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Börse Frankfurt-News: Anleger müssen blechen (Anleihen)

Veröffentlicht am 20.07.2012, 15:58
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 20. Juli. Zum ersten Mal wurden in dieser Woche Bundesanleihen mit Minusrenditen emittiert. Italien und Spanien zahlen unterdessen weiter hohe Zinsen.

Was am Sekundärmarkt schon kalter Kaffee ist, zeigte sich in dieser Woche auch bei Neuemissionen: 'Die planmäßige Aufstockung der zweijährigen Nullkupon-Bundesschatzanweisungen (WKN 113738) mit Endfälligkeit 2014 konnte bei zweifacher Überzeichnung mit einer Durchschnittsrendite von -0,06 Prozent zugeteilt werden', erklärt Klaus Stopp von der Baader Bank.

Frankreich Zinsen im Rekordtief

Deutschland ist allerdings nicht der einzige Profiteur der Krise. Die Liquidität der Anleger fließt laut HSH Nordbank zunehmend auch in andere Länder Kerneuropas wie die Niederlande, Finnland und Belgien sowie, außerhalb der Eurozone, die Schweiz und Dänemark.

Auch Frankreich konnte sich zuletzt zu historisch niedrigen Zinsen fast 9 Milliarden Euro borgen, wie Dietmar Blum von der Hellwig Wertpapierhandelsbank berichtet. Er hält es für positiv, dass in der Wahrnehmung der Investoren die Grenze zwischen dem kranken und gesunden Teil Europas an der Südgrenze Frankreichs verlaufe - und nicht an der Westgrenze Deutschlands. 'Das Unwetter ist also noch ein bisschen entfernt und es gilt, auf guten (Ost)wind zu hoffen.'

Auch der Krisenfonds EFSF hat sich am Kapitalmarkt Geld geliehen und muss dafür, wie Deutschland, keine Zinsen zahlen. 'Diese Entwicklung vermag Politikern gefallen, aber ist nur begrenzt nachvollziehbar', kommentiert Stopp. Die Zinsen für Anleihen der Südländer bleiben indes hoch. 'Die Rendite für zehnjährige italienische Staatstitel notiert bei 6 Prozent, die für spanische Papiere bei 7 Prozent', erläutert die HSH Nordbank. Dagegen habe sich die Situation für Portugal und Irland mit einem deutlichen Renditerückgang über die vergangenen Monate merklich entspannt.

Bundestagsentscheid ohne Folgen

Eine Reaktion auf die gestern vom Bundestag gebilligten Hilfen für die spanischen Banken gab es übrigens nicht, wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft bemerkt. 'Das ist schon erstaunlich, eigentlich müssten die Kurse ja steigen.' Auch schlechte Nachrichten, wie etwa die abermalige Erhöhung des Defizitziels Spaniens und die drohende Zahlungsunfähigkeit Siziliens, blieben laut Arthur Brunner von ICF Kursmakler ohne große Auswirkungen. 'Die Märkte reagieren gelassen, was wohl an der Urlaubszeit liegt.' Obwohl es die Temperaturen eigentlich nicht vermuten ließen, sei die ganze Woche eine gewisse Lethargie im Handel spürbar gewesen.

Der Euro-Bund-Future ist gegenüber der Vorwoche abermals gestiegen und nähert sich immer mehr seinem historischen Hoch bei 146,89 Prozent - für Brunner auch ein Zeichen dafür, dass sich noch kein Weg aus der Krise abzeichnet. Heute notiert der Bund-Future bei 145,54 Prozent nach 144,83 am vergangenen Freitag. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen liegt aktuell bei 1,20 Prozent.

Peugeot-Papiere unter Druck

Im Corporate Bond-Bereich war Peugeot großes Thema. 'Die Anleihen sind nach Ankündigung des drastischen Restrukturierungsplans massiv unter die Räder gekommen', erklärt Daniel. Etwa sei das bis 2016 laufende Papier (WKN A0VSYU), das zuvor noch bei 102 Prozent gehandelt worden sei, bis unter 90 gefallen. 'Aktuell notiert die Anleihe bei 93,6 Prozent.' Von Papieren der dazu gehörenden Autobank Banque PSA (WKN A1A36E) hätten sich Anleger ebenso getrennt.

In 'Sippenhaft genommen' worden seien auch Anleihen von Renault, wie Stopp ergänzt, allerdings in deutlich geringerem Ausmaß. 'Die ebenfalls 2016 endfällige Anleihe (WKN A1GRNK) rentierte am 6. Juli noch bei 4,20 Prozent und stieg wegen der negativen Schlagzeilen beim Konkurrenten Peugeot bis auf rund 5,20 Prozent.' Insgesamt hätten Privatanleger verschnupft auf die Unternehmensnachrichten reagiert, inzwischen sei auf dem stark ermäßigten Niveau allerdings wieder Kaufinteresse auszumachen.

Nokia im Zick-Zack-Kurs

Volatiler Handel herrschte Brunner zufolge bei Anleihen von Nokia (WKN A0T9KM, A0T9L2). 'Diese mussten im Vorfeld der Veröffentlichung der Geschäftszahlen am Donnerstag deutliche Verluste hinnehmen.' Nachdem die Verkäufe des neuen Smartphones über den Erwartungen lagen, hätten die Einbußen aber wieder fast wieder wettgemacht werden können.

Solaranleihen nochmals billiger

Rasant nach unten ging es hingegen abermals für Solaranleihen, etwa Bonds von Solarworld (WKN A1CR73, A1H3W6). Die bis 2016 laufenden Papiere des Bonner Unternehmens stürzten parallel zur Talfahrt der Aktien innerhalb weniger Tage von 34 auf aktuell 22,3 Prozent. In der vergangenen Woche hatte mit dem Solaranlagenbauer Centrotherm ein weiteres Unternehmen der schwer angeschlagenen Branche Insolvenzantrag gestellt.

Minirendite von Nestlé

Im Bereich Neuemissionen ist es sommerferienbedingt ruhiger geworden. 'Die wenigen neuen Anleihen konnten jedoch problemlos platziert werden und erfreuten sich solider Nachfrage', meldet Stopp. Etwa habe Nestlé (WKN A1G7JJ) einen 500 Millionen Euro schweren Bond mit Laufzeit bis 2019 zu einem Zinssatz von 1,5 Prozent auf den Markt gebracht. 'Da es sich derzeit um den einzigen Euro-Bond des Unternehmens handelt, war die Nachfrage entsprechend groß.' Die Stückelung liegt bei 1.000 Euro.

Euro-Alternativen gefragt

Anleihen in australischen Dollar bleiben beliebt, wie Gregor Daniel erklärt. 'Hier wird quer Beet alles gekauft.' Wer zuletzt auf australische oder neuseeländische Dollar gesetzt hat, konnte sich in dieser Woche im Übrigen freuen: 'Zum australischen Dollar wurden bei 1,1818 und zur Kiwi-Währung bei 1,5296 zum Euro neue historische Tiefstände erreicht', berichtet Stopp. Auch Währungsanleihen auf norwegische Kronen, türkische Lira sowie chinesische Renminbi hätten sich weiterhin großer Beliebtheit erfreut.

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© 20. Juli 2012 / Anna-Maria Borse

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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