FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 20. Juni 2014. Bundesanleihen und US-Staatspapiere bleiben angesichts diverser Krisenherde gefragt. Außerdem sieht es nach wie vor nicht nach anziehenden Zinsen aus - auch nicht in den USA.
Die Kämpfe im Irak und die Situation in der Ukraine sorgen weiter für Unsicherheit. "Beide Krisen bedrohen die Entwicklung der Weltwirtschaft", bemerkt Kai Wohlfarth von der Commerzbank. Entsprechend reagierten die Rentenmärkte. "Sichere Häfen wie Bundesanleihen und US-Treasuries waren gesucht."
Die Bowle fließt weiter
Bis zum Mittwoch wartete der Markt zudem auf die Sitzung der US-Notenbank. "Es wurde deutlich, dass trotz gestiegener Inflationsrate und rückläufiger Arbeitslosenzahlen die Zinsen noch lange niedrig bleiben sollen", erklärt Arthur Brunner von ICF Kursmakler. Sowohl am Aktien- als auch am Rentenmarkt sei das gut aufgenommen worden. "Gestern rutschte die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen zwischenzeitlich bis auf 1,3028 Prozent." Laut Claudia Windt von der Helaba ist die US-Notenbank offenbar nicht gewillt, die "Party" zu beenden. "Während der ehemalige Fed-Präsident Martin es noch als seine vornehmste Aufgabe ansah, die Bowle vom Tisch zu nehmen, wenn die Party gerade richtig in Gang komme, wird das ohnehin schon gut gefüllte Glas von der amtierenden Präsidentin Yellen weiter aufgefüllt."
Der richtungsweisende Euro-Bund-Future bewegt sich weiter oberhalb von 145 Punkten, am Freitagmittag liegt der Index bei 145,97 Punkten nach 145,62 in der Vorwoche. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren aktuell mit 1,34 Prozent, vergangenen Freitag waren es 1,36 Prozent. Auch Papiere der Europeripherie bleiben gefragt.
Argentinien: Triumpf der Hedgefonds
Aufsehen erregte eine Entscheidung im Zusammenhang mit argentinischen Staatanleihen: Am Montag lehnte der Oberste Gerichtshof der USA einen Berufungsantrag Argentiniens ab, was zur Folge hat, dass das Land Gläubiger auszahlen muss, die an der Umschuldung von 2005 und 2010 nicht teilgenommen haben. Es geht um 1,5 Milliarden US-Dollar, die Papiere finden sich vor allem in der Hand von US-Hedgefonds. Befürchtet wird nun, dass das Land erneut zahlungsunfähig werden könnte.
Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft berichtet von hohen Umsätzen in der bis 2038 laufenden Argentinien-Anleihe mit Kupon von 2,26 Prozent (WKN A0VTZ1). "Erst gab es Verluste, dann Gewinne, dann wieder Verluste."
"Unmittelbar nach der Entscheidung gingen gerade die aus den Umtauschaktionen 2005 und 2010 hervorgegangenen Anleihen (WKN A0DUDC) auf Tauchstation", berichtet auch Sabine Tillmann von der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Am 30. Juni stehe der nächste Zinszahlungstermin zweier Discount-Anleihen (WKN A0DUDG, A0DUDE) an, wie die Händlerin meldet. "Bis zu diesem Zeitpunkt hat Argentinien die Chance, einen neuerlichen Zahlungsausfall zu vermeiden." Die noch nicht umgetauschten Alt-Anleihen des Landes gaben ebenfalls leicht nach. "Mittlerweile notieren diese Anleihen höher als vor dem Urteil."
Newmont Mining gesucht
Im Handel mit Corporate Bonds gibt es Daniel zufolge rege Nachfrage in einer auf US-Dollar lautenden Anleihe des US-Minenbetreibers Newmont Mining (WKN A1G153), die bis 2022 läuft. "Da steckt ein Tipp der Wirtschaftswoche dahinter für Anleger, die auf eine Erholung des Goldpreises setzen wollen." Aktuell wird das Papier zu 95,70 Prozent gehandelt, das ergibt bei einem Kupon von 3,5 Prozent eine Rendite von 4,16 Prozent.
Wie Tillmann berichtet, ist für Anleihen von Solarworld (WKN A1YDDX, A1YCN1) am 30. Juni die nächste Teiltilgung vorgesehen. "Zur technischen Durchführung werden beide Anleihen mit Ablauf des kommenden Montags vorübergehend vom Handel ausgesetzt."
Druck auf Sanochemia, Kursabsturz bei Mox Telecom
Bei den Mittelstandsanleihen geriet Sanochemia Pharmazeutika (WKN A1G7JQ) Brunner zufolge unter Druck. "Creditreform äußerte, dass eine Herabstufung drohen könnte." Der Kurs ist daraufhin von 108 auf 104 Prozent gefallen.
Zudem gibt es eine neue Insovenz: Der Ratinger Telekommunikationsdienstleister Mox Telecom hat am Amtsgericht Düsseldorf die finanzielle Restrukturierung im Schutzschirmverfahren beantragt. Ganz überraschend seien auslaufende Finanzierungen nicht verlängert worden. Die Anleihe (WKN A1RE1Z), deren Erstnotiz im Anleihe-Segment der Börse Stuttgart erfolgte, wurde zwischenzeitlich vom Handel ausgesetzt, wie Rainer Petz von Close Brothers Seydler meldet. Jetzt liegt der Kurs, nach 99 Prozent vor der Meldung, nur noch bei 24 Prozent.
Neue UBM-Anleihe
Am Markt für Neuemissionen ging es diese Woche im Allgemeinen ruhig zu, für Privatinvestoren interessante neue Papiere wurden nicht begeben.
Ab dem kommenden Mittwoch, dem 25. Juni, bis zum 2. Juli können Anleger eine neue Anleihe der österreichischen Immobiliengesellschaft UBM Realitäten zeichnen. Diese läuft bis Juli 2019 und bietet einen Kupon von 4,575 Prozent. Ein Antrag auf Einbeziehung in den Entry Standard für Unternehmensanleihen ist gestellt.
von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG,
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© 20. Juni 2014
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