FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 1. November 2012. Auch wenn die Berichtssaison nicht jeden zufriedenstellt: Viele Aktionäre profitieren derzeit von guten Unternehmenszahlen, etwa die von Lloyds TSB, Softbank, Mastercard und Jiangxi Copper.
Es ist zwar die Zeit der Quartalsberichte, in den vergangenen Tagen dominierten aber ganz andere Themen. 'Die Woche steht ganz im Zeichen von Wirbelsturm Sandy', erklärt Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler. Eine Schließung der Börsen für zwei Handelstage sei extrem außergewöhnlich. 'Schon eine wetterbedingte Schließung für nur einen Tag kommt sehr selten vor.' Im Handel mit Auslandsaktien sei Montag und Dienstag nicht viel los gewesen, am heutigen Donnerstag mache sich zudem der Feiertag in einigen katholischen Regionen Europas bemerkbar.
Fokus wieder auf Unternehmenszahlen
Auch Jan Vrbsky von der Baader Bank meldet unterdurchschnittliche Umsätze. Nach mehreren von 'Sandy' geprägten Tagen richte sich die Aufmerksamkeit aber jetzt wieder auf Unternehmens- und Konjunkturzahlen. 'Wir sind zurück in der Normalität.'
Trotz der großen Schäden durch den Hurrikan präsentierte sich der US-amerikanische Aktienmarkt am gestrigen Mittwoch unbeeindruckt: Der Dow Jones schloss kaum verändert, die Kurse an der Nasdaq gaben etwas nach. 'Es kam allerdings noch zu einigen technischen Problemen', berichtet Vorhauser, der Handel habe noch nicht zu 100 Prozent funktioniert. Die europäischen Märkte wurden Vorhauser zufolge durch gute Quartalszahlen gestützt, besonders von deutschen Unternehmen.
Land in Sicht für Lloyds
Doch auch zahlreiche ausländische Adressen konnten punkten: Deutlich zugelegt hat etwa die Aktie des britischen Finanzkonzerns Lloyds TSB, der in der Finanzkrise heftig Federn lassen musste. 'Lloyds hat im dritten Quartal zwar weiter rote Zahlen geschrieben, der Verlust konnte aber verringert werden', berichtet Vrbsky. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn habe sich mehr als verdoppelt.
'Der Konzern hat hohe Zahlungen wegen Falschberatung bei Kreditausfallversicherungen zu leisten, diese neigen sich aber dem Ende zu.' Außerdem laufe das Kosteneinsparprogramm besser als geplant, auch mit den nötigen Abschreibungen komme man gut voran. 'Die Aktie (WKN 871784) ist fast 5 Prozent im Plus. Der Kurs des Managements überzeugt Anleger offenbar.' Am heutigen Donnerstag wird der Dividendentitel zu 0,53 Euro gehandelt, Anfang des Jahres waren es nur 0,30 Euro. Anfang 2007 - also vor der Finanzkrise - kostete die Aktie allerdings noch 4,60 Euro.
Softbank erholt sich
Die Aktionäre von Softbank (WKN 891624), dem japanischen Mobilfunkunternehmen, können sich ebenfalls freuen. 'Die Aktie ist aufgrund sehr guter Quartalszahlen heute 3,6 Prozent im Plus', meldet Vrbsky. Der Umsatz von Softbank sei im zweiten Quartal des Geschäftsjahres um 6 Prozent gestiegen, der Gewinn um 7 Prozent. Der Ausblick sei 'stabil positiv.' Der Nummer Drei in Japan gelinge es, bei den Kundenzahlen zu den Konkurrenten NTT DoCoMo und KDDI aufzuschließen. 'Softbank ist der innovativste Telekommunikationskonzern Japans', meint der Händler. Im Oktober hatte Softbank die Übernahme von Sprint-Nextel, dem drittgrößten US-amerikanischen Mobilfunkanbieter, bekannt gegeben. Die Aktie verlor rund ein Viertel ihres Wertes und fiel auf unter 23 Euro. Aktuell geht sie zu 24,30 Euro über den Tisch.
Kauflust beflügelt Mastercard
Sprudelnde Gewinne gab es auch beim US-Kreditkartenkonzern Mastercard, wie Vorhauser berichtet. 'Der Gewinn im dritten Quartal erhöhte sich um 8 Prozent auf 772 Millionen US-Dollar, der Umsatz kletterte um 5 Prozent auf 1,92 Milliarden US-Dollar.' Dazu habe vor allem das Neukundengeschäft in Europa beigetragen, doch auch in den USA fassten Konsumenten wieder Vertrauen. Der Aktienkurs (WKN A0F602) stieg an der Börse Frankfurt nach Bekanntgabe der Zahlen am gestrigen Mittwoch um 0,6 Prozent auf 351 Euro, heute wird der Dividendentitel zu 353 Euro gehandelt.
Kupferpreisanstieg kommt Jiangxi Copper zugute
Der chinesische Kupferproduzent Jiangxi Copper musste für das dritte Quartal zwar einen leichten Nettogewinnrückgang bekanntgeben, der Umsatz stieg aber um 24,2 Prozent, wie Vorhauser außerdem erläutert. 'Das ist auf den gegenüber dem zweiten Quartal gestiegenen Kupferpreis zurückzuführen.' Zudem wolle das Unternehmen den Absatz im Heimatland drosseln, lieber exportieren und damit von den hohen Preisen auf dem Weltmarkt profitieren. Die Aktie (WKN A0M4YE) kostet heute 2,02 Euro, Anfang September waren es nur 1,68 Euro.
Kurseinbruch von Swedish Match
Nicht so recht überzeugen konnten die durchaus guten Quartalszahlen des schwedischen Tabakkonzerns Swedish Match. 'Sowohl Umsatz als auch Gewinn legten zu, vor allem dank steigender Absatzzahlen von Kau- und Schnupftabak', weiß Vorhauser. Unter anderem hätten sich verstärkte Marketingaktivitäten in den USA positiv ausgewirkt. Analysten hatten aber mit besseren Zahlen gerechnet, zudem wurde für das vierte Quartal ein niedrigerer Gewinn in Aussicht gestellt. Der Aktienkurs (WKN 900439) brach ein: Während der Dividendentitel vergangenen Freitag noch bei über 30 Euro notierte, sind es jetzt nur noch 25,40 Euro.
Möchten Sie den Auslandsaktien-Marktbericht jede Woche an Ihre E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an für den Börse Frankfurt Newsletter unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.
© 1. November 2012 / Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Es ist zwar die Zeit der Quartalsberichte, in den vergangenen Tagen dominierten aber ganz andere Themen. 'Die Woche steht ganz im Zeichen von Wirbelsturm Sandy', erklärt Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler. Eine Schließung der Börsen für zwei Handelstage sei extrem außergewöhnlich. 'Schon eine wetterbedingte Schließung für nur einen Tag kommt sehr selten vor.' Im Handel mit Auslandsaktien sei Montag und Dienstag nicht viel los gewesen, am heutigen Donnerstag mache sich zudem der Feiertag in einigen katholischen Regionen Europas bemerkbar.
Fokus wieder auf Unternehmenszahlen
Auch Jan Vrbsky von der Baader Bank meldet unterdurchschnittliche Umsätze. Nach mehreren von 'Sandy' geprägten Tagen richte sich die Aufmerksamkeit aber jetzt wieder auf Unternehmens- und Konjunkturzahlen. 'Wir sind zurück in der Normalität.'
Trotz der großen Schäden durch den Hurrikan präsentierte sich der US-amerikanische Aktienmarkt am gestrigen Mittwoch unbeeindruckt: Der Dow Jones schloss kaum verändert, die Kurse an der Nasdaq gaben etwas nach. 'Es kam allerdings noch zu einigen technischen Problemen', berichtet Vorhauser, der Handel habe noch nicht zu 100 Prozent funktioniert. Die europäischen Märkte wurden Vorhauser zufolge durch gute Quartalszahlen gestützt, besonders von deutschen Unternehmen.
Land in Sicht für Lloyds
Doch auch zahlreiche ausländische Adressen konnten punkten: Deutlich zugelegt hat etwa die Aktie des britischen Finanzkonzerns Lloyds TSB, der in der Finanzkrise heftig Federn lassen musste. 'Lloyds hat im dritten Quartal zwar weiter rote Zahlen geschrieben, der Verlust konnte aber verringert werden', berichtet Vrbsky. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn habe sich mehr als verdoppelt.
'Der Konzern hat hohe Zahlungen wegen Falschberatung bei Kreditausfallversicherungen zu leisten, diese neigen sich aber dem Ende zu.' Außerdem laufe das Kosteneinsparprogramm besser als geplant, auch mit den nötigen Abschreibungen komme man gut voran. 'Die Aktie (WKN 871784) ist fast 5 Prozent im Plus. Der Kurs des Managements überzeugt Anleger offenbar.' Am heutigen Donnerstag wird der Dividendentitel zu 0,53 Euro gehandelt, Anfang des Jahres waren es nur 0,30 Euro. Anfang 2007 - also vor der Finanzkrise - kostete die Aktie allerdings noch 4,60 Euro.
Softbank erholt sich
Die Aktionäre von Softbank (WKN 891624), dem japanischen Mobilfunkunternehmen, können sich ebenfalls freuen. 'Die Aktie ist aufgrund sehr guter Quartalszahlen heute 3,6 Prozent im Plus', meldet Vrbsky. Der Umsatz von Softbank sei im zweiten Quartal des Geschäftsjahres um 6 Prozent gestiegen, der Gewinn um 7 Prozent. Der Ausblick sei 'stabil positiv.' Der Nummer Drei in Japan gelinge es, bei den Kundenzahlen zu den Konkurrenten NTT DoCoMo und KDDI aufzuschließen. 'Softbank ist der innovativste Telekommunikationskonzern Japans', meint der Händler. Im Oktober hatte Softbank die Übernahme von Sprint-Nextel, dem drittgrößten US-amerikanischen Mobilfunkanbieter, bekannt gegeben. Die Aktie verlor rund ein Viertel ihres Wertes und fiel auf unter 23 Euro. Aktuell geht sie zu 24,30 Euro über den Tisch.
Kauflust beflügelt Mastercard
Sprudelnde Gewinne gab es auch beim US-Kreditkartenkonzern Mastercard, wie Vorhauser berichtet. 'Der Gewinn im dritten Quartal erhöhte sich um 8 Prozent auf 772 Millionen US-Dollar, der Umsatz kletterte um 5 Prozent auf 1,92 Milliarden US-Dollar.' Dazu habe vor allem das Neukundengeschäft in Europa beigetragen, doch auch in den USA fassten Konsumenten wieder Vertrauen. Der Aktienkurs (WKN A0F602) stieg an der Börse Frankfurt nach Bekanntgabe der Zahlen am gestrigen Mittwoch um 0,6 Prozent auf 351 Euro, heute wird der Dividendentitel zu 353 Euro gehandelt.
Kupferpreisanstieg kommt Jiangxi Copper zugute
Der chinesische Kupferproduzent Jiangxi Copper musste für das dritte Quartal zwar einen leichten Nettogewinnrückgang bekanntgeben, der Umsatz stieg aber um 24,2 Prozent, wie Vorhauser außerdem erläutert. 'Das ist auf den gegenüber dem zweiten Quartal gestiegenen Kupferpreis zurückzuführen.' Zudem wolle das Unternehmen den Absatz im Heimatland drosseln, lieber exportieren und damit von den hohen Preisen auf dem Weltmarkt profitieren. Die Aktie (WKN A0M4YE) kostet heute 2,02 Euro, Anfang September waren es nur 1,68 Euro.
Kurseinbruch von Swedish Match
Nicht so recht überzeugen konnten die durchaus guten Quartalszahlen des schwedischen Tabakkonzerns Swedish Match. 'Sowohl Umsatz als auch Gewinn legten zu, vor allem dank steigender Absatzzahlen von Kau- und Schnupftabak', weiß Vorhauser. Unter anderem hätten sich verstärkte Marketingaktivitäten in den USA positiv ausgewirkt. Analysten hatten aber mit besseren Zahlen gerechnet, zudem wurde für das vierte Quartal ein niedrigerer Gewinn in Aussicht gestellt. Der Aktienkurs (WKN 900439) brach ein: Während der Dividendentitel vergangenen Freitag noch bei über 30 Euro notierte, sind es jetzt nur noch 25,40 Euro.
Möchten Sie den Auslandsaktien-Marktbericht jede Woche an Ihre E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an für den Börse Frankfurt Newsletter unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.
© 1. November 2012 / Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)