FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 16. Mai 2014. Peeters prüft die Marktverfassung: Aufschwung oder Abschwung in Sicht?
Eine zweifelsohne sehr aufregende und für die meisten Börsianer auch sehr abwechslungsreiche Woche nähert sich ihrem Ende. Das Geschehen auf dem Börsenparkett war wie es in dieser Phase des Jahres üblich von einer Vielzahl von Unternehmensmeldungen geprägt. Sowohl unzählige Berichte über die Geschäftsverläufe in den ersten drei Monaten des Kalenderjahrs als auch ein Vielzahl von abgehaltenen Hauptversammlungen hat die Anleger bewegt.
"Bewegt" ist hier in dem Sinne zu verstehen, dass die Aufmerksamkeit der Investoren erregt worden ist. Für die eigentlichen Bewegungen der Märkte waren erneute andere Einflussfaktoren maßgeblich. Neben den in den vergangenen Tagen wenig beachteten, aber seit Wochen relevanten Konflikt in der Ukraine spielt wie so oft in den vergangenen Jahren die sehr offensiver Politik der Notenbanken eine gravierende Rolle. So waren es beispielsweise gewachsene Hoffnungen auf einen neuen "Push" durch die EZB, welche für den Kursschub Mitte der Woche verantwortlich waren.
Dazu kam dann noch einmal Markttechnik, die ebenfalls einen deutlichen Einfluss auf das Geschehen hinterlassen hat im Sinne eines Katalysators. Kaum waren in den USA die Höchststände der relevanten Indizes durchbrochen, haben Anschlusskäufe eingesetzt, zumal nicht wenige Anleger nicht mit dieser Entwicklung gerechnet haben und somit kalt erwischt wurden.
Dieses Schema hat sich in Deutschland allerdings nur bedingt wiederholt: Kurz nachdem es dem Leitindex DAX nach einer Stärkephase gelungen ist, ein neues Allzeithoch zu markieren, setzte eine Trendumkehr ein, die bis Freitagmittag anhielt.
Es ist schwer, hier Ursache und Wirkung eindeutig zuzuordnen, aber es scheint, dass eine zweifelsohne vorhandene breite Skepsis sich hier zumindest bislang nicht in Panikkäufen manifestiert hat, sondern schnell in den Marktkommentaren zum Ausdruck gebracht wird, wenn es zu Kursverlusten gekommen ist und diese noch verstärkt.
Die Argumente der "Bären" liegen auf der Hand und sind durchaus logisch: Ob es die mittlerweile objektiv sportliche Bewertung ist, die Saisonalität oder auch die schlichte Länge des aktuellen Börsenaufschwungs: Viele deutet auf fallende Kurse hin. Nur ist dies bislang tatsächlich noch nicht eingetreten, zumal die Macht der starken Liquidität nicht zu unterschätzen ist.
Dennoch scheint es gewagt, einen möglichen Abschwung zu früh zu den Akten zu legen. Diese zeichnen sich ja nun auch typischerweise durch einen schnellen Eintritt aus. Hierfür fehlt ein Anlass im Sinne eines externen "Schocks", wobei dieser bei der aktuellen globalpolitischen Gemengelage auch schnell eintreten kann. Die Frage, ob ein "Sell in May"-Ansatz in 2014 sinnvoll oder nicht, dürfte noch lange nicht beantwortet sein.
von Roger Peeters, Close Brothers Seydler Research AG
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© 16. Mai 2014
*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Frankfurter Wertpapierhandelsbank Close Brothers Seydler Bank, einer auf mittelständische Unternehmen fokussierte Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der "Platow Börse" und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm 'Finde die richtige Aktie - ein Profi zeigt seine Methoden' im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.
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