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Börse Frankfurt-News: "Das August-Trauma an den Aktienmärkten" (Hüfner)

Veröffentlicht am 05.08.2014, 15:40
Aktualisiert 05.08.2014, 15:42
Börse Frankfurt-News: "Das August-Trauma an den Aktienmärkten" (Hüfner)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 5. August 2014. Die Schwäche der Aktienmärkte in den vergangenen Tagen hat mich alarmiert. Bei der Analyse der Entwicklung stieß ich auf eine Überraschung.

Ich bin an sich ein Optimist. Bei der Analyse der Aktien­kursentwicklung der vergangen Tage stieß ich jedoch auf einen Vergleich, der mich stutzig machte. Das, was wir derzeit beim DAX erleben, hat nämlich eine verblüffende Ähnlichkeit mit der Entwicklung von vor drei Jahren im August 2011. Die Parallelität ist so frappierend, dass sie fast zu gut ist, um wahr zu sein.

Schauen Sie sich die Grafik an. Hier habe ich die Ent­wicklung des DAX in den Jahren 2011 und 2014 über­einander gelegt (zur Verbesserung der Vergleichbarkeit habe ich die Werte zum 1. Januar der jeweiligen Jahre auf 100 normiert). In den ersten sieben Monaten der bei­den Jahre haben sich die Kurse unter Schwankungen weitgehend seitwärts entwickelt. Das war nicht weiter aufregend. Ende Juli/Anfang August ging es dann aber in beiden Fällen fast senkrecht nach unten. In sechs Wochen verlor der DAX im Jahre 2011 in der Spitze 30 Prozent. Es dauerte zwei Monate, bis der Spuk vorbei war. Insgesamt ergab sich ein Verlust, der bis zum Jahres­ende nicht mehr aufgeholt werden konnte.

Könnte es sein, dass sich diese Entwicklung wiederholt und wir uns damit von den Träumen eines DAX über 10.000 am Jahresende verabschieden müssen? Um die Frage zu beantworten, ist es ganz hilfreich, auch einmal die fundamentale Situation damals und heute zu be­trachten. Hier gibt es Ähnlichkeiten und Unter­schiede.

Der Kurseinbruch 2011 hatte zwei Ursachen. Das eine war die Verschlechterung der Konjunktur zur Jahres­mitte. Das ist ganz ähnlich wie heute. Der Unterschied besteht nur darin, dass die Wachstumsschwäche da­mals weltweit war. In den USA gab es zum Teil sogar Rezessionsängste. Diesmal ist nur Europa betroffen, insbesondere Deutschland. In den USA geht es weiter kräftig nach oben. Hier schneidet 2014 also besser ab als 2011.

Der zweite Grund, der die Märkte damals verunsicherte, war die Eurokrise. Mitte 2011 wurden die Zweifel immer größer, dass die Gemeinschaftswährung vielleicht doch nicht überlebensfähig wäre. Die Maßnahmen der Regie­rungen zur Eindämmung der Krise wirkten nicht. Die Märkte fingen an, über den Staatsbankrott des einen oder anderen Landes zu räsonieren. Anleger flüchteten aus Europa. So etwas gibt es heute nicht. Der Euro ist zwar noch nicht gerettet, er ist aber aus dem Gröbsten raus.

Dafür gibt es jetzt aber eine Vielzahl Krisen ganz ande­rer Art. Da sind die geopolitischen Spannungen in der Ukraine und dem Nahen und Fernen Osten, die durch­aus noch gefährlich eskalieren können. Die Sanktionen gegen Russland werden Europa auch ohne Gegenmaß­nahmen im Energiebereich nach Schätzungen der EU-Kommission etwa 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte Wachstum kosten. Das ist rund ein Viertel des gesamten Wachs­tums.

Da sind - auf ganz anderer Ebene - Zinsängste ausge­hend von dem geldpolitischen Kurswechsel in den USA. Da sind Deflationsbefürchtungen in Europa, die die EZB zu unkonventionellen Maßnahmen bewegen könnten. Manche Investoren betrachten das mit Argwohn (vor allem das Quantitative Easing, das heißt Käufe von Staatsanleihen am offenen Markt, so wie es die Ame­rikaner und Briten tun). Dazu kommt die Argentinien-Krise, die auch nicht geeignet ist, Vertrauen bei den An­legern zu stärken.

Es ist schwierig zu spekulieren, welche Problem­mi­schung gefährlicher ist, die vom Sommer 2011 oder die jetzige. Insofern kann man auch nicht sagen, ob der der­zeitige Einbruch an den Märkten genauso groß und ge­nauso lang sein muss wie der damalige. Ich persönlich glaube, dass die Märkte die Situation damals als gefähr­licher einschätzten als das heute der Fall ist. Das hängt freilich auch damit zusammen, dass etwaige Weiterun­gen insbesondere bei den geopolitischen Risiken nicht wirklich eingepreist sind.

Sicher erscheint in jedem Fall, dass die Entwicklung da­mals wie heute in Europa stärker ausgeprägt ist als in den USA. Das zeigt sich auch an den Märkten. Schon in den vergangenen Tagen hat sich der Dow besser gehalten als der DAX. Die Märkte der Peripherieländer lagen damals tief am Boden. Sie stehen heute wesentlich besser da. Allerdings sind sie anfällig, weil Investoren in Krisenzei­ten gerne Gewinne mitnehmen.

Für Anleger

Fast könnte man den Eindruck haben, als ob der August in den Augen der Märkte den Mai ablösen könnte ("Sell in May and go away ..."). Ich will hier nicht den Teufel an die Wand malen. Wenn sich aber die Geschichte von 2011 wiederholen würde, dann müssten die Kurse ge­messen am DAX bis auf einen Indexstand von 7.000 (!) zurückgehen. Das ist sicher übertrieben. Selbst wenn es nicht so schlimm kommt, ist es aber mehr als nur eine rein technisch bedingte Schwankung. Es ist ein Schock. Es empfiehlt sich daher, Sicherheiten in das Depot ein­zubauen.

Andererseits ist es, dabei bleibe ich, noch kein Ende der langfristigen Aufwärtsentwicklung an den Aktienmärkten. Auch nach dem Intermezzo im August 2011 ging die Hausse weiter - so stark, dass sich heute fast niemand mehr an den damaligen Einbruch erinnert. Es gelten die alten Argumente. Es gibt keine Rezession. Die Wirt­schaft wächst, wenn auch nicht so stark wie ursprünglich angenommen. Die Liquidität ist nach wie vor hoch. Die Zinsen sind niedrig. Alternativen zur Aktie sind daher wenig attraktiv.

Anmerkungen oder Anregungen? Martin Hüfner freut sich auf den Dialog mit Ihnen: redaktion@deutsche-boerse.com.

von Martin Hüfner, Assenagon

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© 5.August 2014

Dr. Martin W. Hüfner ist Chief Economist bei Assenagon. Viele Jahre war er Chefvolkswirt der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG und Senior Economist der Deutschen Bank AG. Er leitete fünf Jahre den renommierten Wirtschafts- und Währungsausschuss der Chefvolkswirte der Europäischen Bankenvereinigung in Brüssel. Zudem war er über zehn Jahre stellvertretender Vorsitzender beziehungsweise Vorsitzender des Wirtschafts- und Währungsausschusses des Bundesverbandes Deutscher Banken und Mitglied des Schattenrates der Europäischen Zentralbank, den das Handelsblatt und das Wallstreet Journal Europe organisieren. Dr. Martin W. Hüfner ist Autor mehrerer Bücher, unter anderem "Europa - Die Macht von Morgen" (2006), "Comeback für Deutschland" (2007), "Achtung: Geld in Gefahr" (2008) und "Rettet den Euro!" (2011).

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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