallen und mit 0,96 US-Dollar zeitweise so billig wie zuletzt Ende 2011 gewesen. 'Dies wirkt sich zwar einerseits negativ auf die aktuelle Performance aus, andererseits stärkt es aber den australischen Dollar-Goldpreis und somit auch die Wettbewerbsfähigkeit der australischen Minen.'
Konzerne haben zu kämpfen
Allerdings wurde schon mehrfach die Wende ausgerufen. Die Lage des britisch-australischen Rohstoffkonzerns BHP Billiton, weltweit Nummer 1, bleibt Vorhauser zufolge jedenfalls schwierig. Während der Rohstoffhausse 2009 und 2010 war der Kurs der Aktie (WKN 908101) explodiert und von 10 auf 30 Euro geklettert, dann folgte die kalte Dusche. 'Gegenüber dem Hoch hat die Aktie 30 Prozent eingebüßt. Aufgrund der schleppenden Nachfrage und fallender Preise ist das Unternehmen stark unter Zugzwang.'
Auch der jüngste Führungswechsel zeige, dass die Lage angespannt sei. 'Der neue Vorstandschef Andrew Mackenzie hat angekündigt, die für 2014 geplanten Investitionen um 18 Prozent auf rund 18 Milliarden US-Dollar zu senken.' BHP Billiton wird an der Börse Frankfurt heute zu 21,70 Euro gehandelt.
Anleger brauchen Nerven
Die Aktie von Rio Tinto (WKN 852147), Schwerpunkt Eisenerzförderung, hat Anlegern in den vergangenen Jahren ebenfalls wenig Freude bereitet, wie Stadler erläutert. Der Dividendentitel kostet an der Börse Frankfurt momentan 32,95 Euro, Anfang des Jahres waren es noch über 45 Euro. Das britisch-australische Unternehmen leidet, wie BHP Billiton, unter fallenden Rohstoffpreisen. Auch hier kam es Anfang des Jahres zu einem Führungswechsel, seit November läuft ein milliardenschweres Sparprogramm.
Ähnlich gebeutelt ist Anglo American: 2012 war der britische Konzern wegen hoher Abschreibungen auf Minenprojekte tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Kursverlauf (WKN A0MUKL) ist für Aktionäre sogar nochmals ernüchternder als der anderer Minenaktien: Seit Anfang 2011 hat sich der Wert mehr als halbiert, aktuell wird die Aktie zu knapp 17 Euro gehandelt.
Gute Aussichten für Argonaut Gold
Doch es gibt auch Chancen, wie Vorhauser meint: Die Aktie von Argonaut Gold (WKN A1C70D), einem kanadischen Goldproduzenten, hat sich seit dem Tief Mitte April um rund 30 Prozent erholen können. 'Anders als viele andere Rohstoffunternehmen schreibt Argonaut schwarze Zahlen.' Im ersten Quartal sei der Nettogewinn gegenüber dem Vorjahresquartal um 60 Prozent gestiegen, der Umsatz um 77 Prozent. 'Mutige kaufen jetzt wieder.' Auch aus technischer Sicht spräche einiges für ein Investment - allerdings nur für spekulative Anleger und als Beimischung. Am heutigen Donnerstag geht die Aktie an der Börse Frankfurt zu 5,60 Euro über den Tisch.
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© 6. Juni 2013/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Aktien haussieren, aber längst nicht alle: Die Entwicklung von Minenwerten läuft mehr als enttäuschend: 'Rio Tinto hat seit Jahresanfang 18 Prozent abgegeben, Anglo American 23 und BHP Billiton 17 Prozent', fasst Roland Stadler von der Baader Bank die Lage zusammen. Der Verfall der Rohstoffpreise, vor allem aufgrund des nachlassenden Booms in China, mache den Konzernen zu schaffen.
Der Rohstoffindex S&P GSCI war im Januar dieses Jahres noch gestiegen, dann ging es abwärts, viele Commodities erlebten Mitte April sogar einen regelrechten Einbruch. 'Die niedrigen Zinsen weltweit zeigen, dass die Konjunktur noch nicht wieder richtig angesprungen ist. Das drückt auf die Minenwerte', meint Stadler.
Keine Goldgräberstimmung
Nach Ansicht von Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler ist das Ende des Kursverfalls noch nicht gekommen. 'Wir haben das Tief noch nicht gesehen.' Einziger Lichtblick sind seiner Ansicht nach bestimmte Goldminenaktien, etwa Argonaut Gold. Martin Siegel von der Fondsgesellschaft Stabilitas ist etwas optimistischer: 'Der Minensektor wird von Anlegern weiterhin links liegen gelassen', bemerkt er zwar. Seiner Einschätzung nach kann man aber zumindest von ersten Ansätzen einer Stabilisierung bei fallenden Kursen sprechen. 'Die beiden wichtigen Minenindizes Xau und Hui konnten im Mai zumindest leicht im Plus landen.' Die Indizes beziehen sich allerdings nur auf Edelmetallproduzenten: Der Philadelphia Gold & Silver Miners Index, kurz Xau, enthält 30 wichtige Goldförderer, hinter Hui verbirgt sich der NYSE Arca Gold Bugs-Index, der ebenfalls Goldproduzenten abbildet.
Ein kleiner, aber nicht uninteressanter Aspekt ist Siegel zufolge die Entwicklung des australischen Dollars: Dieser sei im Mai gegenüber dem US-Dollar um 7 Prozent gefallen und mit 0,96 US-Dollar zeitweise so billig wie zuletzt Ende 2011 gewesen. 'Dies wirkt sich zwar einerseits negativ auf die aktuelle Performance aus, andererseits stärkt es aber den australischen Dollar-Goldpreis und somit auch die Wettbewerbsfähigkeit der australischen Minen.'
Konzerne haben zu kämpfen
Allerdings wurde schon mehrfach die Wende ausgerufen. Die Lage des britisch-australischen Rohstoffkonzerns BHP Billiton, weltweit Nummer 1, bleibt Vorhauser zufolge jedenfalls schwierig. Während der Rohstoffhausse 2009 und 2010 war der Kurs der Aktie (WKN 908101) explodiert und von 10 auf 30 Euro geklettert, dann folgte die kalte Dusche. 'Gegenüber dem Hoch hat die Aktie 30 Prozent eingebüßt. Aufgrund der schleppenden Nachfrage und fallender Preise ist das Unternehmen stark unter Zugzwang.'
Auch der jüngste Führungswechsel zeige, dass die Lage angespannt sei. 'Der neue Vorstandschef Andrew Mackenzie hat angekündigt, die für 2014 geplanten Investitionen um 18 Prozent auf rund 18 Milliarden US-Dollar zu senken.' BHP Billiton wird an der Börse Frankfurt heute zu 21,70 Euro gehandelt.
Anleger brauchen Nerven
Die Aktie von Rio Tinto (WKN 852147), Schwerpunkt Eisenerzförderung, hat Anlegern in den vergangenen Jahren ebenfalls wenig Freude bereitet, wie Stadler erläutert. Der Dividendentitel kostet an der Börse Frankfurt momentan 32,95 Euro, Anfang des Jahres waren es noch über 45 Euro. Das britisch-australische Unternehmen leidet, wie BHP Billiton, unter fallenden Rohstoffpreisen. Auch hier kam es Anfang des Jahres zu einem Führungswechsel, seit November läuft ein milliardenschweres Sparprogramm.
Ähnlich gebeutelt ist Anglo American: 2012 war der britische Konzern wegen hoher Abschreibungen auf Minenprojekte tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Kursverlauf (WKN A0MUKL) ist für Aktionäre sogar nochmals ernüchternder als der anderer Minenaktien: Seit Anfang 2011 hat sich der Wert mehr als halbiert, aktuell wird die Aktie zu knapp 17 Euro gehandelt.
Gute Aussichten für Argonaut Gold
Doch es gibt auch Chancen, wie Vorhauser meint: Die Aktie von Argonaut Gold (WKN A1C70D), einem kanadischen Goldproduzenten, hat sich seit dem Tief Mitte April um rund 30 Prozent erholen können. 'Anders als viele andere Rohstoffunternehmen schreibt Argonaut schwarze Zahlen.' Im ersten Quartal sei der Nettogewinn gegenüber dem Vorjahresquartal um 60 Prozent gestiegen, der Umsatz um 77 Prozent. 'Mutige kaufen jetzt wieder.' Auch aus technischer Sicht spräche einiges für ein Investment - allerdings nur für spekulative Anleger und als Beimischung. Am heutigen Donnerstag geht die Aktie an der Börse Frankfurt zu 5,60 Euro über den Tisch.
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© 6. Juni 2013/Anna-Maria Borse
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