FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 20. Januar 2013. Der DAX rast von einem Rekordhoch zum nächsten. Auch die bisher unerreichte 10.000-Punkte-Marke könnte aus Sicht von Analysten schon bald geknackt werden.
Die Hausse ist in vollem Gange. Wer nach dem Rekordjahr 2013 mit einem baldigen Einbruch am Aktienmarkt gerechnet hat, wird derzeit eines besseren belehrt: Nach den neuen Rekordhochs des DAX in der vergangenen Woche steuert das deutsche Börsenbarometer geradewegs auf die 10.000-Punkte Marke zu. Und die Aussichten sind - zumindest hierzulande - weiter gut.
'Während sich eine robuste Gewinnentwicklung von US-Aktienwerten aufgrund des konjunkturellen Vorsprungs der USA längst eingestellt hat, fängt dieser Prozess für die Breite der Aktienunternehmen in der Eurozone erst an. Wegen der Abarbeitung der Krisensymptome steht die Konjunkturerholung in der Eurozone im Vergleich zur US-amerikanischen erst noch am Anfang', stellt Robert Halver von der Baader Bank fest. Dieses Nachholpotenzial verspreche höhere Wachstumsraten bei den Unternehmensgewinnen, was den Aktienmarkt stütze.
Gute Aussichten für Europa
'Der zunehmende Risikoappetit für europäische Aktien zeigt sich seit Anfang 2014 nicht zuletzt in einer relativen Stärke der Euro-Peripherie gegenüber den Kernmärkten. Insbesondere die griechischen, irischen und portugiesischen Aktienmärkte, aber auch italienische und spanische Werte profitieren von der Krisenentspannung und den Nachholeffekten gegenüber Deutschland und Frankreich', ergänzt Halver. Das ändere aber nichts an der ebenso positiven Gesamteinschätzung deutscher Aktien für 2014. 'Denn sie profitieren in besonderem Maße von der sich stabilisierenden Weltkonjunktur', erklärt der Finanzmarktstratege.
Am Montagmorgen liegt der DAX bei 9.688 Punkten mit einem halben Prozent leicht im Mnus. Vergangene Woche stand das Börsenbarometer mit 9.470 Punkten noch rund 250 Punkte tiefer.
Renditejagd in vollem Gange
Optimistisch zeigt sich auch die WGZ Bank: ' Solange die Refinanzierungen von Italien und Spanien am Primärmarkt ein Erfolg bleiben und die aktuelle Berichtssaison nicht enttäuscht, scheint aus unserer Sicht das durchaus vorhandene Rückschlagpotenzial eher begrenzt zu sein. Denn die Bewertungen sind noch immer als fair zu bezeichnen, zusätzlich ist von Euphorie wenig zu spüren, obwohl niedrige Volatilitätsstände gewöhnlich eine gewisse Sorglosigkeit ausdrücken', erklären die Analysten Bernd Scharr und Frank Wohlgemut. Zudem sei die Jagd nach Rendite in vollem Gange. 'Und die Asset-Klasse Aktie ist hier, unter Berücksichtigung der Risikokennziffern, unbestritten erste Wahl.'
Aktien mittlerweile teuer
Markus Reinwand von der Helaba warnt indes: Nicht nur US-Titel, auch Aktien aus Europa seien mittlerweile ambitioniert bewertet. 'So hat der DAX mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 13,3 auf Basis der ambitioniert wirkenden Konsensschätzungen für die Unternehmensgewinne der kommenden zwölf Monate den oberen Rand der Bewertungsspanne der vergangenen zehn Jahre erreicht.
Verglichen mit früheren Haussephasen sind deutsche Dividendentitel gemessen am Mittelwert der gängigsten Kennziffern wie Kurs/Gewinn-Verhältnis, Kurs/Cashflow-Verhältnis, Kurs/Buchwert- erhältnis und Dividendenrendite inzwischen sogar teuer', argumentiert der Analyst und weist darauf hin, dass zudem die Stimmungsindikatoren ausgesprochen optimistisch seien. Das sei in der Vergangenheit oft ein Vorbote von Korrekturen gewesen, erklärt Reinwand und rät Anlegern daher steigende Notierungen zu Gewinnmitnahmen zu nutzen.
Von Trendwende weit entfernt
Aus technischer Sicht scheint die Hausse bisher jedenfalls nicht in Gefahr: 'Von wegen dünne Luft - mit einem klareren Signal als den neuerlichen Rekordhochs von 9.790 Punkten hätten die Bullen dahingehende Zweifel wohl kaum zerstreuen können', kommentiert Wieland Staud, technischer Analyst und Geschäftsführer von Staud Research. Das Kursziel für den deutschen Leitindex von 9.870 bleibe aktuell. 'Mehr noch deutet derzeit vieles auf einen Vorstoß in fünfstelliges Terrain hin', ergänzt der Charttechniker. Eine vorübergehende Zwischenkonsolidierung sei derzeit jedoch nicht auszuschließen, zumal das Mitte Dezember begonnene Anstiegsmuster des DAX zunehmend an Reife gewinne. Nach der Eliott-Theorie steht somit demnächst eine Korrektur an.
Aus Sicht von Christoph Geyer von der Commerzbank ist die Marke von 10.000 Punkten beim DAX quasi nur noch einen 'Katzensprung' weit entfernt. 'Der seit 2011 bestehende Aufwärtstrend ist nicht in Gefahr. Selbst wenn eine Korrekturbewegung um mehrere 100 Punkte erfolgen sollte, ist eine Trendwende noch weit entfernt', erklärt der technische Analyst und geht davon aus, dass die Marke von 10.000 Punkten in den kommenden Wochen geknackt wird. 'Das scheint am Markt bereits beschlossene Sache zu sein.'
Wichtige Konjunktur- und Unternehmensdaten
Während in den USA der Fokus auf die Unternehmensgewinne von IBM, Microsoft, Mc Donald's und Procter & Gamble gerichtet ist, kommen aus Europa die ersten konjunkturellen Stimmungstests des Jahres.
Montag, 20. Januar
03.00 Uhr. China: BIP, 4. Quartal. Die zuletzt veröffentlichten Vertrauensumfragen lassen laut HSBC keine Beschleunigung des Wachstums erkennen. Die Analysten rechnen sogar mit einer Wachstumsverlangsamung von 7,8 auf 7,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 'Damit verbliebe das Wachstum zwar knapp oberhalb des Wachstumsziels der chinesischen Regierung von 7,5 Prozent, es wird aber immer deutlicher, dass die chinesische Wirtschaft derzeit nicht der Treiber des globalen Aufschwungs ist', kommentiert die Bank.
Dienstag, 21. Januar
11.00 Uhr. Deutschland: ZWE-Index, Januar. Nach den Zuwächsen der vergangenen Monate dürfte der Vertrauenswert aus Sicht der HSBC im Januar auf dem hohen Niveau von 62,0 Punkten stagniert haben. Damit würde eine Beschleunigung des BIP zum Jahresanfang signalisiert.
Mittwoch, 22. Januar
Japan: BoJ-Zinsentscheidung. Aus Sicht von Halver sind keine weiteren geldpolitischen Maßnahmen zu erwarten.
Donnerstag, 23. Januar
09.30 Uhr. Deutschland: PMI, Januar.
10.00 Uhr. Eurozone: PMI, Januar. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in Euroland wird aus Sicht von Robert Halver darauf hinweisen, dass sich die Euro-Konjunkturerholung weiterhin nur in Trippelschritten fortsetzt. Insbesondere die französische Industrie werde weiter als Problemfall auffallen. Deutlich bessere Stimmungsdaten erwartet der Analyst für Deutschland.
16.00 Uhr. USA: Bestehende Hausverkäufe, Dezember. Die Helaba erwartet einen leichten Anstieg von 4,9 auf 5,0 Millionen und ist damit etwas optimistischer als der Konsens, der mit einer Stagnation auf November-Niveau rechnet.
Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf boerse-frankfurt.de/termine. Möchten Sie den Wochenausblick kostenlos per E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an auf boerse-frankfurt.de/newsletter.
von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG
© 20. Januar 2013
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)