FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 14. April 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Kursverluste der vergangenen Woche nähren Sorgen über die Verfassung der Aktienmarkt-Hausse. Analysten warnen vor fehlenden Kurstreibern und einer Überhitzung der Märkte.
Die Zweifel einiger Analysten in der Vorwoche waren offenbar nicht unberechtigt. Denn der DAX hat in den vergangenen fünf Handelstagen fast 300 Punkte verloren. Damit ist mittlerweile sogar die Zukunft des bisher noch intakten übergeordneten Aufwärtstrend alles andere als sicher, wie Staud Research aus Bad Homburg anmerkt. "Die Aufwärtstrendlinie verläuft derzeit bei rund 9.125 Zählern und dürfte - wie es aktuell aussieht - vermutlich schon bald einem Test unterzogen werden. Sollte er brechen, wären weitere markante Tiefs unter denen vom März die bittere Konsequenz", warnt der technische Analyst Wieland Staud.
Am Montagmorgen startet der DAX mit einem Minus von einem halben Prozent bei rund 9.250 Punkten in den Handel.
Und auch aus fundamentaler Sicht sind aktuell kaum Aufwärtsimpulse in Sicht. Berndt Fernow von der LBBW betont, dass auch von Seiten der laufenden Berichtssaison keine großen Kurstreiber zu erwarten seien. "Die Belastungen aus dem Schwellenländer-Geschäft, die sich wie ein Leitmotiv durch die letzten Unternehmensausblicke zogen, dürften weiterhin Molltöne bringen." Auch das Anlegersentiment scheint aus Sicht des Investmentanalysten den Zenit überschritten zu haben. "Schwächephasen sollten daher nicht mehr uneingeschränkt als neue Kaufgelegenheiten gesehen werden", warnt Fernow. Daneben drücke die sich gerade auf die Ostukraine ausweitende Krimkrise weiter auf die Stimmung.
Allgemeine Überhitzung
Dass die Aktienkurse fallen und sichere Häfen wie Bundesanleihen, US-Treasuries oder Gold wieder gefragt sind, liegt aus Sicht von Christian Apelt von der Helaba in erster Linie an einer Überhitzung der Märkte. "An den Börsen verloren zuletzt vor allem die Aktien, die in der Vergangenheit besonders stark gestiegen waren, das heißt in den USA der Hightech-lastige Nasdaq-Index - insbesondere Biotech-Aktien - oder in Europa der zuvor haussierende italienische Markt sowie der im Vorjahr dramatische gekletterte Nikkei-Index aus Japan. Die negative Kursreaktion ohne wirklichen Auslöser spricht dafür, dass allgemeinere Grunde zu suchen sind. Nach den deutlichen Kursanstiegen in den vergangenen Jahren und insbesondere 2013 sind die Aktienmärkte zum Teil überhitzt, die Bewertungen häufig zu hoch", kommentiert Apelt.
Das Chance-Risiko-Verhältnis habe sich verschlechtert, Anleger machten einfach Kasse. Ob von der angelaufenen Berichtssaison neue Kaufsignale kommen, darf aus Sicht des Analysten ebenfalls bezweifelt werden. In dieser Woche könnten aber immerhin positive Konjunkturdaten aus den USA die Stimmung etwas aufhellen, meint Apelt.
Ende der Hausse noch nicht gekommen
Das Ende des übergeordneten Aufwärtstrends will Robert Halver von der Baader Bank bislang aber nicht ausmachen. "Unser Basisszenario bleibt eine diplomatische Lösung der Krise in der Ukraine und eine verbesserte Einschätzung der Konjunktur vor allem in Asien", erläutert der Stratege und weist darauf hin, dass auch der Ausblick des als Konjunkturindikator geltenden US-Aluminium-Konzerns Alcoa zuversichtlich stimme. Grundsätzlich bleibe die internationale Geldpolitik weiterhin die Aorta der Märkte. "Insgesamt dürften sich die Aktienmärkte spätestens in der zweiten Jahreshälfte wieder deutlicher von ihrer positiven Seite zeigen", erwartet Halver.
Wichtige Konjunktur- und Unternehmensdaten
Während die US-Berichtssaison zum ersten Quartal unter anderem mit den Ergebnissen der Großbanken Citigroup, Goldman Sachs, Morgan Stanley und Bank of America volle Fahrt aufnimmt, kommen von Konjunkturseite Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt Chinas im ersten Quartal. Hierzulande wird der ZEW-Index erwartet, kommen neben wichtigen Einkaufsmanagerindizes zudem die Daten zur Industrieproduktion im März.
Montag, 14. April
11.00 Uhr. Eurozone: Industrieproduktion, Februar. Nachdem die Produktion in den Niederlanden, Spanien und Deutschland kräftig zulegte, erwarten die Analysten der HSBC für die gesamte Eurozone ein Plus 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat bzw. eine Jahresrate von 1,7 Prozent.
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze, März. Nachdem die jüngste Erholung der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit zu einem enormen Lohnplus beigetragen hat, erwarten die Analysten der DekaBank eine starke Konsumdynamik und rechnen mit dem stärksten Zuwachs der US-Einzelhandelsumsätze seit eineinhalb Jahren. "Unterstützung erhält unsere Prognose von bereits gemeldeten Fahrzeugverkäufen, die im März ungewöhnlich kräftig zugelegt haben. Zudem kamen ermutigende Informationen aus dem Bereich der Verbrauchermärkte", betonen die Analysten.
Dienstag, 15. April
11.00 Uhr. Deutschland: ZWE-Index, April. Während sich die Erwartungen zuletzt abgeschwächt hatten, legte die Labgebeurteilung weiter zu. Dieser Trend dürfte sich nach Einschätzung der HSBC im April fortgesetzt haben. Belastet werden die Erwartungen aus Sicht der Analysten durch anhaltende Unsicherheiten in den Schwellenländern. Das Haus prognostiziert einen Rückgang der Erwartungen von 46,6 auf 42 und einen Anstieg der Lagebeurteilung von 51,3 auf 52 Punkte.
14.30 Uhr. USA: Empire-State-Index, April. Im Konsens erwarten Analysten einen Anstieg auf 7,5, nach mit 5,6 Punkten im März.
Mittwoch, 16. April
4.00 Uhr. China: BIP, erstes Quartal. Die Wirtschaft Chinas sei schwach in das Jahr gestartet, konstatiert die Deka Bank. Daran ließen die bisherigen Daten für die Industrieproduktion, die Investitionen und die Einkaufsmanagerindizes kaum einen Zweifel. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte aus Sicht des Instituts im ersten Quartal um 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen sein, nachdem im Vorquartal noch ein Wachstum von 7,7 Prozent zu Buche stand.
14.30 Uhr. USA: Baubeginne, März. Die Baader Bank geht davon aus, dass der Konsum nach dem harten Winter wieder zu einem stabilisierenden Faktor für die US-Wirtschaft wird. "Das gilt auch für den US-Immobiliensektor, auf dem wieder anziehende Baubeginne und -genehmigungen eine Festigung signalisieren", erwartet Stratege Halver.
15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion, März. Mit einem Zuwachs um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat rechnet der Konsens mit einer Stagnation auf Vormonatsniveau.
Donnerstag, 17. April
16.00 Uhr: USA, Philly Fed-Index, April. Der Einkaufsmanagerindex der Philadelphia Fed wird nach Ansicht der Baader Bank auf eine robuste Konjunkturentwicklung hindeuten, auch wenn sich die US-Industrieproduktion im März nur seitwärts entwickelt haben dürfte.
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von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG
© 14. April 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)